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Alles offen statt jeder für sich: Im Herzen des neuen Gebäudes soll eine Art Riesen-Gemeinschaftsraum entstehen.
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Neue Büro-Gebäude geplant: Friedrichshain wird Zalando-Stadt

Der Onlinehändler Zalando baut einen umfangreichen Bürokomplex in Berlin-Friedrichshain - und schafft damit Platz für 1000 weitere Mitarbeiter.

Von Maris Hubschmid

In einem kleinen Büro in der Torstraße in Berlin-Mitte betreiben zwei junge Männer eine Internetseite. Sie verkaufen Schuhe, die sie im Keller lagern. Wenn Kunden anrufen, gehen sie ans Telefon, die Pakete tragen sie eigenhändig zur Post. Heute, sieben Jahre später, präsentiert Zalando den Entwurf für seinen ersten komplett eigenen Bürokomplex: Ein futuristisches Gebäude mit sieben Stockwerken und 29 000 Quadratmetern, dazu ein zweiter Bau mit weiteren 13 000 Quadratmetern Fläche. Die Häuser sollen die bisher genutzten Immobilien ergänzen und zu einem „Zalando-Campus“ verbinden, der ab Mitte 2018 Platz für insgesamt 5000 Mitarbeiter auf 100 000 Quadratmetern bietet.

Mit dem so selbstbewussten wie kostspieligen Schritt bekennt sich das einstige Start-up, das aktuell 4000 Mitarbeiter in Berlin beschäftigt, abermals zu seinen ehrgeizigen Wachstumszielen – und zu Friedrichshain. Entstehen soll das neue Hauptquartier auf dem sogenannten Anschutz- Gelände an der Mediaspree, das einst die AEG beheimatete. Es liegt in direkter Nachbarschaft der Mercedes-Benz-Arena und unweit der East Side Gallery, wo in der Tamara-Danz-Straße die aktuelle Zentrale des Versandhändlers steht.

Zalando will als innovativer Technologiekonzern und moderner Arbeitgeber wahrgenommen werden.
Zalando will als innovativer Technologiekonzern und moderner Arbeitgeber wahrgenommen werden.
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Ein Quartier nach Vorbild der Siemensstadt?

Im ehemaligen Postbahnhof sind die Fotostudios einquartiert, erst vor kurzem wurden unweit entfernt im „Arena Boulevard“ an der Storkower Straße 3500 zusätzliche Quadratmeter eingerichtet. Weitere Büroflächen an verschiedenen Standorten im Bezirk sollen 2016 und 2017 bezugsfertig sein. „Der Kiez passt gut zu unserem Team“, sagte Finanzvorstand Rubin Ritter am Dienstag bei der Vorstellung der Pläne in der Tamara-Danz-Straße. Viele der überwiegend jungen Mitarbeiter lebten im Umfeld.

„Wer weiß, wie wir in den nächsten Jahrzehnten diesen Kiez hier nennen werden“, sagt Stefan Franzke, Sprecher der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner. „Ich denke da an die Entstehung von Siemens-Stadt.“ Synonym für eine moderne Berliner Erfolgsgeschichte, das sei Zalando – „innovative und wachsende Unternehmen wie Zalando sind es, die Berlins internationale Strahlkraft prägen“.

Immer mehr Unternehmen etablieren sich in der Hauptstadt nicht mehr nur ideell, sondern auch räumlich, wollen nach dem Image nun die Skyline prägen. So zieht der Start-up-Entwickler Rocket Internet kommendes Jahr in das GSW-Hochhaus in der Kreuzberger Charlottenstraße, weil der bisherige Firmensitz in der Johannisstraße in Berlin-Mitte zu klein geworden ist. Auch hier soll, durch die Verbindung zweier Gebäude und in Sichtweite des Checkpoint Charlies, mit dem „Rocket Tower Europas größter Start-up-Campus entstehen“, wie die Gesellschaft es formuliert.

Microsoft und Amazon machen es vor

Große Vorbilder haben die Unternehmen in Konzernen wie Microsoft, das in einer Garage gegründet wurde und in Redmond an der Westküste der USA heute mehr als 30 000 Mitarbeiter auf dem Microsoft-Campus versammelt. Oder in Amazon, das im Zentrum Seattles den gesamten Stadtteil South Lake Union dominiert, wo der Internetkonzern immer weitere Hochhäuser hochzieht.

Auch das Start-up-Zentrum Factory expandiert in Berlin kräftig und will mit namhaften Mietern wie Soundcloud und Google von derzeit einem auf bald drei Standorte erweitern. Das amerikanische Unternehmen We Work, einer der weltweit erfolgreichsten Anbieter von Arbeitsräumen für junge Unternehmen, steigt zum Jahreswechsel mit gleich drei Niederlassungen für 2500 Mitarbeiter in Berlin ein. Wo genau, ist noch geheim.

Freiheit bei Wohnzimmeratmosphäre

Mit dem Bau der neuen Zalando-Zentrale soll im zweiten Quartal 2016 begonnen werden, sagt Vorstand Ritter. Erdacht hat das Gewinner-Konzept das Architekturbüro Henn: Flexibel, einladend, modern soll das Flaggschiff sein, das aus der Vogelperspektive wie ein doppeltes X anmutet. Lange Sichtachsen, breite, zurückgesetzte Fensterfronten und Außen- statt Innenhöfe, um sich den umliegenden Gebäuden zu öffnen, preist Architekt Gunter Henn. Das Herz bildet ein großzügiges Atrium, von dem aus man die Galerien der einzelnen Etagen hoch bis in den Himmel blicken kann. Mit überdimensionierter Treppe, die für Modeschauen ebenso geeignet scheint wie für gemeinschaftliches Abhängen. Auch sonst unterstreicht die Innenarchitektur den Freizeitcharakter: „Einzelbüros, verschlossene Türen und massive Fassaden passen nicht zu Zalando“, sagt Henn. Spricht von größtmöglicher Freiheit, Tischfußball und Möbellandschaften, während die Besucher von Sofas und Designerstühlen aus die Präsentation verfolgen.

„Zalando ist nicht nur Europas umsatzstärkster Online-Modehändler und ein wachstumsorientiertes Technologieunternehmen, sondern auch einer der größten Arbeitgeber Berlins“, erklärte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) am Dienstag. Mit dem Campus-Projekt stelle das Unternehmen eindeutig die Weichen auf weiteres Wachstum.

Berlin wächst um die Wette – Start-up, eben.

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