Türkische Lira: Erdogan teilt nach Währungsturbulenzen gegen den Westen aus
Anleger fürchten Verschärfung der politischen Spannungen zwischen der Türkei und den USA.
Angesichts neuer Währungsturbulenzen hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kurz vor den Kommunalwahlen den Westen an den Pranger gestellt. Die USA und andere westliche Staaten versuchten das Land durch Angriffe auf den Wechselkurs in eine Falle zu locken, sagte er am Donnerstag vor Jungwählern in Ankara. Die Banken trieben vor den Wahlen Spielchen mit der Währung. Welche Geldhäuser er meinte, ließ er offen. Die Türkei müsse den „Spekulanten an den Märkten Disziplin beibringen“. Zugleich erneuerte er seine Forderung an die Notenbank, dass die Inflation durch Leitzinssenkungen bekämpft werden müsse.
Nach den Währungsturbulenzen des vergangenen Jahres war die Lira zuletzt wieder unter die Räder gekommen. Börsianer sprachen von der Furcht, dass sich die diplomatischen Spannungen zwischen der Türkei und den USA wieder verschärfen und die türkische Wirtschaft dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird.
Experten warnen vor Kapitalverkehrskontrollen
Am Donnerstag zogen sich Anleger erneut fluchtartig aus der türkischen Währung zurück. Dadurch stieg der Kurs des Dollar um bis zu 5,3 Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 5,6110 Lira. Gleiches galt für den Euro, der sich auf 6,3235 Lira verteuerte. Türkische Anleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Börsianern zufolge hatten türkische Banken ausländischen Investoren keine Lira mehr geliehen, um weitere Wetten auf einen Verfall der Währung zu erschweren. Der Chef des Bankenverbandes wies dies allerdings zurück. Manche Experten sehen in der aktuellen Entwicklung ein mögliches Vorspiel für die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen.
Am Sonntag stehen in der Türkei Kommunalwahlen an. Dabei droht Erdogans AKP in der Hauptstadt Ankara der Machtverlust, in Istanbul wird ein knapper Ausgang erwartet. Erdogan hat das Abstimmungsergebnis in einem wahren Wahlkampfmarathon von bis zu fünf Auftritten pro Tag zu einer „Frage des Überlebens“ hochstilisiert. (Reuters)