Risiko Lebensversicherungen: Eine Hiobsbotschaft für die Altersvorsorge
Der lebenslange Garantiezins ist der Kern der Lebensversicherung. Das Finanzministerium will ihn nun abschaffen. Ohne ihn wird es schwer. Ein Kommentar
Für die Rentner von heute war es eine gute Woche. Sie haben erfahren, dass ihnen die größte Rentenerhöhung seit zwei Jahrzehnten bevorsteht. Im nächsten Jahr, so sieht es zumindest derzeit aus, sollen die Bezüge um vier bis fünf Prozent steigen. Das sind gute Aussichten für all die Menschen, die heute schon im Ruhestand sind.
Für diejenigen, die bis zur Rente aber noch Jahrzehnte am Schreibtisch oder an der Werkbank verbringen müssen, hat die Woche dagegen weniger gute Nachrichten gebracht. Denn die Meldung, dass das Bundesfinanzministerium den Garantiezins in der Lebensversicherung abschaffen will, ist eine Hiobsbotschaft für all diejenigen, die privat für ihr Alter vorsorgen wollen. Oder müssen. Und das sind die allermeisten. Denn die Ruhebezüge der 30- oder 40-Jährigen werden deutlich niedriger ausfallen als die der heutigen Rentner. Man weiß heute schon: Von der gesetzlichen Rente allein werden später nur noch wenige leben können.
Garantiezins schafft Rahmen für Kalkulation der Unternehmen
Private Vorsorge wird daher immer wichtiger. Unglücklicherweise werden zugleich aber die klassischen Lebensversicherungsverträge immer unattraktiver. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank entwertet die private Altersvorsorge. Sichere, festverzinsliche Wertpapiere bringen kaum noch Rendite, die Versicherer befinden sich im Anlagenotstand. Seit Jahren schon suchen die Gesellschaften nach Auswegen. Viele Anbieter setzen auf flexible Modelle ohne garantierte Zinsen. Das erleichtert ihnen die Geldanlage und verspricht den Kunden höhere Renditen.
Das Bundesfinanzministerium nimmt diesen Trend auf. Für neue Verträge soll es ab dem kommenden Jahr keinen branchenweit einheitlichen Garantiezins mehr geben. Den Versicherern soll es aber freigestellt bleiben, für ihre Unternehmen individuelle Garantiezinssätze einzuführen, heißt es in einem Entwurf des Ministeriums.
Noch ist nicht klar, ob es am Ende tatsächlich so kommen wird. Denn die Widerstände sind groß – auch in der Versicherungswirtschaft, die sich doch eigentlich über die neuen Freiheiten freuen müsste. Denn der Garantiezins schafft einen Rahmen für die Kalkulation der Unternehmen. Wenn dieser wegfällt, ist jeder Anbieter auf sich gestellt. Das schafft Möglichkeiten, aber auch Risiken.
Für die gesamte Branche. Denn für die Akzeptanz der privaten Altersvorsorge wäre das Ende des Garantiezinses eine Katastrophe. Zwar liegt dieser heute nur noch bei mickrigen 1,25 Prozent, doch Garantie ist Garantie. Die Garantien, die lebenslangen Zinsversprechen, sind das Pfund, mit dem die deutschen Versicherer jahrzehntelang gewuchert haben. Sie haben Vertrauen geschaffen. Dass es heute über 90 Millionen Lebensversicherungsverträge gibt, ist Ausdruck dieses Vertrauens.
Wenn jedes Unternehmen künftig seine eigenen Garantien bastelt, ist das verheerend. Schon heute ist es kompliziert, die verschiedenen Tarife und Modelle zu überblicken. Künftig dürfte das für Normalbürger völlig unmöglich sein. Die Bereitschaft, Geld in die private Vorsorge zu stecken, fördert das nicht. Dabei kommt das dicke Ende bestimmt: Wenn Rentenerhöhungen von fünf Prozent nur noch graue Vergangenheit sein werden.
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