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Sprudel liegt noch vorne, aber Verbraucher kaufen zunehmend stilles Wasser
© Roland Weihrauch/dpa
Update

Wasser macht Rekordabsatz: Ein Liter japanisches Mineralwasser für 124 Euro

Wasser aus deutschen Brunnen ist viel günstiger – und gefragt wie nie. Dabei geht es auch aus der Leitung.

Wenn es von oben kommt, ärgern wir uns oft, kommt es aus dem Duschkopf, räkeln wir uns meist noch. Und bei so stickig warmer Witterung wie im diesjährigen Berliner Sommer wünschen wir es uns am liebsten eisgekühlt: Wasser. Genauer gesagt, Mineralwasser: In abgefüllter Form ist es das Lieblingsgetränk der Deutschen, und der Konsum steigt stetig an. Für 2015 verzeichnet der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) einen Rekordabsatz von 147,3 Litern pro Person.

Auch die Auswahl ist hoch, in Deutschland können Verbraucher aus über 500 Mineralwassern wählen, die Jahresproduktion liegt bei 14 Milliarden Litern.

Preisspannen sind immens

Im Schnitt kostet ein Liter Mineralwasser 0,24 Euro. Doch die Preisspanne ist extrem groß: Da gibt es „Heilwasser“ zu 2,50 Euro je Liter aus deutschen Brunnen. Für „junghaltendes“ stilles Wasser aus dem japanischen Rokko-Gebirge muss man hingegen stolze 124 Euro pro Liter hinblättern. Derartige Import-Wasser spielen in der Summe nur eine untergeordnete Rolle auf dem Markt. Günter Birnbaum von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) beobachtet eine „zunehmende Skepsis gegenüber großen Marken.“ Regionale Getränkebrunnen seien die Gewinner der aktuellen Entwicklung, ein Trend, der auch bei anderen Lebensmitteln zu beobachten ist.

Ob es sprudeln soll oder nicht, ist laut GfK eine Frage des Alters: Senioren bevorzugen ein wenig Kohlensäure, die Generation unter 35 greift zunehmend zu stillem Wasser. In diesem Segment wächst der Konsum zweistellig. Der Mythos „Kohlensäure ist schädlich“ hält sich hartnäckig, belastbare Studien dazu gibt es nicht. Konsumforscher Birnbaum meint, dass auch die Marktpräsenz einiger französischer Wassermarken den Durst nach Stillem befördern.

„Der mehrheitliche Anteil des Wassers wird in PET-Flaschen verkauft“, erklärt Birgit Rehländer, die sich bei der Stiftung Warentest mit Mineralwassern beschäftigt. Edmund Skopyrla, Chef des Abfüllers Rheinfelsquelle, beobachtet bei höherpreisigen Produkten eine Rückbesinnung auf die Glasflasche. PET-Flaschen gelten mittlerweile zwar nicht mehr als gesundheitsschädlich, Toxikologe Martin Wagner von der Goethe-Universität Frankfurt warnt dennoch, „dass Kunststoffe in nennenswerten Mengen Chemikalien freisetzen“. Nachhaltigkeitsinitiativen sprechen sich gegen die Plastikflasche aus. San Francisco zum Beispiel hat die PET-Flasche als erste Großstadt sogar ganz aus den Regalen verbannt. Ab 2018 soll sie in keiner Form mehr vertrieben werden.

Leitungswasser ist eine günstige Alternative

Verbraucherschützer wie Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW sehen dagegen schlichtes Leitungswasser als preisgünstigen Durstlöscher. „Den Hahn aufdrehen, warten bis das Wasser kühl wird und dann das Glas füllen“, empfiehlt Heldt. Auch die Stiftung Warentest bewertet das deutsche Leitungswasser als gut, es schneidet sogar besser als viele verpackte Alternativen ab. Das Berliner Trinkwasser hielt lange ein hohes Niveau, kürzlich war jedoch von hohen Sulfatwerten die Rede.

Dies sei laut Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB), jedoch nur in Friedrichshagen zu beobachten - und die Werte lägen „in diesem Werk auch noch mit 200 mg/l auskömmliche 20 % unterhalb des Grenzwertes von 250 mg/l". Das hohe Niveau der deutschen Trinkwasserverordnung allein stelle sicher, dass alles, was sich in dessen Rahmen hält, genießbar sei und keine Gefahr für den Körper darstelle.

Sebastian Gluschak

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