Mineralwasser im Test: Nicht besonders sauber
Nur sechs von 30 Medium-Mineralwassern werden von der Stiftung Warentest empfohlen. Es gibt reichlich Verunreinigungen - die Hersteller halten jedoch die Testmethode für das Problem.
Das klingt nicht gut: "Die Reinheit geht baden", überschreibt die Stiftung Warentest einen Text über den Zustand natürlicher Mineralwasser. Getestet wurde Medium-Mineralwasser, das seit rund einem Jahr beliebter ist als die klassischen Wasser mit viel Kohlensäure.
Und die Testergebnisse sind zumindest auf den ersten Blick besorgniserregend: In zehn der 30 untersuchten Wasser wurden oberirdische Verunreinigungen festgestellt. "Sie stellen kein gesundheitliches Risiko dar, aber die ursprüngliche Reinheit infrage", schreibt die Stiftung Warentest in ihrem neusten Heft.
Nur sechs Medium-Mineralwasser schmecken gut, sind völlig sauber und dazu auch noch für Immungeschwächte oder Babys geeignet: Die Marken Frische Brise und Vio für 24 und 51 Cent je Liter sowie die Eigenmarken des Handels Kaufland/K-Classic (Mierbach Quelle), Lidl/Saskia aus Jessen und aus Wörth am Rhein sowie Rewe/ja! (Paulusquelle).
Alle Eigenmarken kosten nach Angaben der Tester 13 Cent je Liter. Der erstaunliche niedrige Preis bei den Discountern ist ein Ergebnis von Mengeneffekten: Häufig im Drei-Schicht-Betrieb gefördert, werden die riesigen Mengen Wasser in Flaschen gefüllt, die - auch aufgrund der Menge - relativ günstig eingekauft werden. Und auch die Gewinnmargen sind hier kleiner, weil es bei den Discountern eben die Menge macht.
Tester: "Das Alleinstellungsmerkmal der Mineralwasser kippt"
Über die Qualität des natürlichen Mineralwassers wacht gewissermaßen die Mineral- und Tafelwasserverordnung. Danach hat das Wasser "seinen Ursprung in unterirdischen, von Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen", ist von "ursprünglicher Reinheit" und braucht eine "amtliche Anerkennung". Brunnenbetriebe, die das Wasser an die Oberflächen holen, abfüllen und verkaufen, müssen ein aufwändiges Genehmigungsverfahren durchlaufen und werben schließlich mit diesen Merkmalen.
Zu unrecht, meinen die Warentester: "Die ursprüngliche Reinheit scheint nun bedroht", schreibt die Stiftung und stellt Mutmaßungen über die Ursachen an. Demnach steigt das Risiko für Verunreinigungen, "wenn Betriebe Quellen überstrapazieren: Sie fördern mehr Wasser als natürlicherweise nachsickert." In der Folge könne ein Sog entstehen, der Wasser aus höheren Schichten zu schnell nach unten zieht. "Es tröpfelt nicht mehr durch filtrierendes Gestein."
Für Arno Dopychai ist das Unsinn. Der Sprecher des Verbandes der Mineralbrunnen verweist auf ständige Untersuchungen, die eine Überausbeutung der Quellen blockierten. Die Brunnenbetreiber müssten ständig dokumentieren, welche Mengen sie entnehmen. "Es kann nicht jeder machen, was er will", sagte Dopychai auf Anfrage.
Brunnenbetreiber: "Die Methode schafft das Problem"
Die Tester haben bei zehn der 20 untersuchten Medium-Mineralwasser Verunreinigungen aus oberirdischen Schichten festgestellt. Vor allem fanden sie einen künstlichen Süßstoff, aber auch Abbauprodukte von Pestiziden und einem Korrosionsschutzmittel kamen vor.
Klingt eklig, ist aber nicht sonderlich dramatisch: "Keiner der gefundenen Gehalte bedeutet ein gesundheitliches Risiko."
Aber der gute Ruf der Mineralwasser ist in Gefahr, denn nach Einschätzung der Stiftung Warentest unterscheiden "sie sich damit nicht mehr von Trink-, Tafel- und Quellwasser", bei denen solche leichten Verunreinigungen toleriert werden. "Das Alleinstellungsmerkmal der Mineralwasser kippt also", schlussfolgern die Wassertester.
Dopychai hält das für Quatsch. Süßstoffe und die so genannten nicht-relevanten Metaboliten (Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln) seien hochgradig wasserlöslich und deshalb auch nicht vollständig auszuschließen. Diese Stoffe habe es aber schon immer in allen Wasser gegeben, doch erst seit 2007 sei der Nachweis durch ein spezielles Verfahren möglich. "Die Methode schaffte also das Problem", meinte Dopychai.
540 Quellen gibt es in Deutschland
Mineralwasser entsteht aus Wasser, das in eine unterirdische, geschützte Quelle sickert. Auf dem Weg in die Tiefe filtrieren es Gesteinsschichten, und geben dabei auch mehr oder weniger Mineralstoffe (Natrium, Kalium, Magnesium) ab. Mindestens eine Erdschicht, zum Beispiel aus Ton, muss die unterirdische Quelle vom Grundwasser trennen und so vor Verunreinigungen, etwa aus Landwirtschaft, Industrie und Haushalten, schützen. In Deutschland gibt es 540 solcher Quellen, die von Brunnenbetrieben ausgebeutet werden. Nur mit amtlicher Anerkennung darf das Etikett "natürliches Mineralwasser" auf die Flasche.
Die Vielzahl an Brunnen führt dazu, dass es regional sehr unterschiedliche Wasser auch unter derselben Marke geben kann. So ist das Rewe/ja!-Wasser aus der Paulusquelle sehr sauber, aber das Rewe/ja! aus der Gebirgsquelle in Rhens hat einen hohen Nickelgehalt und dürfte nach Einschätzung der Tester nicht als "natürliches Mineralwasser" verkauft werden. Das ist aber auch das einzige der 30 Wasser, das bei diesem Punkt durchfiel.
Vilsa schmeckt nach Plastik
Besonders positiv hinsichtlich des Gehalts von Kalium, Kalzium und Magnesium schnitt Apollinaris ab, das aber auch oberirdische Verunreinigungen aufwies. Ohne Verunreinigungen und besonders magnesiumreich ist Gerolsteiner. Viel Kalzium (und geringe Verunreinigung) gibt es in Frische Brise, Gerolsteiner und Real/Tip aus der Tiefenfels Quelle. Letztgenanntes ist auch für Babys geeignet, ebenso Vilsa und Rhönsprudel.
Von den 30 getesteten Wassern werden 27 in PET-Flaschen abgefüllt. Bei diesen Plastikflaschen gab es vor ein paar Jahren noch Probleme, da Acetaldehyd ins Getränk überging. 2008 überschritt jedes dritte Wasser die entsprechenden Grenzwerte und schmeckte deshalb merkwürdig fruchtig. Das ist vorbei, der Einsatz von Acetaldehydblockern hat gewirkt. "Sensorisch mangelhaft ist diesmal nur Vilsa, es schmeckte stark nach Kunststoff", haben die Warentester herausgefunden.
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