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Auf der ILA 2014 präsentierte die Luftwaffe ihre Drohnen, darunter den unbemannten Aufklärungsflieger Luna.
© Messe Berlin

Luftfahrtschau ILA 2016 in Berlin: Drohnen über Schönefeld

Der Bedarf an unbemannten Flugkörpern ist groß – sowohl beim Militär als auch in der Wirtschaft. Auch Anbieter aus Berlin und Brandenburg sind im Geschäft.

Unbemannte Luftfahrzeuge spielen eine immer größere Rolle im militärischen wie im zivilen Bereich. Die rasante Verbreitung der oft pauschal als Drohnen bezeichneten Fluggeräte erfordert aber auch zunehmend regulatorische Rahmenbedingungen für deren Einsatz. Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA), die ab Mittwoch im Berlin Expo Center Airport am Rande des Flughafens Schönefeld stattfindet, bilden sie einen besonderen Schwerpunkt.

Hier geht es weniger um die kleinen Miniflieger, die für ein paar hundert Euro im Elektronikmarkt zu kaufen sind. Sie sind ins Gerede gekommen, weil ihre Besitzer nicht selten Unfug mit den kleinen Fliegern treiben und sie beispielsweise verbotswidrig in der Nähe von Flughäfen aufsteigen lassen. Gerade weil der unkontrollierte Einsatz dieser Fluggeräte Gefahren von der Verletzung der Privatsphäre bis hin zur Terrorakten birgt, gilt es auch, diese von Plätzen, wo sie unerwünscht sind, fernzuhalten. So stellt die bayerische Firma ESG auf der ILA-Plaza ein mobiles System zur Entdeckung, Identifizierung und Abwehr von Mikrodrohnen vor.

Unter den drohenden Restriktionen für unbemannte Fluggeräte leiden auch die professionellen Modellflugsportler, die ihre Flotten von Flugzeugen und Hubschraubern längst um die sogenannten Multicopter erweitert haben. So wird der Deutsche Modellflieger Verband (DMFV) die ILA nicht nur nutzen, um Aufklärungsarbeit über den Gebrauch von UAS (Unmanned Aircraft Systems) zu leisten. Auf einem speziellen Race- Track im Freigelände gibt es erstmals tägliche Copter-Rennen, bei denen die Flieger nach dem First-Person-View-Verfahren über die bordeigene Kamera an einem Bildschirm nach Sicht gesteuert werden, so als würde der Pilot im Cockpit sitzen. Die Besucher können das Renngeschehen auf einer Großleinwand oder mit speziellen Video-Brillen wie ein imaginärer Pilot miterleben.

Bei den Militärs beginnen die UAS zunehmend, nicht nur bemannte Aufklärungs-, sondern auch Kampfflugzeuge zu ersetzen. So zeigt die Bundeswehr mit Aladin, Luna und Mikado gleich mehrere ihrer ferngesteuerten Aufklärungssysteme. Und Airbus präsentiert die israelische Drohne Heron TP, die bei der Luftwaffe das in Afghanistan eingesetzte, geleaste Vorgängermodell Heron 1 ersetzen soll. Sie kann bei Aufklärungseinsätzen 36 Stunden in der Luft bleiben, aber auch mit Bomben und Luft-Boden-Raketen bewaffnet werden wie die MQ-9 „Reaper“, die von der U.S. Air Force gezeigt wird und eine Spannweite von 20 Metern hat. Linkspartei und Friedensgruppen protestieren auch in diesem Jahr wieder gegen die militärische Komponente der ILA.

Die Luftwaffe ist traditionell einer der größten Aussteller auf der ILA - hier mit einer Drohne, abflugbereit auf einem LKW.
Die Luftwaffe ist traditionell einer der größten Aussteller auf der ILA - hier mit einer Drohne, abflugbereit auf einem LKW.
© Messe Berlin

Immer größere Bedeutung gewinnt indessen der professionelle, zivile Einsatz der unbemannten Fluggeräte. Er geht längst über die Anfertigung von Foto- und Filmaufnahmen hinaus. Das auf der Messe gezeigte Spektrum reicht von der Flugvermessung über die Kontrolle von Pflanzen auf Agrarflächen, das Spritzen von Pestiziden im Weinbau bis hin zur präzisen Expresszustellung von Paketen.

Die Anforderungen an die UAS werden immer größer. So zeigt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seinen auf Basis des 85 Kilogramm schweren, ferngesteuerten Hubschraubers SDO 50 von Swiss Drones entwickelten Versuchsträger ARTIS, mit dem anspruchsvolle automatische Flugmissionen entwickelt und erprobt werden. Dominieren heute noch vor allem asiatische Firmen bei der Herstellung entsprechender UAS, so entwickeln aber inzwischen auch zunehmend deutsche Firmen entsprechende Systeme.

So zählen zu den Ausstellern auf der ILA auch die Berliner Unternehmen Aerolution GmbH, deren Songbird 500 im Januar seinen Erstflug absolvierte, und service-drone.de sowie Sitebots aus dem brandenburgischen Velten. Und die Reiner Stemme Utility Air-Systems GmbH aus Wildau hat in Kooperation mit dem Emirat Katar den Prototypen der Q01 entwickelt, einen einmotorigen Aufklärer, der zukünftig auch unbemannt fliegen soll. Ein Teil der Aussteller aus diesem Bereich ist in einem speziellen UAS-Pavillon in Halle 3 gebündelt.

Auf täglichen Konferenzen wird sich das Fachpublikum während der ILA mit dem Thema auseinandersetzen. So veranstalten der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) und das European Aviation Security Center (EASC) am Donnerstag die Fachtagung „Zivile Nutzung unbemannter fliegender Systeme – Zwischen Regulierung und Wertschöpfung“. Die Keynote-Rede wird die Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Brigitte Zypries, halten. Sie ist auch die Koordinatorin der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt. Bei weiteren Konferenzen geht es um das künftige Training von Militärpiloten, die ihre Maschinen immer häufiger vom Boden aus lenken sowie um die rechtlichen Rahmenbedingungen für den gewerblichen und privaten Betrieb von Multicoptern in Deutschland.

SERVICE

Die ILA 2016 ist am kommenden Freitag und Samstag (3. und 5. Juni 2016) für das allgemeine Publikum geöffnet. Die beiden Tage davor sind Fachbesuchern vorbehalten, der Sonntag als dritter Publikumstag entfällt in diesem Jahr. Dafür gibt es erstmals einen langen Freitag, an dem die Tore des Ausstellungsgeländes im Schönefelder Ortsteil Selchow bis 20 Uhr geöffnet sind. Zu den Highlights des Flugprogramms gehört wieder die Flugstaffel „Patrouille Suisse“. Ferner gibt es Solo-Flugshows eines Eurofighters der Luftwaffe und einer Mig-29 der polnischen Streitkräfte, eine fliegende Leistungsschau der Bundeswehr und die Vorführung historischer Maschinen. Zu bestaunen gibt es auch den Langstreckenairbus A350 sowie eine zur Fußball-Europameisterschaft als „Siegerflieger“ lackierte Boeing 747-8 der Lufthansa.

Die ILA ist ab zehn Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 22 Euro (ermäßigt 14 Euro, Kinder bis sechs Jahre frei), am langen Freitag ab 15 Uhr nur elf Euro. Hier geht es zum Ticketshop. Besucherparkplätze stehen an der A113 (Busshuttle zum Ausstellungsgelände) und an der B96 zur Verfügung. Vom U-Bahnhof Rudow sowie von den S-Bahnhöfen Schichauweg und Schönefeld verkehren Shuttlebusse. Hier gibt es weitere Infos zur Anreise.

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