EM der Agrar-Roboter in Sachsen-Anhalt: Wenn ich groß bin, will ich Traktor werden
In Sachsen-Anhalt kämpfen 23 Studententeams aus Europa um den Meistertitel im Feld-Roboterbau. Doch die selbst konstruierten Maschinen machen nicht immer das, was ihre Erfinder wollen.
Sie tragen zugkräftige Namen wie Phaeton, Talos, Cornstar oder Agro-Bot. Bis diese Roboter, die derzeit auf einer Pflanzenbau-Messe gegeneinander antreten, aber die wirklich die Landwirtschaft umpflügen, dürfte noch eine Weile vergehen. Im sachsen-anhaltinischen Bernburg treten derzeit 23 Studententeams aus zehn Ländern mit ihren selbst konstruierten Feld-Robotern an, um in einem Wettbewerb über fünf Disziplinen den Meister zu bestimmen. Die dort vorgestellten Maschinen, die meisten davon nur 20 bis 30 Kilogramm schwer, fahren vollautomatisch kurvige Feldfurchen ab, identifizieren mit ihren Laser-Sensoren und Kameras Hindernisse ab – im besten Fall. Ziemlich oft streikt die Software, dann geht es auch einfach Querbeet.
Die Veranstaltung dient als Test von zukunftsweisenden Technologien
Der „International Field Robot Event“ wurde 2003 von der niederländischen Uni Wageningen ins Leben gerufen mit dem Ziel, „zukunftsweisende Technologien im Bereich Robotronik und Precision Farming unter realen Bedingungen im Feld zu testen“, heißt es vom Veranstalter. Hans Hans W. Griepentrog, Professor für Mess- und Prüftechnik an der Stuttgarter Uni Hohenheim, der diese Europameisterschaft in diesem Jahr organisiert hat, sagt aber auch, dass es um die Fähigkeit zur Problemlösung und Teamfähigkeit geht. Erstmals findet diese informelle Europameisterschaft im Rahmen der Pflanzenbau-Messe DLG-Feldtage statt, wo auch die tonnenschweren – also ausgereiften – Landmaschinen präsentiert werden. Die Veranstalter rechnen in Bernburg mit rund 20000 Besuchern.
Die Roboter müssen bei dem Wettbewerb Hindernisse überwinden
Der Feld-Roboter-Wettbewerb richtet sich vorwiegend an angehende Ingenieure und Informatiker, die Landwirtschaft und Mobilität unter einen Hut bringen wollen. Sie tüfteln an Technologien, mit denen Traktoren künftig noch besser automatisch und hochpräzise die Spur halten, Düngemittel fein dosieren – und Hindernisse erkennen können. Letztere werden im Turnier etwa durch gelbe Golfbälle simuliert. Die müssen die Roboter während der Fahrt erkennen, sie entweder aus dem Weg räumen – oder umkehren. Das muss die Software, die die Studenten programmieren, leisten, soll es zum Titel langen. Zum Auftakt dieser informellen EM am vergangenen Dienstag taten sich einige Roboter bereits mit den ersten Prüfungen schwer: einen krummen Feldweg abzufahren und am Ende der Furche zu wenden, um die nächste Furche abzufahren. Das war nicht für alle lösbar.
Zu den Sponsoren gehören Firmen wie Bosch, Bayer und John Deere
Da hat manches Team geflucht, gezittert, einzelne Teilprüfungen abgebrochen oder gleich geschwänzt. Dabei haben einige Sponsoren, darunter Konzerne wie Bosch, Bayer oder der Traktorhersteller John Deere immerhin jeweils einige Tausend Euro gestiftet, um die jungen Leute aus Finnland und der Türkei für einige Tage nach Sachsen-Anhalt zu bringen. Am Geld oder mangelndem Hirnschmalz schien es jedenfalls nicht zu liegen, dass mancher Roboter sich buchstäblich aus dem Staub gemacht hat. Manchmal ist, wie auf den Spielfeldern Brasiliens auch, einfach nur Pech im Spiel. Am Mittwoch standen jedenfalls noch weitere Disziplinen auf dem Programm, bei denen auch die Ausfallkandidaten der ersten Runden neue Chancen auf den Gesamtsieg erhielten. Unter anderem ging es darum zwei Roboter über W-Lan oder Bluetooth miteinander zu vernetzen und gemeinsam eine Aufgabe zu lösen.
Am Mittwochabend (18. Juni 2014) kam es dann in Bernburg zur großen Grillparty mit Siegerehrung. Es gab zwei erste Plätze: Der Roboter "Eduro Maxi HD" der Czech University of Life Sciences in Prag und "Phaeton" von der Universität Siegen. Platz drei erreichte "The Great Cornholio" der Hochschule Osnabrück.
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