zum Hauptinhalt
Containerstau: Die Probleme in den Lieferketten bremsen das Wachstum, verknappen das Angebot und steigern damit die Preise.
© Peter Byrne/PA Wire/dpa

Schwächeres Wachstum, höhere Inflation: Diese IWF-Zahlen zeigen, wie weit viele Prognosen daneben lagen

Der Internationale Währungsfonds senkt die Prognose für die Weltwirtschaft - und hebt die Zahlen für die Inflation deutlich an. Die Geldpolitik bleibt im Fokus.

Erst hatte man mit einem Sektkorken-Effekt gerechnet. Wäre erst ein Mittel gegen Covid-19 gefunden, werde die Weltwirtschaft auf einen Schlag alles aufholen, was in der Krise verloren ging, so die Hoffnung. Dass es nicht so einfach gehen würde, wurde in den vergangenen Monaten deutlich und die Post-Corona-Aufschwung wurde in Prognosen immer weiter nach hinten geschoben. Der am Dienstag erschienene Konjunkturbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigt nun in harten Zahlen, dass der Aufschwung noch deutlich holpriger wird als erwartet.

Im Vergleich zur IWF-Prognose im Oktober senkten die Ökonomen ihre Wachstumsaussichten erneut um 0,5 Prozent. Um 4,4 Prozent soll die Weltwirtschaft nun im laufenden Jahr wachsen. Zum Vergleich: Im ersten Corona-Jahr war die Weltwirtschaft um 3,1 Prozent geschrumpft, 2021 dafür um 5,9 Prozent gewachsen.

Für Deutschland senkte der IWF seine Prognose ebenfalls; um 0,8 Prozentpunkte auf ein Plus von 3,8 Prozent. Als Grund nannte der IWF vor allem die anhaltenden Unterbrechungen globaler Lieferketten, die die deutsche Wirtschaft besonders treffen. Doch auch die größten Volkswirtschaften USA und China erholen sich demnach langsamer als bislang angenommen. Für die Vereinigten Staaten hat der IWF seine Wachstumsprognose um 1,2 Prozentpunkte auf vier Prozent gekappt.

Für China wird nun ein Plus von 4,8 statt 5,6 Prozent erwartet. Hier wurden Probleme des Immobiliensektors, die Auflagen bei örtlichen Corona-Lockdowns und eine geringere Kauflust der Verbraucher als Ursache angeführt. Vor allem aber habe die Coronakrise die Anzahl der in extremer Armut lebenden Menschen um rund 70 Millionen erhöht, so IWF-Vizechefin Gita Gopinath. Das habe den Kampf gegen Armut um viele Jahre zurückgeworfen.

Inflation höher als angenommen

Damit trübt sich die konjunkturelle Stimmung weiter ein. Und auch in Industrieländern trifft sie auf Volkswirtschaften, deren Kaufkraft durch hohe Inflationszahlen ohnehin geschwächt ist. Auch der IWF hatte dieses Phänomen augenscheinlich bislang unterschätzt – und korrigiert seine Prognose für das laufende Jahr deutlich nach oben. Für die Industriestaaten rechnen die Experten nun mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 3,9 Prozent – das sind 1,6 Prozentpunkte mehr als in ihren vorherigen Pronosen.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Entwicklungs- und Schwellenländern soll die Teuerungsrate 2022 mit durchschnittlich 5,9 Prozent noch härter treffen. Um die Inflation wieder zu senken, dürften viele Notenbanken die Zinsen bald erhöhen. Das wiederum verlangsamt das Wachstum, weil Firmen dann weniger leicht an Geld für Investitionen kommen. Die Länder müssen sich an ein neues Umfeld mit höheren Zinsen gewöhnen, sagte Gopinath.

Aktienmärkte stabilisieren sich

Dass das nicht so leicht ist, hatten die Börsen in den vergangenen Tagen gezeigt, als Werte fast aller großen Indizes weltweit einbrachen. Die Sorge vor einem ungebremsten Abwärtsstrudel an den Börsen bewahrheitete sich am Dienstag immerhin nicht. Nachdem die Aktienmärkte am Montag deutlich eingebrochen waren, stabilisierten sich die Kurse am Dienstag wieder. Der deutsche Leitindex Dax – zum Wochenbeginn noch fast vier Prozent im Minus – bewegte sich den Tag über leicht im Plus.

Rückenwind erhielten die Anleger vom ersten Anstieg des Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, seit Juni 2021. „Die deutsche Wirtschaft startet mit einem Hoffnungsschimmer ins neue Jahr“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Verluste der vergangenen Wochen konnten damit allerding nicht wett gemacht werden. Dass die Lage noch immer angespannt ist, zeigt die Tatsache, dass der Nikkei-Index in Japan und der chinesische Shanghai-Composite auch am Dienstag angesichts der Bedrohung durch einen Eskalation der Ukraine-Krise deutlich schwächer schlossen. Auch die Tagung der US-Notenbank Fed sorgt nach wie vor für Unruhe, denn es werden Neuigkeiten zur Erhöhung des Leitzins erwartet. Die Notenbanker beraten noch bis einschließlich Mittwoch. Erst am Abend nach deutscher Zeit dürften die Märkte etwas mehr Klarheit darüber haben, wie stark die Zinsen in den kommenden Monaten ansteigen werden.

Zur Startseite