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Der Weg zur Klimaneutralität ist für das Unternehmen ein Langstreckenlauf.
© Oliver Berg/dpa

Transformation zu Erneuerbaren Energien: Die Zweifel an RWEs Selbstbild als Klima-Vorreiter

RWE verdient auch im Corona-Jahr kräftig Geld und gibt sich als Vorreiter nachhaltiger Energien. Eine Greenpeace-Studie zeigt, wie schwierig dieser Weg wird.

Es ist ein Abschied, wie ihn sich viele Manager wohl erträumen. Der Vorstandschef des Energiekonzerns RWE, Rolf Martin Schmitz, legte am Dienstag zum letzten Mal die Konzernbilanz vor – und konnte dabei auf einen Milliardengewinn verweisen. Der Stromerzeuger erzielte im vergangenen Jahr ein bereinigtes Nettoergebnis von 1,2 Milliarden Euro.

„Das vergangene Geschäftsjahr ist für RWE hervorragend gelaufen – trotz der herausfordernden Coronakrise“, wird Schmitz in der Mitteilung zitiert. RWE habe die eigene Prognose deutlich übertroffen. Er gibt Ende April den Vorstandsvorsitz bei RWE an Finanzchef Markus Krebber ab.

Auf den warten Aufgaben, die RWE bereits großspurig intoniert hat. Denn die vom Konzern spätestens seit vergangenem Jahr mit Verve kommunizierte Transformation zur Klimaneutralität wird ein schwieriger Langstreckenlauf. Insbesondere die Kohlekraft-Assets stellen eine erhebliche Hypothek dar. Darauf hatte schon vorige Woche die Nachricht des Finanzdienstes Bloomberg ein Schlaglicht geworfen, als dieser berichtete, der französische Versicherungsriese Axa stelle die Zusammenarbeit mit RWE ein. Sowohl Axa als auch RWE kommentierten unter Verweis auf einzelne Geschäftsbeziehungen nicht, Dementi blieben aber aus. Angeblich geht es um die Kohleförderung, die Axas Schwellenwert von 20 Millionen Tonnen pro Jahr überschreitet.

Greenpeace-Studie über RWE

Kurz vor der Präsentation der Geschäftszahlen hat nun auch Greenpeace einen kritischen Blick auf die Klimabilanz von RWE geworfen und das Analysehaus Energy Comment mit einer Studie beauftragt, die öffentlich verfügbare Informationen ausgewertet hat. In der Untersuchung wird betont, dass es bis zu einer „grünen RWE“ noch ein „weiter Weg“ sei.

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Erneuerbare Energien hätten bislang erst einen Anteil von 21 Prozent am Stromangebot des Konzerns. In Deutschland spiele dieser als EE-Erzeuger mit zuletzt 2,2 Prozent Anteil an der Stromproduktion des Unternehmens keine nennenswerte Rolle, während fossile Energieträger weiterhin das „Rückgrat des Geschäftsmodells“ bildeten. Die Verstromung von Erdgas werde mit Zukäufen sogar noch weiter ausgebaut.

Zudem unterliege der Konzern erheblichen Risiken bei seiner Transformation. Aufgrund viel zu spät erfolgter Investitionsentscheidungen seit der Jahrtausendwende sei die Kapitaldecke dünn und das Unternehmen hohen Risiken ausgesetzt. „Schon einzelne Wetterextreme wie jüngst die Kältewelle in Texas können die Gewinne ganzer Geschäftsbereiche aufzehren“, hieß es unter Bezugnahme auf die dortigen Stromausfälle im Februar und die extremen Marktpreise, die daraus resultierten.

Die aktuellen Zahlen gibt der Studie recht. Die finanziellen Folgen der wetterbedingten Stromausfälle in Texas trüben die Bilanz, die ansonsten noch besser ausgefallen wäre.

Nachteil gegenüber anderen Konzernen?

Zweitens sei RWE im Nachteil gegenüber Erneuerbaren-Projektierer-Riesen wie Ørsted, zumal andere Öl- und Gas-Multis nun auch in das Geschäft drängten.

Und wie sieht es bei der aus Klimaschutz-Sicht entscheidenden Frage aus, ob RWE seine Treibhausgasemissionen schnell genug gedrosselt bekommt? Hier räumt auch die Untersuchung ein, dass RWE seine Emissionen auf 88,1 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2019 rund halbieren konnte im Vergleich zu 2012. Auch das Ziel, die Emissionen bis 2030 noch einmal um 50 Prozent zu senken, scheine „erreichbar“. RWEs Klimaneutralität bis 2040 sei jedoch „aus heutiger Sicht unwahrscheinlich“.

RWE bewertet die Entwicklung naturgemäß völlig anders. Ein Sprecher teilte dem Tagesspiegel mit, der Konzern investiere alleine von 2020 bis 2022 rund fünf Milliarden Euro netto in den Ausbau der erneuerbaren Energien. 84 Prozent der Investitionen erfüllten die im Entwurf einer EU-Taxonomie vorliegenden Kriterien für ökologisch nachhaltige Investitionen. „Kaum ein Unternehmen verändert sich so radikal und schnell wie RWE“, hieß es. (mit dpa)

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