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Ein Braunkohlekraftwerk am RWE Braunkohletagebau Grazweiler.
© mauritius images / Rupert Oberhäuser
Exklusiv

RWE-Chef unterstützt Klimaschutzziele: Kohle-Ende wäre auch früher möglich

Unter Umständen könnten RWE-Kohlekraftwerken früher abgeschaltet werden, als vereinbart, sagt RWE-Chef Rolf Martin Schmitz. An der Umsiedlung weiterer fünf Dörfern führe aber kein Weg vorbei.

Der Energiekonzern RWE unterstützt die Verschärfung des europäischen Klimaschutzzieles und hält ein früheres Ende für die Kohleverstromung in Deutschland zumindest für möglich. „Wir unterstützen das neue Ziel von 55 Prozent Emissionseinsparungen bis 2030“, sagte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz im Interview mit dem Tagesspiegel (Montagausgabe).  Durch die Mittel für den Green Deal, aber auch durch die Corona-Hilfen gebe es nun die Chance, eine neue Industrie schneller aufbauen zu können als es normalerweise der Fall wäre. „Das muss man jetzt nutzen.“

Unter Umständen sei auch ein früheres Abschalten von RWE-Kohlekraftwerken möglich als in der Vereinbarung mit der Bundesregierung vorgesehen, sagte Schmitz. Als Enddatum sei zwar 2038 oder ein Vorziehen auf 2035 vorgesehen. Allerdings: „Der Betrieb folgt immer dem Markt. Wenn der Markt in naher Zukunft keinen Braunkohlestrom mehr brauchen sollte, dann werden wir auch keinen mehr produzieren“, sagte Schmitz, fügte aber hinzu: „Das sehe ich aber derzeit nicht.“

Keine Alternative zur Umsiedlung von Dörfern

Zur Auskohlung des Tagebaus Garzweiler II in Nordrhein-Westfalen, für die fünf Dörfer weichen müssen, gebe es keine gangbare Alternative. „Wir sehen derzeit keine Möglichkeit, daran vorbeizukommen“, sagte Schmitz. Man müsse sehen, dass die Dörfer am Tagebau Garzweiler zu einem großen Teil schon umgesiedelt seien. „Es sind schon über 250 Häuser fertiggestellt oder in Bau. 95 Prozent der Bewohner sind mit uns in Verhandlungen, haben unterschrieben oder wurden bereits umgesiedelt.“ Es werde alles getan, um eine sozialverträgliche Lösung zu finden.

Inzwischen habe sich der Konzern aber voll auf eine Zukunft mit einer Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien fokussiert, betonte Schmitz im Gespräch mit dem Tagesspiegel – und räumte ein, dass RWE sich zeitweise in einer kritischen Lage befand. „Zwischendrin – etwa als die Zahlungsverpflichtung für den Kernenergiefonds kam – haben wir erkennen müssen, dass wir fast pleite sind. Das war etwa 2015 und hat uns damals zu dem harten Schritt gezwungen, das Unternehmen Innogy mit dem Kundengeschäft und den Netzen abzuspalten, um überhaupt weiter handlungsfähig bleiben zu können.“

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