Schlechte Verträge, wenig Absicherung: Die Ryanair-Piloten streiken zurecht
Wer seine Piloten so schlecht behandelt wie Ryanair, muss sich nicht wundern, wenn er bestreikt wird. Ein Kommentar.
Man kann die Ryanair-Geschichte so erzählen: Michael O’Leary, ein frecher Unternehmer aus Irland, mischt die europäische Flugbranche auf und macht Fliegen für alle und jeden bezahlbar. Wer früh genug bucht, an Bord nichts verzehrt und möglichst wenig Habseligkeiten einpackt, kann mit Ryanair für wenige Euro quer durch Europa fliegen. Viele Reisende freuen sich über solche Billigangebote.
Doch auch die Low-Cost-Tarife haben ihren Preis, nur zahlen den andere. Die Piloten etwa und die Flugbegleiter. Sie verdienen nicht nur deutlich weniger als ihre Kollegen bei tarifgebundenen Airlines. Oft haben sie gar keinen arbeitsrechtlichen Schutz.
Auf dem Papier arbeiten viele als Selbstständige, die von Ryanair angeheuert werden. Die Airline führt für sie keine Sozialversicherungsbeiträge ab und kann auch jederzeit den Einsatzort ändern. Ein Traumjob ist das nicht, im Gegenteil.
Insofern ist es verständlich, dass sich die Piloten – vertreten durch die Gewerkschaft Cockpit – wehren. Die jetzt angekündigten Streiks bei Ryanair haben eine völlig andere Qualität als die 14 Arbeitskämpfe, die Cockpit zwischen 2014 und 2016 bei der Lufthansa veranstaltet hat.
Während sich seinerzeit das Verständnis der Kunden für die hoch bezahlten Piloten in Grenzen hielt, sieht es dieses Mal anders aus. Viele Piloten, die bei Ryanair unter Vertrag sind, verdienen weniger als ein deutscher Facharbeiter. Ein Tarifvertrag mit vernünftigen Konditionen ist daher überfällig. Dass es geht, zeigt die Konkurrenz, etwa Easyjet. Das Unternehmen schafft es, günstige Flüge anzubieten und dennoch seinen Beschäftigten Tarifgehälter zu zahlen.
Für die Passagiere, die am Freitag in den Urlaub fliegen wollten, ist der Streik misslich. Reisende können zwar umbuchen oder sich ihr Geld zurückholen, eine Entschädigung erhalten sie aber nicht. Anders als die Bahn zahlen Airlines bei Streiks nicht. Das sollte sich ändern. Denn wenn Streiks nicht nur unangenehm, sondern auch teuer werden, überlegen sich Unternehmen wie Ryanair vielleicht zwei Mal, wie sie mit ihren Mitarbeitern umspringen.