250 Flüge werden gestrichen: Deutsche Ryanair-Piloten streiken am Freitag
Im europaweiten Tarifkonflikt beim Billigflieger Ryanair wollen jetzt auch die in Deutschland stationierten Piloten streiken. 8000 Berliner sind potentiell betroffen.
Passagiere des Billigfliegers Ryanair müssen sich am Freitag nun auch in Deutschland wegen eines Streiks auf Flugausfälle und -verspätungen gefasst machen. Mitten in der Urlaubs-Hochsaison weiten die Piloten der Airline ihren Ausstand auf die Bundesrepublik aus. Ryanair streicht daher am Freitag fast alle Flüge von und nach Deutschland. Wie der Leiter des operativen Geschäfts, Peter Bellew, am Mittwoch in Frankfurt am Main ankündigte, sollen 250 Flüge von und nach Deutschland ausfallen - einzig Piloten der Basis Baden-Baden sollen starten. Inwiefern Berlin betroffen sein wird, wollte Ryanair auf Anfrage nicht sagen. Nach Informationen der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg sind für den Streikzeitraum 47 Verbindungen von Berlin-Schönefeld und eine von Berlin-Tegel angesetzt. "Rund 8000 Passaagiere sind potentiell betroffen", sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel.
Nicht nur Deutschland betroffen
Insgesamt sollen wegen der gleichzeitig stattfindenden Streiks in Belgien, Irland und Schweden 400 von 2400 Flügen in Europa ausfallen, wie Marketingchef Kenny Jacobs ergänzte. "Dieser Streik ist völlig unnötig", kritisierte Kenny. Eine Streikankündigung erst 48 Stunden vor den ersten Ausständen sei unfair gegenüber den Kunden. Insgesamt seien in Deutschland 42.000 Kunden betroffen, in Europa insgesamt rund 55.000, hieß es weiter.
Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat alle angestellten Piloten an den deutschen Ryanair-Basen für den 10. August zu einem 24-stündigen Streik aufgerufen. Ryanair streicht wegen des Pilotenstreiks in Deutschland an diesem Freitag an deutschen Flughäfen 250 Flüge. Das sei das komplette Programm, das Ryanair an dem Tag mit Flugzeugen fliegen würde, die in Deutschland stationiert sind, sagte Marketing-Chef Kenny Jacobs. Alle Flughäfen bis auf Baden-Baden seien betroffen. Dort hätten die Piloten zugesagt, ihr Programm abzufliegen. Rund ein Drittel der deutschen Kunden werde aber auch am Freitag fliegen können, weil ihr Flugzeug aus einem nicht bestreikten Land komme. Die bereits gestrichenen 146 Flüge kommen noch obendrauf. Kunden könnten kostenfrei umbuchen oder ihr Geld zurückbekommen, sagte Jacobs. Betroffene Passagiere werden am Mittwoch bis 15 Uhr informiert, versprach Ryanair. Zuvor hatte sich die deutsche Gewerkschaft Vereinigung Cockpit den ebenfalls für Freitag geplanten Streiks in Irland, Belgien und Schweden angeschlossen.
Die deutsche Gewerkschaft schließt sich den bereits für diesen Freitag angekündigten Streiks ihrer Kollegen in Irland, Schweden und Belgien an. Dies wäre dann zusammen der größte Pilotenstreik in der Geschichte von Ryanair.
Bei den Piloten haben bisher einzig die Iren an vier einzelnen Tagen die Arbeit niedergelegt. Ein Warnstreik der VC in Deutschland war im vergangenen Dezember ohne Flugausfälle geblieben, weil Ryanair ausreichend Ersatzpiloten mobilisieren konnte.
VC-Chef Martin Locher warf der Fluggesellschaft vor, eine Lösung am Verhandlungstisch zu blockieren und für die Eskalation allein die Verantwortung zu tragen. „Ryanair hat in den Verhandlungen jedwede Personalkosten-Erhöhung kategorisch ausgeschlossen. Gleichzeitig hat Ryanair zu keinem Zeitpunkt erkennen lassen, an welchen Stellen Spielräume zur Lösungsfindung bestehen“, erklärte der Gewerkschafter. Cockpit, bereits kampferprobt in Konflikten mit der Lufthansa, verhandelt seit mehr als einem halben Jahr mit Ryanair. Ihr Ziel ist es, erstmals einen Tarifvertrag bei Ryanair abzuschließen und eine bessere Bezahlung durchzusetzen, die sich an den deutschen Airlines, die mit Ryanair im Wettbewerb stehen, orientiert. Die Gewerkschaft fordert zudem bessere Arbeitsbedingungen. "Die Piloten sind keine Nomaden, die ihre Zelte da aufschlagen, wo Ryanair Geschäft wittert. Es muss Schluss damit sein, dass Ryanair von heute auf morgen quasi seinen Piloten sagen kann, ich versetze dich jetzt auf eine andere Station irgendwo in Europa", sagte Ingolf Schumacher, Vorsitzender Tarifpolitik bei der Gewerkschaft. Schumacher schloss weitere Streiks nicht aus. Allerdings würden diese mindestens 24 Stunden vorher angekündigt, versicherte Schumacher.
Vor zwei Wochen hatten streikende Flugbegleiter in Spanien, Portugal und Belgien Ryanair gezwungen, innerhalb von zwei Tagen rund 600 Flüge mit zusammen etwa 100.000 betroffenen Passagieren abzusagen.
Beide Berufsgruppen wollen bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen bei der irischen Airline durchsetzen, die sich jahrzehntelang gegen Gewerkschaften und tarifliche Vereinbarungen gewehrt hatte. Dazu müssen jeweils nationale Tarifverträge abgeschlossen werden, die Gewerkschaften koordinieren sich aber europaweit untereinander.
Ryanair-Marketing-Chef Jacobs kritisierte den Streik als unnötig. Die Piloten in Deutschland würden "hervorragende Arbeitsbedingungen" genießen, sagte Jacobs. "Sie verdienen bis zu 190.000 Euro jährlich und erhielten neben den Zusatzleistungen eine Gehaltserhöhung von 20 Prozent zu Beginn dieses Jahres". VC Cockpit spricht dagegen von Gehältern, die bei 25.000 oder 30.000 Euro brutto im Jahr liegen. (mit dpa)
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