Bayer kauft Monsanto: Die neue Agrarmacht
Bayer zahlt für den umstrittenen US-Konkurrenten die Rekordsumme von 59 Milliarden Euro.
Nach monatelangen Verhandlungen ist der Deal perfekt: Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern übernimmt für 66 Milliarden Dollar (rund 58,7 Milliarden Euro) den US-Saatguthersteller Monsanto. Umgerechnet 114 Euro werden die Leverkusener laut Fusionsvereinbarung pro Monsanto-Aktie in bar bezahlen – es ist der höchste Betrag, den ein deutsches Unternehmen jemals für die Übernahme eines ausländischen Konkurrenten gezahlt hat. „Diese Entscheidung ist ein wichtiger Schritt für unsere Division Crop Science und festigt gleichzeitig die Stellung von Bayer als globalem, innovationsgetriebenem Life-Science-Unternehmen mit führenden Positionen in unseren Kerngeschäften“, sagte Bayer-Chef Werner Baumann. „Mit dieser Transaktion schaffen wir erheblichen Wert für die Aktionäre, unsere Kunden, Mitarbeiter und für die Gesellschaft insgesamt.“
Kartellbehörden und Monsanto-Aktionäre müssen noch zustimmen
Bayer zufolge hatten der Monsanto-Verwaltungsrat sowie Vorstand und Aufsichtsrat von Bayer das Vorhaben einstimmig angenommen. Nun müssen noch die Monsanto-Aktionäre zustimmen sowie die Kartellbehörden. Der Abschluss des Geschäfts werde für Ende kommenden Jahres erwartet, erklärte Bayer. Monsanto-Chef Hugh Grant sagte, dass der Schritt für die Aktionäre des US-Konzerns die „bestmögliche Wertschöpfung“ beinhalte. Das Angebot bedeutet einen Aufschlag von 44 Prozent auf den Kurs der Monsanto-Aktie vor dem ersten schriftlichen Angebot von Bayer. Zusammen werde das neue Unternehmen ein „Innovationstreiber“ sein, der den Landwirten helfe, die Herausforderungen von morgen zu überwinden, sagte Grant. Zusammen erzielen die beiden Unternehmen im Agrargeschäft einen Umsatz von 23 Milliarden Euro im Jahr. Bayer erwartet durch die Fusion Synergieeffekte in Milliardenhöhe. Finanziert werden soll der Kauf teilweise durch eine Kapitalerhöhung. Für den Fall, dass die Kartellfreigaben doch nicht erteilt werden sollten, hat sich Bayer zur Zahlung von zwei Milliarden Dollar an Monsanto verpflichtet.
Umweltverbände sind gegen die Fusion
Bayer hatte im Mai angekündigt, das umstrittene Biotechnologie-Unternehmen übernehmen zu wollen. Zunächst bot der Leverkusener Konzern umgerechnet 55 Milliarden Euro. Die Übernahme wird Bayer nun zur weltweiten Nummer eins im Geschäft mit Agrarchemie machen. Die Übernahme ist allerdings umstritten. Monsanto steht in Europa seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Umweltverbände und die Grünen äußerten denn auch scharfe Kritik an der Fusion. „Diesen Deal darf es nicht geben. So entsteht ein übermächtiger Konzern, der den Welthunger nicht bekämpft sondern verstärkt“, kritisierten die Grünen-Politiker Anton Hofreiter und Katharina Dröge. Der Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann sprach von einer schlechten Nachricht für nachhaltige Landwirte, Verbraucher und die Umwelt. „Der neue Agrochemiegigant häuft eine bislang ungekannte Marktmacht an. Er wird maßgeblich mitbestimmen, welches Saatgut und welche Pestizide auf den Markt kommen“, meinte Greenpeace. Bayer-Chef Baumann dagegen betonte die Vorteile eines Zusammenschlusses. Die Agarindustrie stehe angesichts der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der globalen Erwärmung vor gigantischen Herausforderungen. Durch die Kombination ihrer Fähigkeiten könnten Bayer und Monsanto hier wegweisende Antworten geben. Immerhin müssten bis 2050 einige Milliarden Menschen zusätzlich ernährt werden.