Umfrage der deutschen Versicherer: Die "Generation Mitte" verliert das Vertrauen in die Politik
Die 30-59-Jährigen in Deutschland setzen andere Prioritäten als ihre Eltern. Das persönliche Glück hängt immer weniger von wirtschaftlichen Fragen ab.
Die „Generation Mitte“ fürchtet nicht um ihre Arbeit oder ihren sozialen Status. Was die meisten bekümmert, ist stattdessen der schwindende Zusammenhalt zwischen den Menschen. Materialistischer, egoistischer, intoleranter – so nehmen die Leistungsträger die deutsche Gesellschaft wahr. Das geht zumindest aus einer Umfrage des Allensbach-Instituts hervor. Auftraggeber ist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Einer Mehrheit der 30- bis 59-Jährigen geht es demnach besser als vor fünf Jahren. Nur noch 27 Prozent haben jedoch Vertrauen in die politische Stabilität des Landes. 2015 behauptete dies noch knapp jeder Zweite. Woran das liegt, lässt sich aus der Umfrage nicht ablesen. Ursachen wurden nicht erfragt; 2017 und 2016 fehlte die Frage. „Die Stimmung ist trotz der brummenden Wirtschaft nicht gut“, sagte Verbandspräsident Wolfgang Weiler. Damit sei eine Jahrzehnte alte Regel außer Kraft gesetzt.
Sparen ist keine deutsche Tugend mehr
Die mittlere Generation hat laut der Umfrage ein anderes Verhältnis zu Geld als ihre Eltern. „Sparsam leben ist kein Lebensziel mehr“, sagte Köcher. Obwohl sich die meisten wünschten, finanziell unabhängig und abgesichert zu sein, halte nur jeder Siebte Sparsamkeit für wichtig – aus Sicht der Versicherer ein „alarmierendes“ Ergebnis, denn sie leben von der privaten Vorsorge. Nur ein Drittel der Befragten sei zudem überzeugt, in einer glücklichen Zeit zu leben. 42 Prozent hielten die Zeiten für ausgesprochen schwierig.
Im Kontrast dazu steht die Einschätzung der „Generation Mitte“ bezüglich ihrer ganz persönlichen Situation: 42 Prozent der Befragten empfinden sich über die vergangenen Jahre hinweg betrachtet als Wohlstandsgewinner, nur 18 Prozent beklagen eine Verschlechterung. Sie gehören zumeist zu den unteren sozialen Schichten. Nur elf Prozent sehen die Gefahr eines sozialen Abstiegs (2016: 15 Prozent). So wenige wie nie fürchten um ihren Job. Wobei unter den Einkommensschwachen 25 Prozent darum bangen.
Im Vergleich mit ihren Eltern im gleichen Alter sehen die 30- bis 59-Jährigen für sich die größeren finanziellen Möglichkeiten und persönlichen Entfaltungsspielräume. Sie können sich mehr leisten, leichter in den Urlaub fahren, freier entscheiden, wo sie leben wollen. Allerdings empfinden sie ihr Leben auch als fordernder und anstrengender als das ihrer Mütter und Väter. So finden 61 Prozent, dass ihre Eltern weniger Stress und Hektik hatten, 45 Prozent, dass es damals mehr Planungssicherheit gab.
Nach Religion zu fragen "lohnt sich nicht mehr"
Im Ranking der wichtigen Dinge im Leben stehen mit 90 Prozent Gesundheit, eine stabile Partnerschaft und finanzielle Unabhängigkeit (83 und 82 Prozent) ganz oben. Auf den letzten Plätzen stehen Religion (16 Prozent) – und Sparsamkeit (14 Prozent). 60 Prozent finden, dass sie als Eltern heute mehr gefordert sind als ihre Mütter und Väter; 42 Prozent, dass die Erziehung der Kinder durch das Internet heute schwieriger geworden ist. 57 Prozent glauben zudem, dass das Internet die Kinder und Jugendlichen heutzutage am meisten beeinflusst, nur neun Prozent glauben noch an eine Prägung durch Lehrer. Bis vor wenigen Jahren sei in diesem Ranking auch nach dem Einfluss der Kirchen gefragt worden, sagte Köcher. Das lohne sich aber nicht mehr und sei deshalb herausgenommen worden.
Für die Umfrage „#GenerationMitte“ waren im Auftrag der deutschen Versicherer mehr als tausend Männer und Frauen interviewt worden. Die Studie wird seit 2013 jährlich durchführt. Die Befragten stehen für 35 Millionen Menschen, die wiederum 70 Prozent der Erwerbstätigen ausmachen.
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