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Der Staat geht leer aus - die meisten Erben zahlen keine Steuern wegen hoher Freibeträge.
© dpa

Die Generation der Erben: Goldene Jahre

Die Nachkriegsgeneration tritt ab - und hinterlässt jedes Jahr nach Berechnungen des DIW rund 400 Milliarden Euro.

Das Wirtschaftswunder macht es möglich: Rund 400 Milliarden Euro werden Jahr für Jahr hierzulande vererbt, das ist rund ein Viertel mehr als bislang vermutet. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung des DGB ausgerechnet, was an Schenkungen und Erbschaften zu erwarten ist. Die Summe fällt so groß aus, weil Wertsteigerungen und regelmäßiges Sparen „erstmalig eingerechnet“ wurden. „Das Vermögen, das die über 70-Jährigen voraussichtlich bis 2027 vererben werden, beträgt aktuell 1,3 Millionen Euro“, haben die Wissenschaftler ausgerechnet. Unter der Annahme, dass weiter gespart wird, erhöht sich die Summe bis 2017 auf 1,46 Billionen Euro. Und zuzüglich einer unterstellten Wertsteigerung um zwei Prozent/Jahr wächst das Vermögen auf 1,68 Billionen Euro. Hochgerechnet auf die ganze Bevölkerung – denn es vererben ja nicht nur die mehr als 70 Jahre alten Menschen – ergibt sich ein Erbvolumen von bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr.

Dass viele Deutsche etwas zu vererben haben, hängt mit den Wirtschaftswunderjahren in Westdeutschland zusammen. „Die Nachkriegsgenerationen konnten über Jahrzehnte hinweg von realen Einkommenssteigerungen und dem Ausbleiben von Wirtschaftskrisen profitieren und somit große Vermögen aufbauen“, schreibt das DIW. Grundlage der Berechnungen ist das Nettovermögen der privaten Haushalte, das 2015 11,2 Billionen Euro betrug. Nettovermögen besteht aus Geld-, Immobilien- und Betriebsvermögen abzügliche aller Schulden.

Der Staat bekommt meistens nichts

Für den Staat respektive die Staatskasse bedeuten die riesigen Erbschaften nicht unbedingt höhere Einnahmen, denn die meisten Summen werden aufgrund hoher Freibeträge steuerfrei übertragen. Das gelte auch für sehr hohe Vermögen, die als Betriebsvermögen übertragen werden. Daran habe auch die von der großen Koalition nach zähem Ringen beschlossene Steuerreform nicht viel geändert. „Ein Überdenken der letzten Reform der Erbschaft- und Schenkungssteuer im Hinblick auf die gewährten Freibeträge und die Steuerprivilegien für Unternehmensvermögen ist hier anzuraten“, meinen die DIW-Autoren.

„Große Erbschaften werden wir stärker besteuern“, heißt es im Wahlprogramm der SPD. Allerdings soll es großzügige Freibeträge geben, etwa bei der selbst genutzten Immobilie. Die Union dagegen lehnt grundsätzlich höhere Steuern auf Erbschaften und Vermögen ab – ebenso wie die FDP. Die Linke will bei der Erbschaftsteuer Schlupflöcher stopfen und die Sätze erhöhen, was in Summe fünf Milliarden Euro bringen könnte. Die Grünen wollen sich für eine „ Vermögensteuer für Superreiche“ und eine gerechtere Erbschaftsteuer einsetzen, die Firmenerben stärker heranzieht.

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