Fernbusse: Die Bahn setzt auf die Straße
Das Fernbus-Angebot soll vervierfacht werden. Und Marktführer MeinFernbus Flixbus baut ebenfalls aus.
Die Deutsche Bahn reagiert auf die wachsende Konkurrenz der Fernbusanbieter mit einem größeren Angebot und einer strafferen Organisation. Der Schienenkonzern legt seine eigenen Bus- Töchter IC Bus und Berlinlinienbus.de zu einer Marke zusammen und will die Zahl der Verbindungen bis Ende 2016 vervierfachen. Derzeit gibt es 20 nationale Linien und 25 Verbindungen ins Ausland. So soll das Angebot zwischen Berlin und Bremen sowie Thüringen und Bayern ausgeweitet werden. IC-Bus-Kunden können mit ihrem Ticket wie bisher Bahn und Bus kombiniert nutzen. Die Busse sollen zudem in das Bonus-System der Bahn integriert werden, wie die Bahn am Montag in Berlin mitteilte.
Die Bahn hat einen Marktanteil von neun Prozent
Das schnelle Wachstum der privaten Fernbus-Anbieter seit der Marktöffnung 2013 hat die Bahn bereits viel Geld gekostet. Weil immer mehr Reisende auf den preiswerten Bus umsteigen, verlor die Bahn allein 2014 rund 120 Millionen Euro. Der Markt wird zu 75 Prozent von dem jüngst fusionierten Unternehmen MeinFernbus Flixbus dominiert. Die Bahn kommt auf einen Anteil von gut neun Prozent und bezeichnet sich selbst als „zweiter starker Anbieter“.
„Schneller als von uns erwartet hat sich der Fernbus als ein integraler Bestandteil der Mobilität in Deutschland etabliert“, begründete Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg die Neuaufstellung. Den Wünschen „besonders preissensibler und junger Reisender“ wolle sich die Bahn stellen. Den Vorwurf, man reagiere zu spät, wies Homburg zurück. Nach einer Startphase mit „ruinösen Preiskämpfen“ und dem Ausscheiden einiger Anbieter (City2City, ADAC) sei „jetzt ein geeigneter Zeitpunkt zum Handeln gekommen“. Die Bahn wolle das Feld nicht dem marktbeherrschenden Anbieter überlassen.
Der Marktführer kündigt 50 neue Linien an
Dieser legt indes nach: MeinFernbus Flixbus werde mehr als 50 neue Linien in den kommenden Monaten starten, unter anderem nach Paris und Brüssel, teilte das Unternehmen am Montag mit. Aktuell biete man mehr als 10 000 Verbindungen an, rund 5000 davon als Direkt- und etwa 6000 als Anschlussverbindungen. „Bis Ende 2015 kommen durch den Netzausbau nochmals rund 500 neue Direktverbindungen hinzu“, hieß es. Dann will der Anbieter 1000 Busse einsetzen.
„Aus Verbrauchersicht ist es immer gut, wenn es mehr Auswahlmöglichkeiten gibt“, kommentierte Christopher Gipp vom Berliner Ides-Institut das neue Fernbus-Programm der Bahn. Der Konzern habe „ein extrem gutes Vertriebssystem“, das er besser nutzen könne. „Bei der Verknüpfung von Reiseketten auf Schiene und Straße hat die Bahn ein Alleinstellungsmerkmal.“