Gleichberechtigung: Deutsche Vorstände bleiben eine Männer-Domäne
Die Aufsichtsräte deutscher Unternehmen sind weiblicher geworden. Trotzdem berufen die Kontrollgremien kaum Frauen in den Vorstand.
Die Dominanz von Männern bei wichtigen Aufsichtsratsposten bremst den Aufstieg von Frauen in die Topetage deutscher Konzerne. Obwohl inzwischen rund 30 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder weiblich sind, seien an der Ernennung von Vorständen fast nur Männer beteiligt. Zu diesem Ergebnis kommt die gemeinnützige Allbright-Stiftung, die sich für Diversität einsetzt. Aktuell liegt der Frauenanteil in den 160 Unternehmen der Dax-Indexfamilie bei 8,8 Prozent. Im September 2018 waren es 8,0 Prozent gewesen.
Der Studie zufolge sind Frauen in den zuständigen Aufsichtsratsausschüssen, die maßgeblich für die Besetzung von Vorstandsposten sind, nur mit 16,8 Prozent vertreten. Die Vorsitzenden des Kontrollgremiums – eine Schlüsselfigur im Besetzungsprozess – seien auch fast nur Männer. Ein Teil der Aufsichtsratschefs (19 Prozent) war zuvor im Vorstand, zwölf Prozent waren Vorstandschefs im selben Unternehmen. Die Autoren kritisieren: Das trage ebenfalls zu einer großen Homogenität im deutschen Top-Management bei und verzögere notwendige Erneuerungen. Ausgewertet wurden die 160 Unternehmen, die in den Börsenindizes Dax, M-Dax und S-Dax notiert sind.
Die etwa 100 größten börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen in Deutschland müssen mindestens 30 Prozent der Posten in ihren Kontrollgremien mit Frauen besetzen. 1747 Firmen müssen sich Zielgrößen für den Frauenanteil im Vorstand setzen. Es ist jedoch möglich, keine Managerinnen in der Führungsriege anzustreben. Den Angaben zufolge formulieren die Aufsichtsräte von 53 der 160 Unternehmen ausdrücklich das Ziel: Null Frauen.
„Deshalb werden wir die bestehenden gesetzlichen Regelungen gemeinsam mit dem Justizministerium so ändern, dass diese Zielgröße künftig zumindest fundiert begründet werden muss, sonst wird das sanktioniert“, kündigte die Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) an. Die Zahlen findet sie nicht akzeptabel. „Es braucht politischen und gesellschaftlichen Druck, damit Frauen auch in Führungspositionen der Chefetagen großer Unternehmen angemessen vertreten sind“, sagte Giffey. (mit dpa)
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