Konzernumbau: Deutsche Bank streicht in Berlin über ein Viertel der Filialen
Der Umbau der Deutschen Bank trifft Berlin besonders hart: Hier werden über ein Viertel der Filialen schließen. Offen ist noch, wie viele Arbeitsplätze wegfallen. Mitarbeiter sollen umschulen können.
Die Deutsche Bank wird ab 2017 sehr viel weniger sichtbar sein im Stadtbild von Berlin. Über ein Viertel der Filialen werden ab kommendem Jahr schließen. Derzeit hat das Institut inklusive der Tochter Berliner Bank noch 81 Zweigstellen in der Stadt, mindestens 20 davon fallen weg – sehr wahrscheinlich werden es aber noch deutlich mehr sein. Sowohl bundesweit wie auch in der Region hat sich der Konzern jetzt mit den Arbeitnehmervertretern über die Grundzüge für Umbau verständigt.
Die Deutsche Bank steht unter Druck. Der Konzern muss Kosten senken, gleichzeitig aber auch in die Digitalisierung investieren. Bankchef John Cryan hat dem Institut deshalb eine Runderneuerung verordnet. Wie nun klar ist, wird Berlin von diesem Umbau besonders stark betroffen sein. Das hat zwei Gründe: Zum einen will der Konzern vor allem dort Filialen schließen, wo es besonders viele gibt – und das ist nun mal vor allem in Ballungszentren der Fall. Zum anderen hat sich der Konzern entschieden, die Regionalmarke „Berliner Bank“ aufzugeben. Ihre Filialen liegen jedoch oft neben denen der Konzernmutter.
Wie viele Arbeitsplätze in der Region wegfallen, ist unklar
Was der Umbau für die rund 4000 Mitarbeiter in der Stadt bedeutet, ist nicht endgültig klar. Bundesweit sollen 2500 Vollzeitstellen wegfallen – weil viele Mitarbeiter in Teilzeit arbeiten, wird das deutlich mehr als 2500 Angestellte treffen. Doch während die Bank in Berlin einerseits Zweigstellen schließen wird, will sie an anderer Stelle in der Stadt neue Jobs schaffen. So soll das Risikocenter an der Hardenbergstraße in Charlottenburg wachsen. Zudem will die Bank in der Stadt neue Beratungsformate testen und die Zusammenarbeit mit Start-ups ausbauen. Auch die „Filiale der Zukunft Q110“ an der Friedrichstraße wird vergrößert.
Harald Eisenach, Sprecher der regionalen Geschäftsleitung, versucht der Restrukturierung daher vor allem Positives abzugewinnen. „Der Umbau bringt für Berlin auch Chancen“, sagte er am Freitag. So will die Bank zum Beispiel bundesweit mehrere neue Beratungscenter gründen. Das erste davon wird am Bahnhof Zoo angesiedelt – es soll als Pilot Vorbild für weitere Center sein. Bis zu 100 Mitarbeiter könnten dort sitzen. Beratungscenter heißt dabei allerdings nicht, dass Kunden persönlich vor Ort beraten werden. Stattdessen sitzen dort Bankmitarbeiter, die Kunden per Telefon, Chat oder Video weiterhelfen. Dabei betont Eisenach: „In den Beratungscentern arbeiten top qualifizierte Bankkaufleute.“ Kunden können sich von den Mitarbeitern zum Beispiel per Video oder Chat auch über den Kauf von Wertpapieren beraten lassen. „Damit reagieren wir auf die geänderten Anforderungen der Kunden“, sagt Eisenach. Deshalb sollen die Mitarbeiter im Beratungscenter zum Beispiel auch dann noch erreichbar sein, wenn die Zweigstellen längst Feierabend gemacht haben.
Mitarbeiter sollen umschulen können
Wie viele Arbeitsplätze in der Stadt wegfallen werden, hängt deshalb auch davon ab, ob die Mitarbeiter bereit sind, umzuschulen. „Wir bieten umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen an“, sagt Eisenach. Bewerben könnten sich auf die neuen Stellen in Berlin aber natürlich auch Mitarbeiter aus anderen Regionen. Grundsätzlich hat der Konzern zugesagt, nach Möglichkeit sozialverträgliche Lösungen für den Stellenabbau zu suchen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden – sie sind in den Vereinbarungen mit den Betriebsräten dem Vernehmen nach allerdings nicht komplett ausgeschlossen.