Radikaler Umbau: Deutsche Bank streicht 18.000 Jobs
Das Geldinstitut verkleinert vor allem das Investmentbanking. Auch drei Vorstände müssen gehen. Die Bank rechnet durch den Umbau mit einem Milliardenverlust.
Es ist der größte Umbau in der knapp 150-jährigen Geschichte der Deutschen Bank. Das Institut soll radikal schrumpfen, auch wenn das Milliarden kostet. Weltweit sollen 18000 Stellen bis 2022 wegfallen – das ist fast jeder fünfte Job in der Bank. Einen entsprechenden Plan hat der Aufsichtsrat am Sonntagnachmittag abgesegnet. „Wir packen all das an, was notwendig ist, um das volle Potenzial unserer Bank zu entfalten“, sagte Bankchef Christian Sewing.
Das Investmentbanking soll demnach um ein Drittel verkleinert werden. Aus dem weltweiten Aktiengeschäft zieht sich das Institut gleich ganz zurück: Gemeint ist damit der Handel mit Aktien, den das Institut für Großkunden wie Hedgefonds abwickelt. In diesem Bereich hat die Bank lange versucht, mit den US-Häusern mitzuhalten – jetzt gibt sie diese Bemühungen endgültig auf. Stattdessen soll die Bank sich im Investmentbanking auf Geschäfte konzentrieren, die für Kunden wichtig sind: So wird das Institut zum Beispiel auch in Zukunft Zahlungen für Konzerne abwickeln, die Waren ins Ausland exportieren.
Das ist ein drastischer Umbau, der viel Geld kostet: Bis 2022 rechnet Sewing mit Belastungen von 7,4 Milliarden Euro. In welchen Bereichen die 18000 Stellen wegfallen, ließ Sewing zunächst offen. Klar ist aber: Auch der Vorstand der Bank wird umgebaut. Neben Investmentbank-Chef Garth Ritchie werden auch Privatkundenvorstand Frank Strauß und die für die Einhaltung der Aufsichtsregeln zuständige Sylvie Matherat zum Ende des Monats gehen müssen. Für alle drei rücken neue Manager in den Vorstand. Strauß wird offenbar zur Last gelegt, dass die Integration der Postbank nur schleppend vorankommt. Matherat wird dem Vernehmen nach vorgehalten, dass die Bank in mehrere Verdachtsfälle von Geldwäsche verwickelt ist.
Dafür rücken zum 1. September Ex-SAP-Mann Bernd Leukert als Vorstand für Digitalisierung, Aufsichtratsmitglied Stefan Simon als Vorstand für die Beziehung zu den Aufsichtsbehörden und die Amerikanerin Christiana Rey als Vorstand für Amerika mit an die Spitze.
Mit dem Umbau versucht die Deutsche Bank endlich ihre seit Jahren anhaltende Krise zu überwinden. „Heute haben wir die umfassendste Transformation der Deutschen Bank seit Jahrzehnten vorgestellt“, sagte Sewing. „Das ist ein echter Neustart für die Deutsche Bank“. Sie kehre zu ihren Wurzeln zurück. „Diese umfassende Transformation ist die richtige Antwort auf die massiven Veränderungen und Herausforderungen in der Finanzindustrie“, ergänzte Aufsichtsratschef Paul Achleitner.
Die Kosten sollen sinken
Der Umbau soll vor allem helfen, die hohen Kosten in den Griff zu bekommen. Bis 2022 sollen sie um rund sechs Milliarden auf 17 Milliarden Euro pro Jahr gedrückt werden. Das soll die Bank dann auch wieder profitabel machen. Derzeit muss das Institut mehr als 90 Cent aufwenden, um einen Euro zu verdienen. Durch die Senkung der Kosten sollen es perspektivisch nur noch 70 Cent sein, die die Bank ausgeben muss, um einen Euro einzunehmen.
Stemmen will die Bank den Umbau aus eigener Kraft. Eine Kapitalerhöhung soll es nicht geben: Das Institut will also vorerst bei den Aktionären kein frisches Kapital einsammeln. Allerdings werden sie in diesem und dem nächsten Jahr auf eine Dividende verzichten müssen. Auch wird das Institut durch den Umbau erneut in die roten Zahlen rutschen. Bereits im zweiten Quartal soll das zu einem Verlust von 500 Millionen Euro vor Steuern und rund 2,8 Milliarden Euro nach Steuern führen. Ohne diese Belastungen hätte sich ein Nettogewinn von 120 Millionen Euro ergeben.
Indem sich die Bank aus großen Teilen des Investmentbankings zurückzieht, will sie auch die Risiken in ihren Büchern reduzieren. Insgesamt sollen Papiere im Volumen von 74 Milliarden Euro in eine neue „Bad Bank“ ausgelagert werden. Sie sollen „effizient“ abgewickelt werden, also zum großen Teil verkauft werden. Zugleich bildet die Bank aus der Zahlungsverkehrssparte und dem deutschen Geschäft für Firmenkunden eine neue Einheit mit dem Namen Unternehmensbank.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte noch am Sonntag betont, die Deutsche Bank spiele „in der ersten Liga und muss jetzt die Weichen stellen, dass das so bleibt“. Er sei optimistisch, dass der Bank der Umbau gelingen werde.