Die pannenreiche Geschichte des A400M: Der Traum vom Alleskönner
Das A400M-Projekt wurde 2003 von sieben europäischen Staaten gestartet. Sie wollten über ein eigenes, modernes Transportflugzeug verfügen. Doch es kam anders.
Der Absturz eines A400M ist für den Airbus-Konzern ein weiterer empfindlicher Rückschlag bei dem von Pannen geprägten Versuch, „das multifunktionale Transportflugzeug des 21. Jahrhunderts“ zu bauen. Erst im Januar hatte sich Konzernchef Tom Enders öffentlich dafür entschuldigen müssen, dass man die von den Kunden erwarteten Leistungsziele bisher nicht erreicht hat. Zuvor hatte die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) schwere Kritik geübt: „Hier steht mehr auf dem Spiel als nur das Image eines Industrieunternehmens.“
Das A400M-Projekt war 2003 von sieben europäischen Staaten – Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Spanien und der Türkei – gestartet worden, um über ein eigenes, modernes Transportflugzeug zu verfügen. Die viermotorige Maschine kann eine Nutzlast von 37 Tonnen und 116 Soldaten über eine Distanz von bis zu 8700 Kilometern transportieren.
Diverse Probleme verzögerten den Bau. So gab es Schwierigkeiten bei der Entwicklung des TP400-Triebwerks. Es wird vom Europrop-Konsortium gebaut, zu dem neben Rolls-Royce, der französischen Snecma und ITP in Spanien auch das deutsche Unternehmen MTU Aero Engines gehört. Das TP400 ist die leistungsstärkste Propellerturbine der westlichen Welt. Airbus Military, ein Unternehmen, das aus der spanischen Konzernsparte Casa hervorging, musste den Produktionsplan mehrfach strecken. Der für Januar 2008 geplante Erstflug fand schließlich im Mai 2010 statt. Der Stückpreis erhöhte sich von 125 auf 175 Millionen Euro, mit Südafrika sprang einer der einzigen beiden außereuropäischen Kunden wieder ab. Bisher gibt es nur 174 Bestellungen.
Seit 2013 wurden nur zwölf Maschinen ausgeliefert
Die erste A400M ging im August 2013 an die französische Luftwaffe. Seitdem wurden lediglich zwölf Maschinen ausgeliefert, darunter auch an Großbritannien, die Türkei und den einzigen verbliebenen Exportkunden Malaysia. Die erste Maschine der Bundeswehr wurde mit vierjähriger Verzögerung im Dezember vergangenen Jahres zum Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover überführt. Dort, beim Lufttransportgeschwader 62, sollen alle 40 A400M der Luftwaffe stationiert werden. Obwohl die Transporter dringend als Ersatz für die bis zu 47 Jahre alten Transall benötigt werden, ist die Einsatzreife bisher nicht abzusehen. Es steht noch nicht einmal fest, wann das nächste Flugzeug ausgeliefert wird. Denn das Bundesverteidigungsministerium hat nicht weniger als 161 Mängel aufgelistet, von denen acht für „nennenswerte Fähigkeitseinbußen“ sorgen. So gibt es Einschränkungen beim Tiefflug sowie der Landung auf unbefestigten Pisten ebenso wie beim Absetzen von Fracht und Personen aus der Luft. Die Laderampe trägt nur drei statt viereinhalb Tonnen und der Laderaum erwies sich als fünf Zentimeter zu niedrig.
Die Pannen und Verzögerungen waren auch mit personellen Konsequenzen verbunden. So musste der bisherige Chef der Militärflugzeugsparte von Airbus, Domingo Urena-Raso, im Januar seinen Hut nehmen. Nachfolger Fernando Alonso sollte seit März das Projekt wieder auf Kurs bringen. Der Absturz vom Sonnabend ist für das Unternehmen ein neuer und äußerst empfindlicher Rückschlag.
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