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Auf dem Rücken. Der Abbau der seltenen Erden ist hart und umweltschädlich – deshalb waren Industrieländer bislang froh, dass China das übernommen hat.
© REUTERS

Konflikt zwischen USA und China: Der Streit über Seltene Erden verschärft den Handelskrieg

Die USA sind von Seltenen Erden aus China abhängig. Peking droht nun mit dem Exportstopp. Ein solcher Schritt würde die Amerikaner empfindlich treffen.

Als Chinas Präsident Xi Jinping kürzlich sein Land bereiste, besuchte er als Erstes ein Minenunternehmen in der Provinz Jiangxi. Er ließ sich zeigen, wie sie dort seltene Erden abbauen und verarbeiten. Auf der Videoplattform Youtube kann man sich anschauen, wie Xi durch eine saubere Werkshalle läuft und den Mitarbeitern die Hände schüttelt. Es sind Bilder, die Macht symbolisieren sollen. Denn seltene Erden spielen inzwischen eine große Rolle im Handelskonflikt mit den USA.

Die Amerikaner sind auf diese Rohstoffe aus der Volksrepublik angewiesen. Seltene Erden, zu denen 17 Metalle mit Namen wie Cer, Yttrium oder Neodym zählen, sind unerlässlich, um Smartphones, Kopfhörer, Akkus oder Flachbildschirme herzustellen. Und kein Land fördert und verarbeitet davon so viel wie China. Allein 80 Prozent der seltenen Erden, die die Amerikaner beziehen, stammen bislang aus der Volksrepublik. Deshalb hat US-Präsident Donald Trump die Spezialmetalle bei seinen Strafzöllen bislang auch stets ausgeklammert.

China könnte den Export in die USA einstellen

Doch den Chinesen ist durchaus bewusst, auf welchem Schatz sie da sitzen. Bei seinem Minenbesuch ließ sich Xi Jinping wohl nicht ohne Grund von Vizepremier Liu He begleiten. Der führt maßgeblich die Verhandlungen mit den Amerikanern im Handelskonflikt. Über heimische Medien ließ Peking mitteilen, die Volksrepublik könne den Export seltener Erden in die USA auch einstellen.

Ein solcher Schritt würde die Amerikaner empfindlich treffen. Nicht nur würde das die Produktion von Smartphones und Laptops einschränken. Auch für die Herstellung von Rüstungsgütern sind seltene Erden nötig. Sie stecken in Kampfjets ebenso wie in Nachtsichtgeräten. Trump hat deshalb bereits reagiert. Das US-Militär soll jetzt klären, woher die USA alternativ seltene Erden beziehen könnten. „Wir suchen nach jeder Quelle außerhalb Chinas“, sagte ein Mitarbeiter einer Spezialeinheit im US-Verteidigungsministerium der Nachrichtenagentur Reuters. Damit verschärft sich der Streit. „Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat eine neue Eskalationsstufe erreicht“, sagt Tilmann Galler,  Kapitalmarktstratege bei JP Morgan.

Seltene Erden sind an sich gar nicht so selten

Zumindest kurzfristig dürften die Amerikaner sich schwer damit tun, ihren hohen Bedarf an den Spezialmetallen anderswo als in China zu decken. Dabei sind seltene Erden an sich gar nicht so selten, wie ihr Name vermuten lässt. Drei von ihnen (Cer, Yttrium und Neodym) kommen in der Natur sogar öfter vor als Blei oder Kupfer. Selbst die besonders seltenen Metalle Thulium und Lutetium sind immerhin noch 200 Mal öfter vorhanden als Gold. Das Problem ist nur: Der Abbau dieser Metalle ist sehr aufwendig und oft umweltschädlich.

Denn seltene Erden stecken in Gestein, aus dem sie erst herausgelöst werden müssen. Dabei kommen meist hochgiftige Säuren zum Einsatz, zum Teil werden auch radioaktive Elemente freigesetzt. Und es muss viel Boden abgetragen werden, um eine kleine Menge seltener Erden zu gewinnen. Deshalb war man in vielen Industrieländern ganz froh, als China die Förderung und Weiterverarbeitung der seltenen Erden übernommen hat. So kommt es, dass die Volksrepublik auf dem Markt inzwischen fast ein Monopol hat, obwohl sie lediglich 37 Prozent der weltweiten Vorkommen an den Rohstoffen besitzt.

Noch in den achtziger Jahren kamen Seltene Erden aus den USA

Die beherrschende Stellung der Volksrepublik in diesem Bereich ist also kein Naturgesetz, sondern eine Folge der Globalisierung. Noch in den achtziger Jahren waren es auch nicht die Chinesen, die die die Welt mit den Spezialmetallen versorgten – sondern die Amerikaner. Allein in der großen Mine Mountain Pass in Kalifornien haben sie zeitweise so viele seltene Erden abgebaut, dass sie damit 40 Prozent der Weltnachfrage decken konnten. Doch als die Umweltbedenken zunahmen und die Chinesen immer stärker in den Abbau einstiegen, stellte man in Mountain Pass die Förderung 2002 schließlich ein. Mittlerweile hat man dort die Gewinnung der seltenen Erden zwar wieder aufgenommen – eine Weiterverarbeitung am Ort ist jedoch nicht möglich. In der Folge werden auch die Rohstoffe aus Kalifornien zunächst nach China verschifft, wo die Metalle dann aus dem Gestein gelöst werden.

Die Mine in Kalifornien dürfte von dem Handelskonflikt mit China zwar profitieren – alleine wird sie die Volksrepublik als Lieferant aber kaum ersetzen können. Deshalb lässt Trump nun also nach weiteren Lagerstätten suchen. Abhilfe schafft das aber nur langfristig. Experten schätzen, dass von der Erkundung bis zur Inbetriebnahme einer Mine zehn bis 20 Jahre vergehen. Auch dann wären die Amerikaner für die Weiterverarbeitung noch immer auf die Hilfe aus dem Ausland angewiesen.

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