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Der Reichtum dieser Welt. Wertvolle Erde trägt dieser chinesische Arbeiter in der Provinz Jiangxi auf seiner Schulter.
© Reuters

Ressourcen: Der Kampf um seltene Erden

China strebt Überlegenheit in der Welt an – die Waffe heißt "rare earths". Ohne sie gäbe es keine Computer. Der Westen befindet sich plötzlich in heller Aufregung.

Es klingt ein bisschen wie der Kampf um Mittelerde. Aber der Kampf ist ganz von dieser Welt. Und er ist weltweit. Die westlichen Nationen sind aufgeschreckt, setzen Teams ein, um Strategien zu erstellen. In Deutschland hat Bundeskanzlerin Angela Merkel es selbst zu einem Thema gemacht. Der Kampf der Zukunft wird nicht ums Öl geführt, er wird geführt werden um sogenannte „rare earths“, wie sie weltweit genannt werden, „seltene Erden“. Es handelt sich um Elemente, ohne die keine Präzisionsrakete ihr Ziel treffen kann, kein Handy funktioniert, kein ICE, kein Mercedes und kein Mini fährt. Es sind Schlüsselelemente mit fantasievollen Namen wie Samarium, Europium, Yttrium oder Promethium, ohne die die moderne Welt buchstäblich stehen bleiben würde. Es handelt sich um spezielle Metalle, ganz unten im Periodensystem, mit magnetischen Eigenschaften im Mikrobereich. Sie sind der Schlüssel zur modernen Elektronik.

Den Westen hat das Thema bisher nie gekümmert. Bis letzten Monat ein chinesischer Frachter mit zwei Booten der japanischen Küstenwache kollidierte. Japan nahm den chinesischen Kapitän fest und dann geschah etwas, was der Welt auf einen Schlag klar machte, was ihr droht. China teilte mit, als Vergeltung Japan künftig keine seltene Erden mehr zu liefern. In Japan und den westlichen Industrienationen schrillten die Alarmglocken. Plötzlich machten sich die Regierungen klar, dass China die Hälfte der Vorkommen besitzt und 97 Prozent des Handels kontrolliert. Und plötzlich wurden chinesische Zitate aus der Vergangenheit aus den Archiven bekannt. So sagte der legendäre chinesische Staatschef Den Xiaoping 1992: „Der Nahe Osten hat Öl, China hat seltene Erden.“ 1999 wurde der Ton schärfer: Präsident Jiang Zemin sagte, China gehe es darum, „den Ressourcenvorteil in wirtschaftliche Überlegenheit“ zu verwandeln. Noch drastischer formuliert es eine staatsnahe chinesische Zeitung. Sie nannte die seltenen Erden „die Waffe der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts“.

Wie eine Mondlandschaft. Australiens Mount-Weld-Mine ist eine der wenigen außerhalb Chinas, die seltene Erden fördern. Der Aktienkurs der Lynas Corp. hat sich seit Juli verdreifacht. Regierungen sind alarmiert, Spekulanten elektrisiert.
Wie eine Mondlandschaft. Australiens Mount-Weld-Mine ist eine der wenigen außerhalb Chinas, die seltene Erden fördern. Der Aktienkurs der Lynas Corp. hat sich seit Juli verdreifacht. Regierungen sind alarmiert, Spekulanten elektrisiert.
© AFP

Wird mit dieser Waffe der nächste Wirtschaftskrieg geführt? Oder gar der nächste Krieg?

Der Westen ist an dieser Lage nicht ganz unschuldig. Zu lange hat er weggeschaut. Es gab in den USA ein großes Abbauunternehmen, das dortige Vorkommen ausbeutete. Chinas Dumpingpreise ließen die Firma 2003 pleitegehen und die Bush-Administration sah zu, obwohl zu dieser Zeit internationale Sicherheit wahrlich ganz oben auf der Agenda stand. In Australien gibt es ein Unternehmen, das sich der Übernahme durch China verweigerte, Lynas Corp. Der Aktienkurs dieses Unternehmens hat sich seit Juli verdreifacht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte jetzt eine Rohstoffstrategie der Industriestaaten und eine engere Abstimmung von Wirtschaft und Politik dazu an. Das Bundeskabinett billigte am Mittwoch umfassende Strategien und finanzielle Mittel, um die Versorgung der deutschen Industrie mit seltenen Erden zu sichern.

Paul Krugman, US-Nobelpreisträger für Wirtschaft, hatte tags zuvor in der „New York Times“ einen lauten Warnruf ausgestoßen. Er bezeichnete China als ökonomische Schurkenmacht, die nicht bereit sei, sich an die Regeln zu halten. Die Frage sei, was der Rest der Welt dagegen unternehme. Am Mittwochabend sprach er in Berlin vor einem überfüllten Saal an der Freien Universität. Auf die Frage nach dem Handelskonflikt der USA mit China sagte er: „Ja, der wird sich verschärfen, sehr bald sogar.“

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