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Ursula Piëch, Ferdinand Piëch.
© AFP

Rücktritt von Ursula und Ferdinand Piëch bei VW: Der Mann an ihrer Seite

Wie konnte es soweit kommen, dass Firmenpatriarch Ferdinand Piëch in aller Öffentlichkeit einen Streit um VW austrug, der nur Schaden anrichten konnte? Es gibt eine Erklärung. Darin kommt seine Frau Ursula vor.

Das Ende von Ferdinand Piëch bei VW ist an Dramatik kaum zu überbieten. Kein Dank für geleistete Arbeit und gemeinsame Jahre, keine Respektbezeugung, keine guten Wünsche für die Zukunft. „Die Mitglieder des Präsidiums haben einvernehmlich festgestellt, dass vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen das für eine erfolgreiche Zusammenarbeit notwendige wechselseitige Vertrauen nicht mehr gegeben ist“, teilte das Präsidium des Aufsichtsrats lapidar mit.

Das ist ein Rausschmiss. Einer ohne Abschiedsworte. Einer mit Fußtritt.

Rücktritt muss kein Rückzug sein

Im Piëch-Lager hatte man sich am Samstagmittag noch sicher gezeigt, dass die Krise geordnet gelöst werden könnte. Der Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats, Klaus Liesen, hatte sich zuvor Altkanzler Gerhard Schröder angeschlossen und in der „Bild“-Zeitung eine Art Ehrenerklärung für seinen Nachfolger an der Aufsichtsratsspitze, eben Ferdinand Piëch, abgegeben.

Der nun erfolgte Rücktritt gilt unter Piëch-Kennern keineswegs als Rückzug: „Dem Mann gehört die Firma“, sagte ein Kenner von VW mit Blick auf die Eigentumsverhältnisse. Die Familien Piëch und Porsche halten zusammen mehr als 50 Prozent der Anteile an dem Wolfsburger Konzern. Piëch wird also auch künftig mitreden, wenn es darum geht, wer welche Funktion bei VW wahrnimmt.

Der Kampf geht also weiter.

Machtkampf begann schon, als Piëch seine Frau als Nachfolgerin haben wollte

Wie konnte es nur soweit kommen, dass der Firmenpatriarch ohne Rücksicht auf den Konzern in aller Öffentlichkeit einen Streit ausfocht, der nur Schaden anrichten konnte?

Der Machtkampf an der Spitze begann scheinbar erst vor zwei Wochen, als Piëch dem „Spiegel“ sagte, er sei "auf Distanz zu Winterkorn". Das kam völlig überraschend, weil beide Manager seit Jahrzehnten vertrauensvoll und erfolgreich zusammenarbeiten. In den vergangenen zwei Jahren gab es dann jede Menge Solidaritätsbekundungen für Winterkorn und für Piëch.

Die Mehrheit des sechsköpfigen Aufsichtsratspräsidiums sprach sich aber vor acht Tagen deutlich für Winterkorn aus. Dazu gehörte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil als Vertreter des zweitgrößten VW-Aktionärs, der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats sowie Betriebsratschef Bernd Osterloh.

Die informelle Verabredung sah so aus: Winterkorn bleibt auf jeden Fall mindestens bis 2016 Vorstandsvorsitzender, aber wird vermutlich nicht Nachfolger Piëchs als Vorsitzender des Aufsichtsrats.

In Wirklichkeit aber begann der Kampf früher. Der inzwischen 78 Jahre alte Piëch hatte vor einigen Jahren seine Ehefrau Ursula in den VW-Aufsichtsrat geholt. Angeblich sollte sie ihm nachfolgen auf der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden, so heißt es in VW-Kreisen. Als klar war, dass er seine Frau nicht würde durchsetzen können, wollte er im Gegenzug Winterkorn auch verhindern. Offenbar geht im Kern alles darauf zurück.

Das Verhältnis zum VW-Vorstandsvorsitzenden war seit September 2013 gestört: Damals war aus dem Umfeld Winterkorns lanciert worden, Piëch sei gesundheitlich angeschlagen und müsste unter Umständen bald ersetzt werden. Diese Spekulationen haben den Alten, wie er in Wolfsburg genannt wird, nachhaltig verärgert.

Mit seiner Attacke auf Winterkorn wollte Piëch zwei Ziele erreichen: Die eigene Nachfolge regeln, und zwar mit Porsche-Chef Matthias Müller als Aufsichtsratsvorsitzenden. Und den früheren BMW-Manager Herbert Diess, der erst kürzlich nach Wolfsburg gewechselt war, als Winterkorn-Nachfolger aufbauen.

Die erste große Niederlage in seinem Leben

Womöglich hat sich der große alte Stratege nun erstmals in seinem langen erfolgreichen Leben verhoben. Nach der ersten Attacke gegen Winterkorn reagierten Aufsichtsratsmitglieder vor zwei Wochen durchgehend fassungslos. Man habe manchmal den Eindruck, Piëch stehe unter der Fuchtel seiner Ehefrau, sagte ein Aufsichtsrat dem Tagesspiegel. Manches Verhalten und manche Entscheidungen des Alten seien nicht mehr nachvollziehbar.

Mit dem Abgang des Patriarchen geht eine beispiellose Laufbahn zu Ende. Piëch war Anfang der 90er Jahre von Audi nach Wolfsburg gekommen, als es dem Konzern extrem schlecht ging. Mit Hilfe von Personalvorstand Peter Hartz, der damals die Vier-Tage-Woche einführte, um Kosten zu sparen, sanierte Piëch den Konzern, erweiterte ihn durch den Kauf verschiedener Pkw- und Lkw-Marken und hatte zuletzt gemeinsam mit Winterkorn das Ziel vor Augen, in wenigen Jahren Toyota als größten Autohersteller der Welt abzulösen. Volkswagen beschäftigt schon jetzt weltweit mehr als 600.000 Mitarbeiter.

Aber da ist die Sache mit seiner Frau.

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