Minus 25 Prozent: Chinas Exporte brechen ein
China hat im Februar 25 Prozent weniger exportiert als im Vorjahresmonat. Das lässt Experten an den Wirtschaftsprognosen für das Land zweifeln.
China ist das Land der Superlative; lange hat die Regierung in Peking immer wieder neue Rekorde verkündet. So exportiert China etwa längst so viele Waren in alle Welt wie sonst kein anderes Land. Doch ausgerechnet bei den Ausfuhren schwächelt der Exportweltmeister nun: Im Februar sind die chinesischen Exporte gegenüber dem Vorjahresmonat um 25 Prozent eingebrochen. Das ist der stärkste Rückgang seit der Finanzkrise. „Der Export hat sich von einem Wachstumsmotor zu einem Unsicherheitsfaktor entwickelt“, sagt Max Zenglein vom China-Institut Merics in Berlin.
Und wären es „nur“ die Exporte. Doch auch im Inland halten sich die Chinesen mit Einkäufen zurück. So gaben die Einfuhren – also die Summe der Waren, die China aus aller Welt bezieht – um knapp 14 Prozent nach. Das sind schlechte Nachrichten: Schließlich hatte die Regierung ja gerade das Wachstum im Inland stärken wollen. Die Zahlen zeigen nun jedoch, dass das noch lange nicht gelungen ist. „Der Konsum kommt nicht in Gang“, sagt Heino Ruland, Analyst beim Wertpapierhändler ICF. „Die Regierung in Peking wird Schwierigkeiten haben, ihre Wachstumsziele zu erreichen.“
Experten zweifeln daran, dass Peking seine Wachstumsprognose halten kann
Erst am Wochenende hatte Regierungschef Li Keqiang auf dem Volkskongress in Peking für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 6,5 bis sieben Prozent in Aussicht gestellt. Experten halten das für mehr als ehrgeizig. 2015 ist Chinas Wirtschaft nach offiziellen Zahlen um 6,9 Prozent gewachsen – so langsam, wie seit 25 Jahren nicht mehr.
Das Fatale: Schlechte Wirtschaftsdaten aus China haben gleich Auswirkungen auf dem Weltmarkt. So fürchten die deutschen Autobauer, weniger Autos in der Volksrepublik verkaufen zu können. Die Aktien von Volkswagen, Daimler und BMW gaben am Dienstag deshalb zeitweise kräftig nach.
Ablesen kann man die Schwäche Chinas auch am Ölpreis. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent verbilligte sich zwischenzeitlich um 1,6 Prozent. Der Grund: China ist der größte Ölverbraucher der Welt. Verkaufen die Unternehmen der Volksrepublik weniger Waren, sinkt die Produktion – und damit die Nachfrage nach Öl, was dessen Preis fallen lässt. Ähnlich sind die Auswirkungen bei anderen Rohstoffen, etwa bei Kupfer: Das Metall verbilligte sich zeitweise um 1,7 Prozent. Denn auch an Kupfer verbraucht kein Land so viel wie die Volksrepublik. Das ist die Kehrseite von Chinas Aufstieg: Schwächelt das Land der Superlative, rutschen weltweit die Kurse.