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Nicht jeder kann die Kosten fürs Pflegeheim im Alter tragen. Dann müssen die Kommunen einspringen.
© dpa

Streit um Absicherung im Alter: Brauchen wir eine private Pflege-Zusatzvorsorge?

Mehrere zehntausend Euro müssen Menschen fürs Heim zuzahlen. Experten fordern eine obligatorische Zusatzversicherung. Doch in der Politik ist das umstritten.

Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, hält nichts von der Forderung des Wissenschaftlichen Beirats beim Wirtschaftsministerium, eine private Zusatzvorsorge für die Pflege verpflichtend zu machen. „Der Staat kann und darf nicht alles von oben herab vorschreiben“, sagte Laumann dem Tagesspiegel. Die Pflegeversicherung sei ganz bewusst als Teilleistungsversicherung geschaffen worden, betonte der CDU-Politiker – auch um sie finanziell nachhaltig zu gestalten.

Es sei im Übrigen auch zu befürchten, dass viele gar nicht über die Mittel verfügten, um die Beiträge für eine solche Pflicht-Zusatzversicherung zahlen zu können, sagte Laumann. „Dann müsste wie bei der Hilfe zur Pflege wieder der Staat einspringen – mit dem Unterschied, dass es erhebliche zusätzliche Bürokratie gibt.“ Und auch aus Sicht der Pflegebedürftigen gäbe es keine Verbesserungen durch eine Pflichtvorsorge: „Den Pflegekräften ist es schließlich egal, ob die Kosten von den Pflegebedürftigen komplett aus eigener Tasche oder durch die Hilfe zur Pflege bezahlt werden.“ Gleichzeitig betonte Laumann aber, dass private Vorsorge auch in einem solidarischen Gesundheitswesen „unerlässlich“ sei. „Alles, was hilft, das Risiko der Pflegebedürftigkeit auch finanziell zu bewältigen, ist vernünftig“, sagte er.

Kommunen müssen oft einspringen

Das Problem: Wenn die Leistungen aus der Pflegekasse nicht reichen, um die Kosten fürs Heim oder die ambulante Pflege zu bezahlen, übernehmen die Sozialhilfeträger die Differenz. Für die Kommunen wird dieser Posten ein immer größeres Problem. Während sich die Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 2004 und 2014 um 33,4 Prozent erhöht hat, stieg die Zahl der Empfänger dieser sogenannten „Hilfe zur Pflege“ in diesen zehn Jahren um 37,8 Prozent. Auch wenn sich die Zahlen wegen unterschiedlicher Stichtage nicht hundertprozentig vergleichen lassen, ist der Trend doch offensichtlich. Dazu kommt, dass die Hilfen auch vom Volumen her steigen, weil der Eigenanteil für Pflegebedürftige im Heim immer höher wird. Nach einer Krankenkassenstudie haben Frauen im Schnitt bei ihrer Pflege insgesamt 45 000 Euro zuzuzahlen. Männer kommen, wegen ihrer geringeren Lebenserwartung, auf 21 000 Euro. Pro Monat bewegt sich der Eigenanteil für Heimbewohner momentan zwischen 400 und 800 Euro. 1999 betrug die Belastung lediglich 130 bis 550 Euro. Dazu kommt dann aber noch der Bewohneranteil für Unterkunft, Verpflegung und Heiminvestitionen als größter Posten. 1000 bis 2500 Euro kommen, je nach Heimkomfort, für diese „Hotelkosten“ schnell noch mal zusammen.

Nach den Statistiken der Versicherer hatten Ende des vergangenen Jahres mehr als 2,5 Millionen Bürger eine private Pflegezusatzversicherung abgeschlossen – das waren vier Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Dazu kommen die staatlich geförderten Policen („Pflege-Bahr“), die sich zuletzt auf 683 500 beliefen. Hier war die Steigerungsrate deutlich höher, sie lag bei 22,4 Prozent. Allerdings bleibt die bezuschusste eingeführte Variante immer noch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Bei der Einführung im Jahr 2013 war man davon ausgegangen, binnen zwei Jahren auf eine Million abgeschlossener Verträge zu kommen.

Bis 2050 steigt die Zahl der Pflegebedürftigen

Insgesamt liegt die Zahl der privaten Pflegeversicherungsverträge somit bei etwas mehr als drei Millionen Policen. Bis zum Jahr 2050 rechnen viele Pflege-Experten mit rund vier Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland. Im Unterschied zur klassischen Pflegezusatzversicherung werden die Versicherten beim sogenannten Pflege-Bahr (benannt nach dem damaligen FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr) vom Staat bei den Beiträgen mit fünf Euro pro Monat unterstützt. Im Gegenzug müssen sie monatlich mindestens zehn Euro Eigenbeitrag leisten. Im Pflegefall garantiert der Pflege-Bahr dann – je nach Einzahlung – ein monatliches Tagegeld ab 600 Euro aufwärts.

Im Vergleich zu den üblichen Pflegezusatzversicherungen ist die Investition beim Pflege-Bahr somit geringer, zudem gibt es dort beim Abschluss keine Gesundheitsprüfung und keine Risikozuschläge. Allerdings lassen sich die Versicherer dieses Entgegenkommen auch bezahlen. Hinzu kommt, dass die geförderte Variante auch bei den Deckungssummen begrenzt ist, die Leistungen im Pflegefall fallen also entsprechend niedriger aus.

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