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Auslaufmodell: In Hennigsdorf bei Berlin sollen künftig nur noch Planung und Entwicklung stattfinden, keine Produktion mehr.
© dpa

Kanadischer Zughersteller: Bombardier baut radikal um

In den kommenden zwei Jahren sind große Umstrukturierungen in Deutschland geplant. Welche Standorte betroffen sind, ist noch offen. In Ostdeutschland sind 2500 Stellen in Gefahr.

Der kanadische Zughersteller Bombardier, der hierzulande mehr als 8000 Beschäftigte hat, stellt alle Standorte auf den Prüfstand. Laurent Troget, Chef der Bombardier Transportation, kündigte am Freitag in Berlin einen „Transformationsplan“ an ohne Details zu nennen. Zu einem Bericht des „Handelsblatts“, wonach 2500 Stellen in Deutschland wegfallen, sagte Troget: „Ich weiß nicht, woher das kommt“. Konkrete Pläne werde man erst im Juni vorstellen, bis dahin werde man mit Arbeitnehmervertretern und möglichen industriellen Partner über die Perspektiven einzelner Werke sprechen. Möglich sei zum Beispiel die Übernahme einzelner Werke durch andere Unternehmen. So habe Bombardier bereits eine Fabrik in Aachen an Talbot abgegeben. Dort würden nun Elektrofahrzeuge für die Post gebaut, sagte Michael Fohrer, der neue Deutschlandchef des Unternehmens. Bislang war Fohrer für die Lokomotivsparte zuständig. Fohrer löst Germar Wacker ab, der nach nur einem halben Jahre den Posten räumt. Auch der Leiter des Kasseler Bombardierwerks ist gerade abgelöst worden.

2500 Stellen in Ostdeutschland in Gefahr

„Die Tatsache, dass heute zwei wichtige Mitglieder der Geschäftsführung das Unternehmen verlassen haben, gibt Anlass zur Sorge“, sagte der IG Metall-Chef von Berlin, Brandenburg und Sachsen, Olivier Höbel. „Wir befürchten, dass die ostdeutschen Standorte in besonderem Maße betroffen sein werden“ von der anstehenden Umstrukturierung. Er forderte das Management auf, „endlich Klarheit zu schaffen über die weiteren Pläne“.

Dem „Handelsblatt“ zufolge will der Konzern in Deutschland deutlich mehr Stellen abbauen als bisher bekannt. In den sächsischen Werken in Görlitz (1900 Arbeitsplätze) und Bautzen (1100) sowie im brandenburgischen Hennigsdorf (2500) seien 2500 Jobs in Gefahr.

300 Millionen Dollar sollen gespart werden

Der kanadische Bombardier-Konzern mit seinen Sparten Flugzeuge und Züge hatte im Oktober angekündigt, bis Ende 2018 in Produktion und Verwaltung weltweit rund 7500 Stellen zu streichen, davon etwa 5000 im Bahnsektor. Wie stark deutsche Werke betroffen sind, ließ die Unternehmensführung offen. Im Frühjahr hatte Bombardier bereits begonnen, 1430 von damals knapp 10 000 Arbeitsplätzen in Deutschland abzubauen.

Der Konzern erwartet vom weltweiten Stellenabbau, der Spezialisierung der Standorte und klar definierten Kompetenzzentren für Design, Entwicklung und Produktion bis Ende 2018 Kosteneinsparungen von rund 300 Millionen Dollar. Betriebsrat und IG Metall hatten im April Gegenvorschläge für mehr Produktivität und Effizienz vorgelegt, ohne dass Arbeitsplätze verloren gehen müssten. Höbel zufolge hat sich die Konzernführung bislang nicht dazu geäußert. „Kurz vor Weihnachten die Menschen mit ihrer Angst um ihre Jobs im Unklaren zu lassen, ist unglaublich“, ärgerte sich der IG Metaller. In Hennigsdorf droht jedenfalls das Ende einer 100-jährigen Tradition in der Serienproduktion von Schienenfahrzeugen. Dort sollen nach Angaben der IG Metall nur noch Entwicklung, Konstruktion und womöglich der Bau von Prototypen bleiben. 500 Arbeitsplätze seien deshalb bedroht.

Bekenntnis zu Berlin

Bombardier Transportation-Chef Troget begründete am Freitag die „Transformation“ mit dem harten Wettbewerb und der Digitalisierung. Bombardier sei Weltmarktführer und wolle dies auch bleiben, dazu werde investiert und gleichzeitig die Produktionsstruktur überarbeitet, „um Produkte schneller auf den Markt zu bekommen“. Er bekannte sich ausdrücklich zu Berlin, wo das Unternehmen sein Hauptquartier mit rund 500 Mitarbeitern am Schöneberger Ufer hat. „Deutschland bleibt eine starke Basis für Bombardier“, sagte Troget. Durch die Digitalisierung würden aber Tätigkeiten in der Administration und Logistik und der Produktion entfallen. Wie viele und wo, soll in den kommenden Monaten entschieden werden. Der Stellenabbau werde „sehr sanft“ erfolgen, sagte Troget. mit dpa

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