Hennigsdorf in Brandenburg: Betriebsrat fürchtet Verlust von 500 Jobs bei Bombardier
Bombardier will laut des Betriebsrats die Produktion von Zügen in Hennigsdorf Ende 2018 weitgehend einstellen. Der Konzern bestätigt Stellenstreichungen nicht.
Der Bahntechnik-Konzern Bombardier will nach Angaben des Betriebsrats die Produktion von Zügen im brandenburgischen Hennigsdorf weitgehend einstellen. Nach Einschätzung des Betriebsrats sollen 500 der bislang 2500 Jobs in dem größten Bombardier-Werk in der Nähe von Berlin wegfallen. „Die Serienproduktion von Zügen soll Ende 2018 auslaufen“, der Wagenkastenrohbau und eine Produktionshalle sollen geschlossen werden, sagte der Betriebsratsvorsitzende Michael Wobst nach einer Betriebsversammlung dem RBB.
Die Werksleitung habe darüber informiert, dass nur noch Entwicklung, Konstruktion und der Bau von Prototypen am Standort Hennigsdorf bleiben sollen. Aber selbst davon würden Bereich in Billiglohn-Länder verlagert. Nach Ansicht des Betriebsrats wäre der Standort mit diesen Plänen nicht überlebensfähig, ihm stünde ein Sterben auf Raten bevor.
Nach Angaben des Betriebsrats hat die Werksleitung bei der Betriebsversammlung nicht erklärt, wie viele Mitarbeiter ihren Job in Hennigsdorf behalten werden. Dies habe in der Belegschaft für Empörung gesorgt. Erst kurz vor Weihnachten sollen den Angaben zufolge genaue Zahlen bekannt gegeben werden.
Der Konzern bestätigt die Stellenstreichungen nicht
Der Konzern selbst wollte die Angaben des Betriebsrats nicht bestätigen. „Es gibt diesbezüglich keinen Beschluss“, sagte ein Unternehmenssprecher. Es sei lediglich über den aktuellen Transformationsprozess des Konzerns informiert worden. Auch zu möglichen Stellenstreichungen in anderen Bombardier-Werken – neben Hennigsdorf im sächsischen Görlitz, Kassel und Mannheim – wollte sich der Sprecher nicht äußern. „In den nächsten Wochen“ werde Bombardier Näheres bekanntgeben, sagt er.
Erst Ende Oktober hatte der Konzern einen Sparkurs verkündet. Demnach sollen bis Ende 2018 weltweit 7500 Stellen gestrichen werden, davon allein 5000 in der Bahntechnik-Sparte. Und die hat ihren weltweiten Hauptsitz in Berlin, denn Deutschland ist Schwerpunkt dieses Bereichs. Hier ist der Konzern an Entwicklung und Produktion des ICE für die Deutsche Bahn beteiligt. Bereits im Februar hatte Bombardier in einer ersten Sparrunde 1400 der 10 000 Jobs in Deutschland gestrichen.
In Hennigsdorf sollten nach den Plänen vom Frühjahr bis Jahresende 270 Stellen abgebaut werden. Laut Betriebsrat könnte dies ohne Entlassungen umgesetzt werden. Bei dem nun verkündeten Jobabbau sind dem Vernehmen nach Kündigungen wahrscheinlich. Mit beiden Sparrunden würde die Belegschaft in dem Hennigsdorfer Werk von 2800 auf 2000 Mitarbeiter schrumpfen.
Neben dem Jobabbau sollen die Standorte spezialisiert werden
Grund für die rigiden Maßnahmen sind allerdings Kosten in einem anderen Bereich des Konzerns: Die Entwicklung eines Regionaljets in der Flugzeugsparte war aus dem Ruder gelaufen. Neben dem Jobabbau sollen die Standorte spezialisiert werden, geplant sind Kompetenzzentren für Design, Entwicklung und Produktion. Davon erhofft sich Bombardier bis Ende 2018 Kosteneinsparungen von rund 275 Mio Euro.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD), dem bislang noch keine offiziellen Informationen zur Lage in Hennigsdorf vorliegen, sagte dem Tagesspiegel, das Land habe dem Unternehmen bereits nach der ersten Ankündigung zur Umstrukturierung im Frühjahr Unterstützung angeboten, um den Standort Hennigsdorf zu sichern und weiter zu entwickeln. „Wir haben Fördermöglichkeiten in verschiedenen Bereichen aufgezeigt“, sagte Gerber. Hennigsdorf sei ein „absolut attraktiver Standort“. Mit Bombardier und hundert anderen Firmen mit über 20 000 Beschäftigten zähle die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg zu den international führenden Standorten der Schienenverkehrstechnik.
Zudem verfüge Bombardier in Hennigsdorf über „kompetente, hoch motivierte“ Mitarbeiter. „Solche gut ausgebildeten Fachkräfte sind ein Standortvorteil, den das Unternehmen nicht aufs Spiel setzen darf“, sagte Gerber. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, damit der Bombardier-Standort Hennigsdorf eine Zukunft hat.“
- bbbbbb
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