Motorradwerk Spandau: BMW investiert 100 Millionen Euro in Berlin
BMW erweitert sein Motorradwerk in Spandau. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer sind entzückt.
„Was weiß-blau ist und zwei Räder hat, kommt in der Regel aus Berlin“, freute sich Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer. Gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller besuchte sie im Rahmen des Spandau-Bezirkstages des Senats am Dienstag das BMW-Motorradwerk im Ortsteil Haselhorst. Dort wurden die Politiker mit einem dreistelligen Bekenntnis zum Standort empfangen: Mehr als 100 Millionen Euro wird der Münchener Dax-Konzern in den Ausbau seines Berliner Werks investieren.
Noch dieses Jahr soll der Grundstein für ein Logistikzentrum gelegt werden
Dies sei „eine der größten Investitionen in der Geschichte des Standortes“, sagte Werksleiter Marc Sielemann, der Müller und Yzer gemeinsam mit dem Chef der BMW-Motorradsparte, Stephan Schaller, empfing. Rund die Hälfte der Investitionssumme wird bis 2017 in den Bau eines neuen Logistikzentrums investiert, für das noch im Herbst dieses Jahres der Grundstein gelegt wird. Laut Sielemann wird es sich um die weltweit modernste Anlage in der Motorradbranche handeln. Kernstück ist ein 40 Meter hohes Hochregallager mit 32 000 Stellplätzen. Der Neubau erhält direkten Anschluss an die Produktion, wodurch täglich bis zu 500 werksinterne Transporte eingespart und mehr als eine Million Teile in die Montage gebracht werden.
BMW hat das ehemalige Herlitz-Gelände erworben
Möglich wird die Erweiterung, weil BMW im Jahr 2012 das benachbarte, ehemalige Herlitz-Gelände erworben hatte. Auf dem rund 40 000 Quadratmeter großen Grundstück stand zuletzt jahrelang die Investitionsruine des unvollendeten Bürogebäudes „Spandauer Tor“, die inzwischen abgerissen wurde.
Ein zweiter Schwerpunkt wird der Ausbau der Lackierkapazität am Standort sein. Schon heute werden im Berliner Werk täglich bis zu 4000 Bauteile – darunter Tanks, Rahmen und Karosserieteile – beschichtet und lackiert. Diese Fähigkeiten sollen auf neue Lacksysteme erweitert werden. Ferner sind neue Montagebänder mit einem fahrerlosen Transportsystem geplant, mit dem die Motorräder vollautomatisch zur jeweils nächsten Fertigungsposition verschoben werden. Schließlich ist auch der Bau eines Mitarbeiter-Parkhauses mit insgesamt 620 Stellplätzen vorgesehen.
In Spandau sind 2000 Mitarbeiter beschäftigt
„Mit der Investition wollen wir unser weiteres Wachstum vorbereiten und unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken“, betonte Werksleiter Sielemann. Im vergangenen Jahr wurden in Spandau 123 000 Motorräder fertiggestellt. Auch die BMW-Automobilproduktion baut auf Komponenten aus Berlin: Am Standort werden jährlich rund 5,5 Millionen Bremsscheiben für BMW-Pkw gefertigt. Insgesamt sind hier rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt.
In welchem Umfang die Produktion nach Abschluss der Erweiterung gesteigert wird, steht noch nicht fest. „Der Motorradmarkt ist ein schwieriger Markt, 2014 haben wir erstmals wieder Wachstum gesehen“, sagte Marc Sielemann dem Tagesspiegel. Er geht davon aus, dass trotz der zunehmenden Automatisierung im Werk nach dem Ausbau rund 100 neue Arbeitsplätze entstehen werden.
23 Modelle baut BMW in Berlin
Der Standort hat Tradition: 1830 wurde hier eine Schießpulverfabrik für die Preußische Armee eröffnet. 1939 übernahm BMW die Werksanlagen und baute hier zunächst Flugzeugmotoren. Seit 1969 laufen auf dem rund 220 000 Quadratmeter großen Areal Motorräder vom Band, heute bis zu 680 pro Tag. In den fünfziger Jahren brach das Motorradgeschäft wegen der größer werdenden Pkw-Produktion europaweit ein. Im Jahr 1969 wurde die Motorradproduktion komplett nach Berlin verlagert. Die Krise war durch einen Imagewandel Ende der 60er Jahre überwunden: Das Motorrad wurde nicht zuletzt durch den Kult-Film „Easy Rider“ zum Freizeitgerät.
Die Produktpalette umfasst mittlerweile 23 Modelle in fünf Segmenten, vom Sechszylinder mit 1600 Kubik bis hin zum Scooter. Rund 80 Prozent der Produktion gehen in den Export an Kunden in mehr als 130 Ländern.
Yzer: "Auf BMW ist Verlass"
Mit der langfristigen Investitionsentscheidung zeige BMW Zutrauen in den Wirtschaftsstandort Berlin und gebe ein Signal auch für andere Unternehmen, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Das Unternehmen nutze die Möglichkeit, mit entsprechenden Flächen und Fachkräften ein Leitwerk zu stärken. Die Investition zeige, „dass Berlin wieder ein attraktiver Standort für hochmoderne Industriebetriebe ist“. Der Regierende kündigte weitere Initiativen des Senats in dieser Richtung an: „Wir haben viel vor im Bereich der Industrie.“ Von Haselhorst sei es auch nicht weit bis zum Flughafen Tegel, „dem nächsten Standort, den wir ausbauen wollen“. Besonders dankbar zeigte sich Müller über die Schaffung von zusätzlichen Jobs im Spandauer BMW-Werk. Angesichts von rund 200 000 Arbeitslosen in Berlin gelte es, „um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen“.
„BMW ist ein Unternehmen, auf das Verlass ist“, sagte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer. Ihre Verwaltung wolle das Projekt durch Mittel der regionalen Wirtschaftsförderung unterstützen, „wo immer es möglich ist“. Yzer würdigte insbesondere die Entscheidung, ein auf IT-Leistungen gestütztes, wegweisendes Logistikzentrum zu errichten. „Wenn smarte IT in der Logistik auf rasante PS aus der Produktionshalle trifft, dann verkörpert das BMW-Motorradwerk mit seiner Vorreiterrolle auch die Digitalisierung des Industriestandortes. Was andernorts in diesen Tagen erörtert wird, wird hier umgesetzt.“