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Bitte recht freundlich: Der Tourismus ist eine der stärksten Wachstumsquellen der Berliner Wirtschaft. 27 Millionen Besucher kamen im vergangenen Jahr, viele interessierten sich auch für das Olympiastadion.
© dpa

Schlechtere Konjunktur: Berlins Wirtschaft trotzt dem Abschwung

Viele Wachstumsprognosen werden derzeit gesenkt. Auch in der Hauptstadt ist die Krise zu spüren - vielen Unternehmen ist das aber offenbar egal.

Die Zeichen stehen auf Abschwung. Beinahe täglich korrigieren Banken und Institute ihre Wachstumsprognosen nach unten – vor allem wegen der vielen Krisen in der Welt, die die Unternehmen vorsichtiger werden lassen. Nicht so in Berlin. Zwar sei „der Aufschwung zum Stillstand gekommen“, sagte Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, am Mittwoch. „Aber die Situation ist deutlich besser als bundesweit.“

Das sieht auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Hauptstadt so. „Wir sehen nicht einem großen Abschwung entgegen, sondern nur einer Delle“, versicherte Christian Wiesenhütter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK. Wittke und Wiesenhütter stützen sich auf eine Unternehmens-Befragung in diesem Herbst. Demnach bezeichnen 53 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Lage als gut – das ist gegenüber der letzten Befragung aus dem Frühjahr nur ein leichter Rückgang, damals waren 57 Prozent der Manager zufrieden. Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden Monate trübte sich das Bild indes deutlicher ein. Nur noch 34 Prozent statt zuvor 47 rechneten mit höheren Umsätzen, zugleich erhöhte sich der Anteil der Pessimisten von 8 auf 14 Prozent. Dies sei ein „deutliches Warnsignal“, finden die Kammern. An der Umfrage hatten sich 1302 Firmen beteiligt.

Die gestiegene Unsicherheit schlägt aber noch nicht auf die Beschäftigungspläne der Unternehmen durch. Hier gebe es nur eine „moderate Korrektur, die eine nach wie vor solide Arbeitsmarkt-Dynamik in den kommenden Monaten erwarten lässt“, erklärten die Kammern. Die Industrie gehe sogar von einem erheblichen Stellenzuwachs aus: Einige größere Firmen planten demnächst Einstellungen, obwohl sie nicht mit besseren Geschäften rechneten. Um welche Unternehmen es dabei geht, wollten Wittke und Wiesenhütter nicht sagen. Daneben gab das Gastgewerbe an, sein Personal im Vergleich zum Frühjahr aufstocken zu wollen.

Überhaupt liegen Restaurants und Hotels in Sachen Optimismus in der Berliner Wirtschaft derzeit offenbar weit vorne. Es herrsche eine „Super-Stimmung“, urteilte Wittke, die beste seit drei Jahren. Auch ihre Investitionen wollen die Betriebe der Branche ausweiten – eine Folge der immer größeren Beliebtheit der Stadt bei Touristen. Daneben ist die Lage beim sonst eher pessimistischen Handwerk gut.

Beide Kammern rechnen damit, dass Berlin angesichts der robusten Stimmung 2014 und 2015 wieder stärker wachsen wird als der Bund. In diesem Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt zwischen 1,5 und 1,8 Prozent steigen, im kommenden Jahr um 1,3 Prozent, prognostizierten sie. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK, die Kammer-Dachorganisation, rechnet für die gesamte Republik mit 1,3 und 0,8 Prozent Zuwachs. „Wir sind mit der Berliner Wirtschaft im Bund der Konjunktur-Motor“, befand Wittke. Das werde vorerst auch so bleiben. Schon 2013 war Berlin stärker gewachsen als der Bund. Das liegt vor allem daran, dass der Anteil der Industrie an der Wertschöpfung hier nur halb so groß ist wie im Bund. Entsprechend wirken sich Krisen und ein schwächeres Exportgeschäft in Berlin weniger aus.

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