Expertenmangel in der Hauptstadt: Berlins Industrie fehlen 5000 Fachkräfte
In Berlin gibt es mehr als 200.000 Arbeitslose - doch zugleich klagen viele Unternehmen über Engpässe. Vor allem Köche, Bäcker und Brauer sind gefragt.
Es wird eng auf dem Berliner Arbeitsmarkt. Nicht nur in diesem Jahr, auch in der Zukunft. Zwar waren im April noch fast 206 000 Menschen in der Hauptstadt ohne Stelle – doch zugleich fehlen den Unternehmen wichtige Fachkräfte für die Produktion und die Entwicklung. Das macht sich vor allem in der Industrie bemerkbar: In diesem Jahr dürfte es einen Engpass von rund 5000 ausgebildeten Experten geben. Das geht aus einer Berechnung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Bei Beschäftigten, die eine akademische Ausbildung absolviert haben, wird die Lücke in der Hauptstadt dagegen nur bei 710 Kräften liegen.
„Es gibt einen gravierenden Mangel an Fachkräften im Vergleich zum Angebot“, stellt die Kammer in ihrer Expertise fest. Bei Menschen ohne Berufsausbildung ist es dagegen genau umgekehrt: Hier stehen 2300 Arbeitskräfte mehr zur Verfügung, als die Industrie in diesem Jahr benötigt. Angesichts einer immer komplexeren Arbeitswelt, etwa durch den zunehmenden Einsatz von Technik, haben es Menschen ohne formalen Berufsabschluss auf dem Jobmarkt immer schwerer.
Den größten Engpass gibt es im Bereich Lebensmittelherstellung und -verarbeitung. Hier hat die Kammer ein Defizit von 1100 Qualifizierten ausgemacht – die Nachfrage übersteigt das Angebot damit um gut 29 Prozent. Köche, Bäcker, Brauer, Müller, Süßwaren- und Lebensmitteltechnik-Fachkräfte und Maschinenführer arbeiten in diesem Bereich.
Nur knapp dahinter in der Mangel-Liste liegen Berufe aus den Sparten Mathematik, Biologie, Chemie, Physik, Geologie, Geografie und Umwelt. Hier fehlen den IHK-Berechnungen zufolge 920 Beschäftigte. An dritter Stelle stehen die Sparten Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, Glas- und Keramikherstellung; hier liegt der Engpass bei 880 Menschen. In den Unternehmen dieser Branchen arbeiten etwa Glaser, Verfahrensmechaniker, Betonfertigteilbauer, Industriemeister für Kalk und Zement, Industriekeramiker ebenso wie Feinoptiker.
Für die Berechnung der Zahlen hat die IHK zahlreiche verfügbare Daten zusammengefasst und in die Zukunft fortgeschrieben. Das Ergebnis: In den kommenden fünf Jahren werden sich die Engpässe vermutlich kaum verringern. Bei technischen Berufen, die mit Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion zu tun haben, rechnet die IHK sogar mit einem noch zunehmenden Mangel an Fachkräften.
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