Ausbildung: Berliner Firmen werben um junge Türken
Auf einer Messe sollen Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund eine Lehrstelle finden. Sie wählen besonders selten die duale Ausbildung.
Wenn sich ein Hans auf einen Ausbildungsplatz bewerbe, habe er nach wie vor bessere Chancen als ein Hassan. Da ist sich Ahmet Basar Sen, türkischen Generalkonsul in Berlin, sicher. Auch wenn das nicht der einzige Grund ist, weswegen weniger als 30 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund nach der Schule eine duale Ausbildung beginnen. Nur halb so viele wie unter jungen Deutschen.
Um an dieser Schieflage etwas zu ändern, findet am kommenden Samstag zum zweiten Mal die Deutsch-Türkische Ausbildungsmesse statt. Rund 50 Betriebe und Institutionen werden dort sein, darunter Vivantes und der Berliner Justizvollzug. Es könnten 600 Ausbildungsplätze vergeben werden. „Wir müssen die Jugendarbeitslosigkeit, von der die Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln viel mehr betroffen sind, mit allen Mitteln zurückdrängen“, sagte Sen am Mittwoch. Gründe für die hohe Quote sind fehlende Kenntnisse über das duale System in Deutschland, Sprachdefizite oder Diskriminierung seitens der Betriebe.
Anonyme Bewerbungen
Die Arbeitsagentur und das Generalkonsulat diskutieren deswegen einen Modellversuch, der klären soll, ob anonyme Bewerbungen eine Lösung sein könnten. Eine andere Maßnahme ist es, Ausbildungsangebote zu machen, bei denen zunächst einmal nur Basiskenntnisse der deutschen Sprache gebraucht werden. Um die Schwächen im Laufe der Zeit zu beheben, könnten die Azubis während ihrer Lehre Nachhilfe oder eine sozialpädagogische Betreuung bekommen.
Immerhin würden Jugendliche mit einem Migrationshintergrund „spannende Kompetenzen“ mit sich bringen, sagte Christian Wiesenhütter. stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin. Damit meint er ihren kulturellen Hintergrund, der eine Stadt internationaler mache, und ihre Sprachfähigkeit. Zum Beispiel bei der Polizei, wenn ein Straftäter kein deutsch versteht.
Die Familie bestimmt mit
Die Messe richtet sich nicht nur an die Jugendlichen selbst, sondern an die ganze Familie, weil sie wichtige Entscheidungen gemeinsam träfe. Oft herrsche dort der Glaube vor: Wenn du etwas werden willst, dann musst du studieren! Werde Arzt, Ingenieur oder Anwalt! Ein Denken, das auch in deutschen Köpfen existiert und eine Ursache für den Fachkräftemangels ist. „Wir müssen zeigen, dass man auch mit einer Ausbildung eine gute Karriere und ein gutes Leben haben können“, sagte Sen.
Die Ausbildungsmesse findet am Samstag, 28. Mai, von 12 bis 18 Uhr im Türkischen Generalkonsulat, Heerstraße 21, statt
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