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Viele Touristen - oft aus den arabischen Ölstaaten – kommen wegen der Medizin nach Berlin. Wie in der 2011 eröffneten Komfortstation der Vivantes-Klinik in Reinickendorf.
© Doris Spiekermann-Klaas

CDU-Papier zu Medizin und Wirtschaft: Berlin soll die Gesundheitshauptstadt Europas werden

Die CDU will mit 100 Millionen Euro jungen Forschern eigene Gründungen erleichtern. Außerdem sollen mehr Medizintouristen nach Berlin kommen.

Manchmal müssen Ideen wiederholt werden. Für gute Ideen, so dürfte man das bei der Berliner CDU sehen, gilt das umso mehr. Berlin zum Zentrum der Gesundheitswirtschaft zu machen, ist eine Idee, die wohl kaum jemand für schlecht hält. In der industriearmen Stadt ist das Gesundheitswesen ohnehin größter Wirtschaftszweig – mit zahlreichen Krankenhäusern, Pflegeheimen, Laboren, Pharmafirmen und Europas größter Universitätsklinik, der Charité. Die CDU im Abgeordnetenhaus hat nun am Dienstag ein Papier dazu verabschiedet: Die Branche soll unter „Federführung des Regierenden Bürgermeisters“ zum „zentralen Handlungsfeld“ werden. In dem Antrag wird ein städtischer Gesundheitsmonitor zum Branchenüberblick gefordert, dazu mehr Medizintouristen und ein 100-Millionen-Euro-Fonds der Investitionsbank Berlin für Firmengründungen junger Forscher.

CDU: Bürgermeister Michael Müller (SPD) gefordert

Gottfried Ludewig, Vize-CDU-Fraktionschef und Gesundheitsexperte, sagte: „Aufbereitung klinischer Daten, gute Finanzierungsmöglichkeiten für naturwissenschaftliche Start-ups und die Verknüpfung von Gesundheit- und IT-Wirtschaft, das ist das Rezept für den Erfolg.“ Noch gilt Medizin vor allem in Süddeutschland als Schwerpunktindustrie, und es dürften nach wie vor mehr Gesundheitstouristen in München als in Berlin ankommen. „Hessen, Bayern und Baden-Württemberg zeigen, wie es geht“, sagte Ludewig und proklamierte „Gesundheitswirtschaft ist Chefsache.“ Bürgermeister Michael Müller (SPD) sei gefordert.

Komfortstationen für zahlungskräftige Patienten

Vor allem die landeseigenen Vivantes-Kliniken hatten zuletzt in Komfortstationen investiert: Die Patienten erhalten meist Chefarztbehandlung, Helfer kümmern sich wie in einem Hotel um Übersetzungen und Kulinarisches. Zwar kann sich jeder dort behandeln lassen, Patienten gesetzlicher Kassen aber zahlen zu. Auch die ebenfalls landeseigene Charité wird von lukrativen Patienten aus dem Ausland besucht. Die CDU will beide Landeskliniken stärker kooperieren lassen, von einer gemeinsamen Tochtergesellschaft ist die Rede und einer „Stärkung der internationalen Gesundheitsmarke ,Charité’“.

Zusätzliche Dynamik für Gesundheitstourismus?

Neu sind die Ideen nicht, aus der Opposition ist von „Absichtserklärung als Politikersatz“ die Rede, die CDU solle handeln statt reden, noch sei sie ja in der Regierung. Damit sich Firmen und Forscher niederlassen, gibt es seit Jahren das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg: Experten beider Länder wollen Kliniken, Hochschulen und Firmen besser vernetzen. Cluster-Leiter Kai Uwe Bindseil sagte nun, Berlin bilde die Gesundheitswirtschaft umfassender ab als Wettbewerbsregionen, ein gemeinsames Angebot von Charité und Vivantes für den Gesundheitstourismus etwa könne zusätzliche Dynamik entwickeln. Sie begrüße den Anspruch, sagte Wirtschaftsenatorin Cornelia Yzer (CDU), die Stadt als Gesundheitsstandort zu stärken. Die Akteure müssten weiter mit IT-Gründungen vernetzt werden.

Hannes Heine

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