Gutes Geschäft: Bei Karstadt profitiert Berggruen immer
Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen hat eine Option, sich günstig an Immobilien wie dem Kadewe zu beteiligen. Seine Rolle als Retter der Warenhauskette erscheint dadurch in einem anderen Licht - nicht zum ersten Mal.
Der Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen hat beim Verkauf von Teilen der Kaufhausgruppe offenbar ein besseres Geschäft gemacht als bisher bekannt. Das geht aus einer Vorlage für den Aufsichtsrat der Investorengruppe Signa hervor. Bekannt war bislang: Die Investmentgesellschaft Signa um den österreichischen Geschäftsmann René Benko hat 300 Millionen Euro für eine 75-prozentige Beteiligung an den Sport- und den drei Premiumhäusern gezahlt. Neu ist: Berggruen erhielt zudem eine Option, sich preisgünstig an Karstadt-Immobilien zu beteiligen, die Signa bereits vor Monaten von einer Immobilieninvestorengruppe übernommen hat. Das berichtet das „Manager Magazin“.
Brisant sind diese Vereinbarungen, weil sie Berggruens Rolle als Karstadt- Retter erneut in einem anderen Licht erscheinen lassen. Berggruen hatte versichert, die 300 Millionen Euro Verkaufspreis der operativen Gesellschaften in die Renovierung der Häuser zu stecken. Über das jetzt bekannt gewordene Immobiliengeschäft könnte er jedoch zusätzlich profitieren. Zudem gerät er in einen Interessenkonflikt: Als Eigentümer der operativen Karstadt-Gesellschaften sollte er an niedrigen Mieten interessiert sein, als Miteigner der Immobilien an hohen. Denkbar wäre, dass Berggruen über Mieterhöhungen Gewinne von der Karstadt-Handelsgesellschaft zu den Immobilien umleiten könnte, um als Signa-Partner zu profitieren. Das könnte den Vorteil haben, dass sein Nimbus als Karstadt- Retter weniger leiden würde, als wenn er sich Gewinne aus der Karstadt Warenhaus GmbH ausschütten würde – die bislang nicht absehbar sind.
Laut dem Magazinbericht steigen tatsächlich die Mieten für sieben Häuser – insgesamt um jährlich 34,4 Millionen Euro. Berggruen kann demnach gegen eine geringe Stammeinlage 24,9 Prozent an Gesellschaften übernehmen, denen 21 Karstadt-Immobilien gehören – darunter die drei Premiumhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München. Signa rechne für diese Immobilien mit einer Wertsteigerung von einer Milliarde Euro – auf Berggruen entfielen also 249 Millionen Euro.
Für einen symbolischen Euro
Berggruen hatte im Zuge der Karstadt- Insolvenz den Zuschlag für einen symbolischen Euro erhalten, weil er den Erhalt der Arbeitsplätze versprach. Verdi kritisierte daher die Abspaltung der profitablen Sport- und Premiumhäuser vom notleidenden Rest. Andererseits enthält die Vereinbarung offenbar eine Klausel, die eben diese Kritik entkräftet: Demnach erhält Signa das Recht, ebenfalls 75 Prozent der Anteile an der Betreiberfirma der übrigen Häuser für nur einen Euro zu übernehmen. Übt sie diese Option aus, wäre Karstadt wieder in einheitlicher Eignerstruktur.
Die Signa-Gruppe bestätigte, auch an den operativen Karstadt-Gesellschaften sei der Milliardär Beny Steinmetz beteiligt. Er war im Januar ein Joint Venture mit Signa für die Übernahme der Karstadt-Immobilien eingegangen. Das gelte unverändert, teilte Signa mit. An Signa Prime, die die Anteile an den Karstadt-Immobilien hält, sind unter anderem auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, die Beraterlegende Roland Berger und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller beteiligt. Karstadt kommentierte den Bericht zunächst nicht.
Steinmetz stammt aus einer vermögenden Diamantenhändlerfamilie. Der Milliardär mit französischem und israelischem Pass zählt zu den führenden Investoren im Bergbau. Doch Steinmetz investierte sein Geld auch in europäische Immobilien sowie ins Öl- und Gasgeschäft. (HB)
Christoph Kapalschinski