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Der bisherige Versteigerungsverlauf weist bereits auf Gewinner und Verlierer der 5G-Auktion hin.
© REUTERS/Yves Herma

Kampf um den letzten Block: Bei der 5G-Auktion zeichnen sich Gewinner und Verlierer ab

Bei der 5G-Auktion wird eigentlich nur noch um einen einzelnen Block gekämpft. Tritt ein Anbieter zurück, wäre die Versteigerung sofort beendet.

Die Versteigerung der 5G-Frequenzen verliert an Tempo. Konnte man vergangene Woche noch beobachten, wie sich die vier Anbieter alle paar Tage um eine Milliarde Euro nach oben trieben, wurde in den vergangenen Tagen gerade so viel geboten, wie die Bundesnetzagentur als Mindestgebot vorschreibt. Nur noch 30 Millionen Euro kamen so in den letzten 15 Runden zusammen. Sind die Unternehmen müde oder die Finanzreserven aufgebraucht?

„Man darf sich nicht täuschen lassen", erklärt Vitali Gretschko vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Denn trotz der unterschiedlichen Bietverläufe habe sich die Ausgangslage in den vergangenen zwei Wochen im Kern nicht geändert: „Im Großen und Ganzen haben sich die vier Bewerber auf ihre Blöcke geeinigt. Doch im 3,6 GHz-Bereich gibt es einen Block weniger als gewollt."

Die vier Netzbetreiber bieten derzeit auf 41 Blöcke in den Frequenzbereichen 2 GHz und 3,6 GHz. Die 2 GHz-Frequenzen kosten doppelt so viel wie 3,6 GHz-Blöcke. Im Gegensatz zu diesen eignet sich das 2-GHz-Spektrum grundsätzlich auch für 5G-Anwendungen über größere Entfernungen. Über die Verteilung dieser Blöcke scheint bei den Netzbetreibern jedoch Einigkeit zu herrschen, seit Tagen wurden keine neuen Gebote aufgerufen. Von den zwölf Blöcken halten aktuell die Deutsche Telekom und Vodafone jeweils vier Blöcke, Telefónica Deutschland und 1&1 Drillisch jeweils zwei.

Beim Frequenzbereich 3,6 GHz gehen Experten davon aus, dass Mobilfunkmasten nur einige hundert Meter weit eine vernünftige 5G-Leistung bereitstellen können. Dies lohnt sich vor allem für Städte und sogenannte „Campuslösungen" auf Industrie- oder Forschungsanlagen. Das Problem der vier Bieter: Die Telekom will in diesem Bereich neun Blöcke, Vodafone acht, Telefónica sieben und 1&1 sechs Blöcke – zusammen 30 Pakete. Von der Bundesnetzagentur (BNetzA) werden allerdings nur 29 Blöcke versteigert.

Und so kann im 3,6 GHz-Bereich eine Kettenreaktion beobachtet werden: Der Anbieter, der in der vorherigen Runde einen Frequenzblock verloren hat, ersteigert einen anderen Block im gleichen Frequenzbereich, der minimal günstiger ist. Dadurch hat ein weiterer Netzbetreiber einen Block verloren, der in der nächsten Runde wiederrum durch ein Gebot auf einen weiteren Block eines Mitbewerbers ausgeglichen wird – ein ewiger Kreislauf. Dieses Muster sei sowohl bei den Bietgefechten der vergangenen Wochen als auch in der aktuell ruhigen Phase sichtbar, erklärt Gretschko. „Die Auktion ist sofort zu Ende, wenn einer der Vier aus diesem Zyklus aussteigt."

Ein Ende vor Ostern?

Genauso gut könnte es aber zu einer neuen heißen Phase kommen – bis den vier Anbietern das Geld ausgeht. Welche finanziellen Reserven noch für die Auktion vorhanden sind, wissen allein die Netzbetreiber selbst.

Schon bei der Versteigerung der Frequenzen 2015 sei ein ähnliches Muster zu beobachten gewesen, als in Runde 70 die damaligen Frequenzen bereits grob verteilt schienen, erklärt Gretschko. „Auch damals wollte niemand auf einen einzelnen Frequenzblock verzichten." Die Auktion ging noch über 100 Runden weiter.

Für Torsten Gerpott, Professor für Unternehmens- und Technologieplanung der Universität Duisburg-Essen, verdichten sich dennoch die Indizien für ein baldiges Ende der Auktion. „Wenn ich wetten müsste, würde ich darauf setzen, dass die Auktion noch vor Ostern endet."

Telefónica verliert, 1&1 gewinnt

Der bisherige Versteigerungsverlauf weise bereits auf Gewinner und Verlierer der Auktion hin. Für Telefónica Deutschland sei es schwer, mit den anderen Bietern mitzuhalten, erklärte Gerpott: „Für den Mutterkonzern ist Deutschland nicht der wichtigste Markt." Anfang April hatte das Manager-Magazin über den Sparkurs bei Telefónica Deutschland berichtet, unter anderem sollen in der Netzsparte des Unternehmens 110 Stellen gestrichen werden.

Der Herausforderer 1&1 Drillisch dagegen hätte nach dem aktuellen Zwischenstand von gestern Abend sowohl im Bereich 3,6 GHz als auch bei den 2 GHz-Frequenzen ausreichend Frequenzen ersteigert, um als neuer Betreiber eines eigenen Mobilfunknetzes in Deutschland Fuß zu fassen.

„Höchstwahrscheinlich werden wir einen vierten Netzbetreiber haben", glaubt Gretschko. Auch dies wäre keine gute Nachricht für Telefónica Deutschland – denn noch mietet der 1&1-Mutterkonzern United Internet das Netz der Spanier für seine Kunden. Die 300 Millionen Euro im Jahr, die laut „Handelsblatt" dafür jährlich gezahlt werden, könnte sich United Internet-Chef Ralph Dommermuth vielleicht in Zukunft sparen.

Verzocken sich die Betreiber?

Endet die Auktion, würde die BNetzA in einer Anhörung die jeweils abstrakt versteigerten Frequenzblöcke zu festen Frequenzpaketen zusammenlegen. Diese können dann von den Anbietern in Zukunft für ihre Dienste genutzt werden.

Gleichzeitig würde BNetzA-Chef Jochen Homann auf einen Schlag Milliarden einnehmen und an die Bundesregierung weitergeben – mindestens 5,3 Millarden Euro, so der Zwischenstand gestern Abend (Runde 210). Nach diesem Stand müsste die Telekom davon 1,8 Milliarden Euro bezahlen, Vodafone 1,5 Milliarden, Telefónica und 1&1 jeweils eine Milliarde Euro.

Könnte dieses Geld dann bei den Betreibern fehlen? Mit den Frequenzen ersteigern die Netzbetreiber hohe Versorgungsauflagen: Bis Ende 2022 müssen mindestens 98 Prozent der Haushalte in Deutschland Zugang zu schnellem Mobilfunk haben. Auch Autobahnen, Bundes- und Landstraßen sowie wichtige Zugstrecken und Wasserwege müssen ähnlich gut versorgt werden. Ebenfalls ist der Bau von je 1.500 Mobilfunkmasten pro Anbieter zwingend vorgeschrieben. Ein Großteil der Auflagen kann zwar mit bestehender 3G- und 4G-Technik erfüllt werden, erfordert aber dennoch hohe Investitionen.

Bereits im Vorfeld hatte die Gewerkschaft Verdi daher gefordert, die Frequenzblöcke sollten gratis verteilt werden, um in der Wirtschaft mehr Geld für Investitionen in den Netzausbau frei zu machen. Auch Bitkom-Chef Achim Berg hatte die Ausbauregeln zum Start der Versteigerung als „Auflagenkorsett" kritisiert.

Mobilfunkmarkt weiter hochprofitabel

Dass sich die Netzbetreiber mit den 5G-Auktion finanziell übernehmen könnten, hält Torsten Gerpott für eine Scheindebatte: „Die Netzbetreiber machen in Deutschland zusammen 25 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr und sind hochprofitabel – und sie können die versteigerten Frequenzen 20 Jahre lang nutzen", erklärt er. Im Vergleich mit den 500 Milliarden Euro Umsatz, die die Netzbetreiber so bis zur erneuten Versteigerung im Jahr 2040 machen würden, seien die Frequenzen nicht besonders teuer.

Auch im Kampf gegen Funklöcher sieht Gerpott die Investition der Netzbetreiber in die Auktion nicht als Gefahr für den Ausbau zukünftiger Netze – zumindest „solange wir uns bei der 5G-Auktion im einstelligen Milliardenbereich befinden". Da die Versteigerungserlöse ohnehin für das Sondervermögen Digitale Infrastruktur vorgesehen seien, könne die Bundesregierung mit dem Geld gezielt bestimmte Infrastrukturprojekte wie Glasfaser-Ausbau oder die Versorgung ländlicher Gebiete angehen. „Das ist besser, als nur darauf zu hoffen, dass Netzbetreiber ihre Versorgungsauflagen erfüllen."

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