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Stars an der Wall Street. Alibaba-Unternehmensgründer Jack Ma und seine Mitarbeiter vor der Börse.
© dpa
Update

Größter Börsengang der Welt: Alibaba erobert die Wall Street

Seit Freitag kann man die Aktien des chinesischen Onlinehändlers an der Börse kaufen. Der Start war fulminant.

Alibaba hat seine eigenen Regeln. Das war schon bei der Werbetour für den weltgrößten Börsengang so, als die Investoren im teuren New Yorker Waldorf Astoria mit abgepackten Truthahn-Sandwiches abgespeist worden waren. Und auch am Freitag beim Börsendebüt an der Wall Street brach Unternehmensgründer Jack Ma mit Traditionen. Statt selbst die Eröffnungsglocke der New Yorker Börse zu betätigen, ließ Ma acht seiner Kunden den Vortritt. Er selbst wartete unten auf dem Börsenparkett auf die Erstnotiz der Alibaba-Aktie.
Nicht nur er. Weltweit schauten Anleger gebannt darauf, ob sich die hochfliegenden Hoffnungen des chinesischen Internethändlers, der oft als chinesische Version von Amazon und Ebay beschrieben worden ist, erfüllen. Und sie wurden nicht enttäuscht: Bei der Erstnotierung an der New Yorker Börse sprang die Aktie zum Handelsstart überraschend deutlich auf 92,70 Dollar. Das war weit über dem Ausgabepreis von 68 Dollar. Im Anschluss nahm das Papier sogar Kurs auf die 100-Dollar-Marke und schloss am Ende bei 93,89 Dollar.
Alibabas Aktienpremiere ist ein Projekt der Superlative: 320 Millionen Anteilsscheine hatte das Unternehmen zum Ausgabepreis von 68 Dollar an die Börse gebracht, Emissionserlös 21,8 Milliarden Dollar. Wenn Investmentbanken ihre Zeichnungsrechte ausüben, steigt das Volumen bis auf 25 Milliarden Dollar. Noch nie hat ein Unternehmen bei seinem Aktiendebüt mehr Geld bei Investoren einsammeln können. Die bislang größten Börsengänge in den USA gelangen der Kreditkartenfirma Visa 2008, dem Autobauer General Motors bei seinem Neustart 2010 und Facebook im Jahr 2012. Weltweit liegt die Agricultural Bank of China bislang an der Spitze.

Größer als Ebay und Amazon

Alibaba ist nach eigenen Angaben größer im Geschäft als Amazon oder Ebay. Zu den großen Handelsplätzen des Konzerns gehören die Plattformen Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Millionen Käufer und acht Millionen Verkäufer wickelten hier 2013 Geschäfte über 248 Milliarden Dollar ab. Alibaba wird an der Wall Street trotz seiner Größe ein Exot sein. Außerhalb Chinas war der Konzern bislang vergleichsweise unbekannt.Die Konzernstruktur mit etlichen Beteiligungsverzweigungen und verstrickten Eigentumsverhältnissen ist für Außenstehende nur schwer zu durchblicken. Außerdem kritisieren Analysten die Machtballung im engen Führungszirkel um Gründer Jack Ma. Trotzdem war die Nachfrage der Investoren nach den Aktien bereits im Vorfeld des Börsengangs so riesig, dass der Konzern das obere Ende der Preisspanne für seine Anteilsscheine am Dienstag erhöht hatte. Am Ende war der Ausgabepreis auf 68 Dollar festgelegt worden. Mit Sondersendungen im Fernsehen und Sonderausgaben von Zeitungen waren Millionen Chinesen auf den Börsengang eingestimmt worden. Stunden vor dem erwarteten Aktiendebüt in New York verfolgten knapp 23 Millionen Nutzer Diskussionen um Chancen und Risiken von Alibaba auf Chinas größtem Mikroblog Sina Weibo. Gleichzeitig gab es jedoch auch Kritik. Wegen der strengen Kapitalverkehrskontrollen ist es den meisten Chinesen nicht möglich, Aktien im Ausland zu kaufen. Ein Nutzer kritisierte online: „Das ist doch paradox: Eine chinesische Firma geht an die Börse, und Chinesen können nicht mitbieten.“

Die größten Unternehmen kommen aus China

Dass heute mehrere der weltweit größten Betriebe aus China kommen, klingt auf den ersten Blick paradox. Immerhin ist der Kapitalmarkt in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt streng reguliert, für Unternehmensgründungen von Ausländern sind chinesische Teilhaber nötig und das auch in China boomende Internet wird weiterhin stark kontrolliert. Andererseits ist China mit knapp 1,4 Milliarden Menschen der größte Konsumentenmarkt der Welt. Weltweit interessieren sich ausländische Betriebe und Geldgeber für China. Und da sich das Land ab Ende der 1970er Jahre für Marktreformen und auch Auslandsinvestitionen geöffnet hat, konnten viele chinesische Unternehmen von Direktinvestitionen profitieren. Großer Teileigner von Alibaba ist etwa der US-Internetgigant Yahoo. Zudem kommen chinesische Unternehmen auch vermehrt an inländische Geldquellen, da der Finanzsektor enge Verbindungen zur Regierung hat und in den letzten Jahren zu mehr Kreditvergaben bewegt wurde. Bei Chinas seit Jahren kaum gebremstem Wirtschaftswachstum und einer großzügigen Vergabe von Krediten befinden sich viele Betriebe so in investitionsfreundlicher Umgebung. Immer mehr Betriebe werden wie Alibaba börsennotierte Aktiengesellschaften. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist Chinas inländischer Aktienmarkt heute der drittgrößte der Welt. Auf der Forbes-Liste der 2000 größten Unternehmen der Welt stehen auf Platz eins bis drei Chinesen. mit dpa

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