Börsengang von Alibaba: Internet, Internet, Internet: Goldgräberstimmung an der Börse
Der chinesische Onlinehändler Alibaba will mit dem Börsengang Milliarden einnehmen. Daran knüpfen sich Hoffnungen, aber auch Risiken. Ein Kommentar.
Wer kennt die Geschichte nicht? Ali Baba, der brave, arme Kerl, der im alten Persien eines Tages Räubern begegnet, sich vor ihnen versteckt und so durch Zufall entdeckt, wo die Banditen ihre Schätze verstecken und mit welchem Code („Sesam, öffne dich!“) man den Felsen, der zur Schatzhöhle führt, knackt. Ali Baba greift zu und wird reich.
Schon der letzte große Börsendebütant kam aus China
Wie ein Märchen klingt auch die Geschichte vom chinesischen Onlinehändler Alibaba und seinem Gründer Jack Ma. Auch der kommt aus einfachen Verhältnissen und ist heute Milliardär. Mit seinem Unternehmen, eine Mischung aus Ebay, Amazon und Paypal, schreibt Ma Geschichte und wickelt den größten Börsengang ab, den die Finanzmärkte je erlebt haben. Dass es ein Unternehmen aus China ist, das solche Rekorde schreibt, wundert nicht. Schon der letzte große Debütant kam aus dem Reich der Mitte: Bei ihrem Börsengang vor vier Jahren konnte die Agricultural Bank of China knapp 20 Milliarden Dollar einnehmen, bis gestern ein Rekordwert.
Kommunismus und Kapital vertragen sich gut
Kommunismus und Kapital vertragen sich offensichtlich gut in China. Um nicht zurückzufallen, ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zum Wachstum verurteilt. Ideologische Schranken sind da nur lästig: Das Know-how ausländischer Investoren und deren Kapital werden gern genommen, die chinesischen Partner in den Gemeinschaftsunternehmen profitieren nämlich von beidem. Solange es um Geschäfte geht, ist auch das Internet willkommen. Während die chinesische Regierung keine Hemmungen hat, politisch unliebsame Seiten zu sperren, ist der Online-Handel kein Problem. Im Gegenteil: Angesichts von 1,35 Milliarden Chinesen steckt hier ein enormes Potential. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung bisher im Internet unterwegs, erst 300 Millionen kaufen online ein. Das ist zwar verglichen mit Deutschland eine enorme Zahl, zeigt aber, welche Chancen Alibaba – mit 80 Prozent Anteil der absolute Marktführer – hat.
Goldgräberstimmung an der Börse
Internet, Internet, Internet. Es herrscht Goldgräberstimmung an der Börse. Chancen werden großgeschrieben, Risiken klein geredet. Auch bei Alibaba. Wer weiß schon, was passiert, wenn sich Jack Ma eines Tages mit der Regierung überwerfen sollte? Vielleicht wird die Plattform verboten. In westlichen Ländern könnte man gegen solche Willkür klagen, in China dürfte das nicht funktionieren. Aber auch Firmen, die uns sehr viel näher sind und ebenfalls an die Börse streben, sind keine Selbstläufer. Zalando etwa, der Modehändler aus Berlin, will bei seinem Börsengang in knapp zwei Wochen über eine halbe Milliarde Euro einnehmen. Das ist viel Geld für eine Firma, die jahrelang rote Zahlen geschrieben hat und – welch Zufall – jetzt erstmals kurz vor dem Börsengang einen Minigewinn ausgewiesen hat. Oder die Internetfabrik Rocket der Samwer-Wunderkinder. Gerade einmal zwei Jahre ist die Talentschmiede für Start-ups alt und soll jetzt schon fünf Milliarden Euro wert sein.
Die Hoffnungen sind groß. Aber die Blase könnte auch platzen
Mag sein, dass Firmen wie Zalando, Rocket oder Alibaba die Zukunft gehört. Mag sein, dass Investoren ihr Geld im Schlaf verdienen. Ganz neu sind solche Hoffnungen nicht. Rund 14 Jahre ist es her, dass die erste Dotcom-Blase platzte und die Kurse von Firmen wie EM-TV, Senator oder Intershop ins Bodenlose stürzten: Statt märchenhaften Gewinnen hatten die Anleger eher 1001 schlaflose Nächte.
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