Ferienflieger verlässt Berlin: Abflug von Condor gefährdet mehr als 130 Jobs
Am Dienstag landete der letzte reguläre Condor-Flug in Berlin-Schönefeld. Die CDU wirft dem Regierenden Bürgermeister deshalb "Wegsehen" vor.
Nach dem weitgehenden Rückzug der Lufthansa verabschiedet sich auch der zum Touristikkonzern Thomas Cook gehörende Ferienflieger Condor von Berlin. Betroffen ist auch das Wartungsunternehmen Condor Berlin, in Schönefeld bisher für die technische Betreuung der Kurzstreckenjets vom Typ Airbus A320 zuständig. Nach Angaben der Technik Gewerkschaft Luftfahrt sind insgesamt gut 130 Jobs in Gefahr.
Mit DE499 aus Agadir landete am Dienstag der letzte reguläre Condor-Flug in Schönefeld. Die Passagiere wurden von Gewerkschaftsvertretern und Mitarbeitern mit einer „Schweigeminute“ begrüßt. Noch bis zum Monatsende gibt es einen Vollcharter, der nur von Reiseveranstaltern genutzt wird, sagt Daniel Wollenberg, Vorstand luftfahrttechnische Betriebe der Technik-Gewerkschaft Luftfahrt und Betriebsratsvorsitzender bei Condor Berlin. Noch bis zum Herbst fliegt Condor in Tegel für Easyjet.
Laut Gewerkschaft insgesamt 133 Jobs in Gefahr
Der Weggang von Condor gefährdet nach Gewerkschaftsangaben 133 Arbeitsplätze. 88 seien es bei der Condor Berlin. Die war bis vor einigen Jahren sogar eine eigenständige Airline, von der die Mittelstreckenjets für die Muttergesellschaft betrieben wurden. Damit ist es schon länger vorbei, seit Jahren ist man ein reiner Wartungsbetrieb. Rund 45 Beschäftigte wurden bereits seinerzeit von der Muttergesellschaft Condor Flugdienst übernommen und blieben in Schönefeld stationiert. Auch ihre Position ist laut Wollenberg unklar.
Über einen Verkauf von Condor Berlin wird derzeit mit dem am Flughafen Hahn im Hunsrück ansässigen Wartungsunternehmen Haitec verhandelt. Nach Gewerkschaftsangaben sollen die Gespräche aber kurz vor einem Scheitern stehen. Ein Condor-Sprecher bestätigte die Verhandlungen, über deren Stand man nicht in der Öffentlichkeit spekuliere. „Marktgerüchte kommentieren wir nicht“, heiß es einvernehmlich bei Condor und bei Haitec.
Bei allen Flugplan-Entscheidungen bewerte man die mittel- und langfristige Wirtschaftlichkeit der Strecken, sagte der Sprecher. Diese sei in Berlin „aufgrund der Struktur des Marktes und angesichts des großen Wettbewerbs“ nicht gegeben. Deshalb setzte man die Flugzeuge auf Strecken ein, wo man sie „wirtschaftlich sinnvoller“ betreiben könne.
Mitarbeiter könnten nach Hamburg oder Leipzig umziehen
Für die rund 300 in Berlin ansässigen Piloten und Flugbegleiter sucht man nach „sinnvollen Lösungen“, sagte der Sprecher. Sie könnten beispielsweise von den benachbarten Flughäfen Hamburg, Hannover und Leipzig/Halle eingesetzt werden. Indessen stellt Condor die Zusammenarbeit mit der aus der Air Berlin-Tochter Niki hervorgegangenen österreichischen Fluggesellschaft Laudamotion ein. Diese arbeitet stattdessen mit ihrem neuen Anteilseigner zusammen, dem irischen Billigflieger Ryanair. Die Funktionen Verkehrsleitstelle, Flugvorbereitung und Crewplanung werden in den nächsten Wochen geordnet an Laudamotion übergeben, teilten beide Unternehmen mit.
Zum Monatsende wird Condor dann auch den Mitte Februar begonnenen Verkauf von Laudamotion-Flügen von sieben Flughäfen im deutschsprachigen Raum einstellen. Passagiere, die bei Condor Flüge mit Laudamotion ab dem 1. Mai gebucht haben werden in den nächsten Tagen kontaktiert und gefragt, ob sie einer Weitergabe der Buchung an Ryanair zustimmen. Das sei aus rechtlichen Gründen erforderlich, sagte ein Sprecher. Wer mit der Weitergabe nicht einverstanden ist, kann die Buchung stornieren.
CDU-Fachmann Gräff kreidet den Fall Michael Müller an
Die von Ryanair für Laudamotion durchgeführten Berlin-Flüge sind davon nicht betroffen, sie waren von Anfang an nur über Ryanair zu buchen. Laudamotion-Chef Niki Lauda dankte Condor für die Starthilfe. „Die gemeinsame Aufbauarbeit war wichtig für eine neue Wettbewerbssituation, wenn man die Dominanz der Lufthansa Gruppe mit ihren Tochterunternehmen in Österreich, Deutschland und der Schweiz vor Augen hat.“
„Die Flughäfen und damit auch Wirtschaftspolitik des Regierenden Bürgermeisters ist in einer Art und Weise, mit dem Umgang der Air Berlin und jetzt dem Wegsehen beim Weggang von Condor, so gescheitert, dass es Berlin schadet“, sagte Christian Gräff, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus zu dem Aus der Condor in Berlin. Ein so desinteressierter Ministerpräsident sei selten zu finden in Deutschland.