Davos 2020: 119 Milliardäre und Politiker – und ein großes Thema
Zum 50. Mal lädt der mittlerweile 81-jährige Klaus Schwab die globale Elite zum Weltwirtschaftsforum. Auch Donald Trump kommt. Genauso wie Greta Thunberg.
Über einen Mangel an Selbstbewusstsein kann Klaus Schwab nicht klagen. Er rühmt sich als „Professor, Manager, Visionär“, fühlt sich berufen, die „Welt zu verbessern“.
Sein Weltwirtschaftsforum „formt Geschichte“, sagt er. In diesen Tagen dürfte Schwabs Ego noch einen kräftigen Schub erhalten.
Denn der 81-jährige deutsche Ökonom und Ingenieur feiert das 50. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums WEF: Vom 21. Bis 24. Januar empfängt er die Wirtschafts- und Politikelite in Davos.
Nirgendwo sonst kommen so viele Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben auf so engem Raum zusammen wie in dem Schweizer Nobelort. Die 3000 Teilnehmer – 76 Prozent davon sind Männer – umweht der „Geist von Davos“: Es ist das Gefühl einer globalen Elite anzugehören.
Bewacht werden sie von einem Großaufgebot der Polizei und der Armee. Lästige linke Demonstranten sollen nicht zu nahe kommen. Immerhin planen die Schweizer Jungsozialisten mitten in Davos einen Protestzug gegen die „Superreichen“. Das Motto: „50 Jahre sind genug“.
DAS Thema in diesem Jahr: der Klimawandel
Ganz oben auf der WEF-Agenda 2020 steht die eskalierende Erderwärmung: Wie können Firmen auf „die Risiken des Klimawandels reagieren?“, fragt Schwab. Denn wie jedes Jahr hatte das WEF vor dem Jahrestreffen Entscheidungsträger nach den drängendsten Problemen gefragt. Umweltfragen belegten dabei diesmal die fünf ersten Ränge.
Unterstützung erhofft sich der frühere Hochschullehrer dabei von Greta Thunberg. Die Ikone der Klimaschutzbewegung will in der verschneiten Bergwelt den mehr als 50 Staats- und Regierungschefs ins Gewissen reden – darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Sebastian Kurz aus Österreich.
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro wird ebenso zugegen sein wie der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte, der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski. Den größten Rummel wird wohl US-Präsident Donald Trump auslösen.
Der Iran hat abgesagt – Putin und Xi Jinping fehlen auch
Zu einer Kontaktaufnahme zwischen den Erzfeinden USA und Iran wird es indes auf dem neutralen Schweizer Boden nicht kommen. Kurz vor Beginn des Kongresses gab Teherans Außenminister Mohammad Sarif den Veranstaltern einen Korb.
Teilnehmen wird allerdings Iraks Präsident Barham Salih; die Krise im nahen Osten wird also wohl dennoch thematisiert werden. Doch auch andere Politiker, die einen Schlüssel zur Lösung von Konflikten in den Händen halten, verzichten auf den Trip in die Alpen: So fehlen Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Präsident Xi Jinping.
Zum Auftakt des Treffens legte der Internationale Währungsfonds (IWF) am Montag eine verhalten optimistische Prognose vor. Nach Einschätzung der Experten dürfte die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 3,3 Prozent wachsen, während das Wachstum für 2019 nur auf 2,9 Prozent beziffert wird. Allerdings liegen die aktuellen Erwartungen des IWF niedriger als bei der vorangegangenen Prognose im Oktober, als noch 3,4 Prozent erwartet wurden. Für Deutschland rechnet der IWF mit einem BIP-Plus von 1,1 Prozent.
Otto von Habsburg gehörte zu den ersten Förderern WEF
Schwab dürfte sich wehmütig an die großen Zeiten seines Forums erinnern. In den neunziger Jahren warb Südafrikas Präsident und Freiheitsheld Nelson Mandela in Davos für Versöhnung, Palästinenser und Israels kamen sich ganz nahe. Im Jahr 1988 verhinderten die Premierminister Griechenlands und der Türkei einen bewaffneten Konflikt der beiden Staaten.
Begonnen hatte in Davos alles 1971. Damals lud der 32 Jahre alte Klaus Schwab eine Reihe von Firmen-Chefs zum „European Management Forum“ ein. Während die Finanzmittel noch bescheiden waren – das Forum verfügte über ein Kapital von 25.000 Schweizer Franken –, dachte Schwab schon groß: Er gewann Otto von Habsburg, den Sohn des letzten Kaisers Österreichs, als Zugpferd für sein erstes Forum.
Wer mit wem was dealt? Geschäftsgeheimnis!
Über die Jahre schuf Schwab ein millionenschweres Imperium: Die Liste der Konzerne, die als „Strategische Partner“ des WEF dienen, liest sich wie ein Alphabet der Globalisierung: Von Allianz über Bank of America und Credit Suisse, von Facebook über Huawei und KPMG bis hin zu Microsoft, Unilever und Volkswagen.
Laut Bloomberg kommen in diesem Jahr über 119 Milliardäre nach Davos, zusammen besäßen sie über 500 Milliarden Dollar. Den Managern dient Davos vornehmlich als Börse – für neue Kontakte und lukrative Geschäfte. Über die Deals, die in Suiten und Ballsälen der Nobelhotels eingefädelt werden, dringt so gut wie nie etwas nach außen. Geschäftsgeheimnis. Auch das gehört zum „Geist von Davos“.