Strompreis: Warum steigt der Strompreis ständig?
Der Strompreis kennt seit Jahren nur noch eine Richtung: aufwärts. Warum das so ist, wie die Zukunft aussieht und was der Verbraucher dagegen tun kann.
Zahlte eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh im Januar 2004 durchschnittlich 708 Euro im Jahr, waren es nach Recherchen des Internet-Vergleichsportals Verivox im Mai 2013 bereits 1120 Euro. Das entspricht einem Anstieg um 412 Euro, beziehungsweise 58 Prozent. Noch krasser werden die Zahlen, wenn man weiter zurück geht. Vergleicht man den heutigen durchschnittlichen Strompreis mit dem aus dem Jahr 1998, müssen Verbraucher sogar 67 Prozent mehr für ihre Stromrechnung zahlen, hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 kWh errechnet.
Statt 49,90 Euro würden heute 83,80 Euro im Monat fällig, berichtet der Verband. Der Deutsche Mieterbund schlägt Alarm. Mieter müssten inzwischen ein Drittel ihres Haushaltsnettoeinkommens allein für Miete und Energie zahlen, warnen die Mieterschützer. In Ballungsräumen könne sogar die Hälfte des Einkommens für Wohnen, Heizen und Strom drauf gehen. Was für viele Menschen ärgerlich ist, kann für sozial Schwache zu einem existentiellen Problem werden. Jedes Jahr drehen die Versorger 600.000 bis 800.000 Menschen den Strom ab, weil sie ihre Rechnungen nicht zahlen.
Wie der Staat beim Strompreis zulangt
Waren es bis 2009 die steigenden Kosten für die Strombeschaffung, ist heute der Staat der größte Preistreiber bei den Stromkosten. Gut 70 Prozent vom Strompreis machen staatliche Abgaben und Steuern aus. Nur 30 Prozent der Kosten entfallen auf die Energieerzeugung und den Vertrieb - also die Posten, die der Stromanbieter beeinflussen kann. Dennoch gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Tarifen. Das liegt am Wettbewerb: Mehr als 1000 Stromversorger gibt es derzeit auf dem deutschen Markt. Sie alle werben um Neukunden – oft mit einem extrem niedrigen Strompreis in den Einstiegstarifen.
Verbraucherschützer warnen jedoch davor, um jeden Preis das billigste Angebot zu wählen. Von Tarifen mit Vorauskasse, Kautionen oder Strompaketen, bei denen man sich auf eine bestimmte Abnahmemenge für Strom festlegt, sollten Kunden die Finger lassen, rät Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV). Hunderttausende Kunden haben in der Vergangenheit am eigenen Leib erleben müssen, wie teuer vermeintliche Billigtarife werden können. Viele Verbraucher laufen noch heute ihrem Geld hinterher, das sie den Pleiteanbietern Teldafax oder Flexstrom im voraus für Strom gezahlt haben, den sie nach der Insolvenz niemals mehr erhalten haben.
Warum der Strompreis auch in Zukunft steigen wird
Der Strompreis steigt stetig. Die EEG-Umlage, mit der die Produktion von Ökostrom gefördert wird, wurde zum 1. Januar 2014 um 18 Prozent auf 6,240 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Bereits Anfang 2013 war die Umlage um 1,7 Cent auf 5,28 Cent gestiegen. Prognosen des Öko-Instituts gehen davon aus, dass die EEG-Umlage bis 2022 kontinuierlich weiter ansteigen wird.
Auch die Netzentgelte, die die Stromlieferanten an den jeweiligen Netzbetreiber zahlen, steigen ständig – und werden das auch in Zukunft tun. Weil die Leitungen für die Energiewende ausgebaut werden müssen, gehen auch diese Kosten weiter in die Höhe.
Sparen durch Wechseln
Wer den hohen Preisen entgehen will, hat nur eine Wahl – er muss in einen günstigen Stromtarif wechseln. Das empfiehlt auch die Bundesnetzagentur jedem, der noch zu den alten Konditionen Strom von seinem Grundversorger bezieht. Schon der Wechsel in einen günstigeren Tarif beim angestammten Lieferanten kann eine enorme Ersparnis bringen. Noch mehr lässt sich sparen, wenn man zu einem attraktiveren Versorger geht. Selbst wenn man Discounttarife mit Vorkasse und Pakettarife außen vor lässt, kann ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh mehrere Hundert Euro im Jahr sparen, hat Verivox ausgerechnet.
Wie hoch die Ersparnis ausfällt, hängt auch davon ab, wo man wohnt. Während sich in Stuttgart, das einen vergleichsweise teuren Grundversorgungstarif hat, gut 360 Euro im Jahr sparen lassen, sind es in Berlin 320 Euro, in Hamburg aber nur 290 Euro. Doch auch das ist nicht zu verachten. „Günstigere Preise können Haushaltskunden durch einen Vertrags- oder Lieferantenwechsel erzielen“, rät daher der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann. Doch bei vielen Kunden ist diese Botschaft noch immer nicht angekommen. 40 Prozent aller Haushaltskunden verharren weiterhin in der Grundversorgung, dem teuersten aller Tarife, kritisiert Homann.
Wer über einen generellen Wechsel des Stromanbieters nachdenkt und langfristig Geld sparen möchte, der kann sich über den folgenden Stromrechner informieren.
Heike Jahberg