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Stromanbieter in Berlin liegen preislich im Mittelfeld.
© Mike Wolff

Preisvergleich: Warum kostet der Strom in Stuttgart mehr als in Berlin?

Stromanbieter in Berlin sind günstiger als anderswo. Wie viel man für seinen Strom zahlt hängt auch davon ab wo man wohnt. Warum ist das so?

Zwischen den Grundversorgungstarifen der Städte gibt es große Unterschiede. Das zeigt ein aktueller Preisvergleich des Internetportals Verivox. Der Grundversorgungstarif ist der Tarif für alle, die noch nie den Stromanbieter oder den Stromtarif gewechselt haben. Auch die Kunden von Pleiteversorgern wie Teldafax oder Flexstrom rutschen automatisch in diesen Auffangtarif, bis sie sich einen neuen Anbieter gesucht haben oder zumindest in einen billigeren Tarif des Grundversorgers gewechselt sind. Unterm Strich kommt einiges zusammen: Nach Zahlen der Bundesnetzagentur bekommen derzeit rund 40 Prozent der Bundesbürger ihren Strom aus der Grundversorgung.

Die Strompreise der Städte im Vergleich

Wie viel die Bürger für die Grundversorgung zahlen, hängt davon ab, wo sie wohnen. Besonders teuer ist die Grundversorgung nach Verivox-Recherchen in Essen, wo eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh im Jahr knapp 1260 Euro für ihren Strom zahlt. Auch in Leipzig und Stuttgart sind die Kosten hoch, Stromanbieter in Berlin liegen im Mittelfeld, vergleichsweise günstig kommt man in München und Düsseldorf davon.

Teure Grundversorgung

Nach Meinung von Verbraucherschützern sind jedoch alle Grundversorgungstarife zu teuer. „In der Grundversorgung werden die Kunden geschröpft“, sagt der Energieexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Holger Krawinkel. „Die Kunden werden nach Strich und Faden ausgenommen“. Krawinkel fordert eine stärkere Überwachung der Grundversorger durch die Aufsichtsbehörden.

Tatsächlich können die Stromversorger in Berlin und anderen deutschen Städten derzeit selbst festlegen, wie viel Geld sie für die Grundversorgung verlangen. Dass die Grundversorgungstarife teurer sind als die Sondertarife begründet Vattenfall-Sprecher Hannes Stefan Hönemann mit dem höheren Aufwand für die Versorger. Rechnungen würden nach wie vor auf Papier und nicht online verschickt, zudem kann man jederzeit aus dem Grundversorgungstarif wechseln.

In die Kalkulation fließen die Netzentgelte ein, die die Stromlieferanten an den Netzbetreiber – in Berlin ist das ebenfalls Vattenfall – dafür zahlen, dass dieser den Strom durch sein Stromnetz leitet. „In der Metropole ist das günstiger als auf dem Land“, sagt Vattenfall-Sprecher Hannes Stefan Hönemann, „in Berlin leben viele Verbraucher auf einem Fleck, die Wege sind kurz“. Allerdings erklärt das zwar die Preisunterschiede zu ländlichen Regionen, nicht aber zu den anderen Großstädten. Bei Verivox macht man daher neben den Netzentgelten „die allgemeine Preispolitik des Versorgers“ für die Preisunterschiede verantwortlich.

Wie viel man beim Stromanbieterwechsel spart

Letztlich geht es um die Frage des Wettbewerbs: Wie stark ist die Konkurrenz vor Ort, was lassen sich die Kunden gefallen, bevor sie gehen? In Berlin haben 2012 immerhin 220 000 Kunden ihren Stromanbieter gewechselt, also rund zehn Prozent. Berliner und Brandenburger Haushalte sind besonders wechselfreudig, heißt es beim Internet-Stromvergleichsportal Toptarif. Die als sparsam geltenden Schwaben scheinen dagegen treuer oder träger zu sein: Die Wechselbereitschaft in Stuttgart liege weit unter dem Bundesdurchschnitt.

Dabei lohnt es sich zu wechseln. Wer aus dem Grundversorgertarif in einen günstigen Tarif – ohne Vorkasse, Kaution oder Pakettarif – wechselt, spart bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh über 300 Euro im Jahr.

Heike Jahberg

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