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Die Nationalmannschaft trainiert am Dienstagabend im Amateurstadion. Die Ereignisse des Tages sind dabei ständig präsent.
© Rosentritt
Update

Länderspiel Deutschland - England in Berlin: Zwischen Anschlag und Anstoß

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft sieht sich nach den Ereignissen von Brüssel wieder verstärkt mit dem Thema Sicherheit konfrontiert.

Es dauerte nicht lange, da hatten die schrecklichen Bilder von den Terroranschlägen in Brüssel auch Oliver Bierhoff in Berlin erreicht. „Das ist eine schwierige Situation. Wir werden sicher mit der Mannschaft über das aktuelle Geschehen sprechen müssen“, sagte der Teammanager des Fußball-Weltmeisters. Der traf am Mittag in seinem Teamhotel am Potsdamer Platz ein. Für den Samstag ist im Olympiastadion das Länderspiel gegen England geplant.

„Es wird mit Sicherheit ein Thema sein, das die Spieler nach den Ereignissen von Paris auch beschäftigen wird“, sagte Bierhoff vor dem Grand Hyatt zu den Explosionen in der belgischen Hauptstadt mit vielen Toten. Damit sieht sich die Mannschaft des Weltmeisters zum Start ins EM-Jahr gleich wieder verstärkt mit dem Thema Sicherheit konfrontiert. Am Tag des Länderspiels der deutschen Mannschaft im vergangenen November in Paris gegen EM-Gastgeber Frankreich waren bei mehreren Terrorakten 130 Menschen getötet worden. Auch das Stade de France war damals ein Ziel der Terroristen gewesen – unmittelbar außerhalb kam es zu Explosionen. Das DFB-Team harrte damals bis in die frühen Morgenstunden im Stade de France aus. Das anschließende Länderspiel in Hannover gegen die Niederlande wurde kurz vor dem Anpfiff wegen Sicherheitsbedenken abgesagt.

Spieler, Trainer und Manager haben die schrecklichen Erlebnisse von Paris lange nicht abstreifen können. „Ich glaube, dass wir alle den 13. November noch im Kopf haben. Diesen Tag und die Ereignisse vergisst man nicht so schnell“, sagte Bierhoff rund um die EM-Gruppenauslosung, die im Dezember in Paris stattfand. Er erinnerte noch einmal an die Nacht in der Kabine des Stade de France: „Das ist natürlich nicht einfach. Vor wenigen Wochen haben wir eine Situation erlebt, die man bis dahin vielleicht nur aus den Nachrichten kannte, eine Bedrohung war plötzlich sehr nah.“

Eine Absage des Spiels stand am Dienstag nicht zur Debatte

Angesichts der grausamen Bilder aus Brüssel rücken erneut die sportlichen Themen der Nationalmannschaft in den Hintergrund. Auch wenn eine Absage des Länderspiels am Dienstag nicht zur Debatte stand, so wurde intern intensiv diskutiert. Die Sicherheitsabteilung des DFB führte gestern eine erste Lagebeurteilung mit den Behörden wie der Berliner Polizei sowie der Bundespolizei durch. „Ich möchte ausdrücklich betonen, dass uns zum aktuellen Zeitpunkt keine konkreten Erkenntnisse für eine Gefährdung der beiden Partien vorliegen“, sagte DFB-Sicherheitschef Hendrik Große Lefert auch im Hinblick auf das Länderspiel am kommenden Dienstag gegen Italien in München. „Es gehört aber auch zu einer realistischen Betrachtung, dass im öffentlichen Raum niemand eine hundertprozentige Sicherheit garantieren kann.“

Die Polizei zeigt auf dem Olympiagelände Präsenz und bewacht das Training der Nationalspieler.
Die Polizei zeigt auf dem Olympiagelände Präsenz und bewacht das Training der Nationalspieler.
© Rosentritt

Nach den Anschlägen in Paris und der Absage des Spiels in Hannover hat der DFB die Sicherheitsvorkehrungen ohnehin erhöht. Für die Spiele in Berlin und in München gibt es etwa Sicherheitsüberprüfungen durch den Staatsschutz für alle Journalisten. Zudem empfiehlt auch die Olympiastadion Berlin GmbH allen Besuchern des Länderspiels eine frühzeitige Anreise zum Stadion, da es zu umfangreichen Kontrollen kommen werde.

„Wir haben es unverändert mit einer sehr ernstzunehmenden Sicherheitslage zu tun“, sagte der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU). Die Behörden hätten ihre Maßnahmen bereits nach den Anschlägen von Paris angepasst, insbesondere auch bei Fußballspielen. Das Sicherheitsniveau sei sehr hoch, so Henkel.

„Unsere Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen“, sagte Thomas Schneider, der Co-Trainer von Joachim Löw. „Wir gehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht davon aus, dass es irgendwelche Auswirkungen auf unsere Spiele haben wird.“ Dennoch wurden die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Nationalmannschaft noch einmal hochgefahren. Am späten Nachmittag stand ein erstes Training der Mannschaft im Amateurstadion von Hertha BSC auf dem Programm. Elf Feldspieler und drei Torhüter nahmen daran teil, der Rest des Teams war regenerierte im Hotel.

„Wenn man selbst beteiligt war, weiß man, wie es den Leuten dort jetzt geht“, sagte Abwehrspieler Shkodran Mustafi zu den Ereignissen in Brüssel. „Ich glaube, jeder Mensch hat Angst. Man muss lernen, mit dieser Angst umzugehen.“ Und auch sein Kollege Lukas Podolski äußerte sich nach seiner Ankunft im Berliner Teamhotel. Er spielt inzwischen für Galatasaray Istanbul und sah sich zuletzt in der Türkei bei Anschlägen in Ankara und Istanbul mit dem Terror konfrontiert. „Man kann sich nicht verstecken“, sagte Podolski, „man kann nicht sein ganzes Leben ändern.“

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