zum Hauptinhalt
Enge Kiste. Dennis Seidenberg (rechts) und Frederik Tiffels (links) kämpfen mit Dänemarks Morten Madsen um den Puck.
© David Josek/dpa

Eishockey-WM: "Wo ist eigentlich das Olympia-Team?"

Die neuformierte Eishockey-Nationalmannschaft tut sich zum WM-Auftakt schwer und das erstaunt den Gastgeber Dänemark.

So voll wie am Freitagabend dürfte es in der Fußgängerzone von Herning selten gewesen sein. Weit nach Mitternacht feierten in der Innenstadt des beschaulichen dänischen Städtchens noch immer hunderte dänische Eishockey-Fans bierselig den gelungenen WM-Auftakt ihrer Mannschaft. 3:2 nach Penaltyschießen gegen Fast-Olympiasieger Deutschland, das ist schon mal viel Wert für die aufstrebende kleine Eishockeynation, in der diese Sportart in Jütland ihr Zentrum hat. Fast die halbe dänische Nationalmannschaft kommt aus Herning. Eishockey ist in der 50.000-Einwohner zählenden Industriestadt mit den vielen Zweckbauten klar Sportart Nummer eins. Rund um den Puck kennen sie sich gut aus in Herning.

Und so fragte dann zu vorgerückter Stunde ein dänischer Fan einen deutschen Eishockey-Anhänger: „Sagt mal, warum habt ihr eigentlich nicht euer Olympiateam zur WM geschickt? Gegen das hätten wir heute kaum gewonnen.“

Die Antwort auf diese für Außenstehende berechtigte Frage ist müßig. Das Olympiateam von Pyeongchang, das die Russen noch im Februar im olympischen Finale am Rande einer Niederlage hatte, gibt es zwei Monate später nicht mehr. 15 Spieler von Südkorea sind aus verschiedensten Gründen (Rücktritt, Verletzung, Müdigkeit, vorgezogener Urlaub) nicht mehr dabei, Bundestrainer Marco Sturm ist mitten auf dem Höhepunkt seiner Sportart in Deutschland zu einem Neuanfang gezwungen – und das auch noch mitten in einer Saison. Man stelle sich vor, ein Klub müsste vor den Play-offs fast die ganze Mannschaft ersetzen – vorrangig mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Das ginge kaum.

Das Leistungsgefälle innerhalb der deutschen Mannschaft war gewaltig groß

Gut, ganz so schlimm ist es bei der WM in Dänemark dann nicht. Sturm hat NHL-Größen wie Leon Draisaitl (Edmonton) und Dennis Seidenberg (New York Islanders) im Team, er hat noch ein paar erfahrene Spieler aus dem Silberteam von Südkorea auf dem Eis, aber er hat eben auch viele junge Spieler dabei, die internationales Eishockey bis zum Spiel am Freitag nur aus der Zuschauerperspektive kannten. Und die Youngster taten sich zum WM-Auftakt gegen den Gastgeber vor großer, lauter Kulisse, vor 10.000 Zuschauern in der „Boxen-Arena“ von Herning eben sehr schwer.

Angreifer Marcel Noebels von den Eisbären Berlin hatte vor dem Spiel beobachtet: „Dass viele der Jungs nervös waren.“ Das Leistungsgefälle innerhalb der deutschen Mannschaft erschien dann doch gewaltig groß zu sein.

Einen Punkt haben die Deutschen immerhin gewonnen zum WM-Auftakt, zwei aber verloren. Leon Draisaitl sagte: „Die Dänen haben zwei Drittel lang ein sehr gutes Spiel gemacht, im letzten Drittel haben wir uns dann aber besser getan und da hätten wir das Spiel auch entscheiden können. Aber der eine Punkt war relativ wichtig für uns.“ Und nun sollten am Sonntag im zweiten Spiel der Deutschen gegen Norwegen (16.15 Uhr, live auf Sport1) drei Punkte für die Deutschen dazukommen, sagt Kapitän Dennis Seidenberg: „Wir müssen gegen Norwegen am Anfang besser ins Spiel kommen. Am Anfang gegen die Dänen haben wir uns doch sehr schwer getan.“

Zur Startseite