Eishockey-WM: Deutschland verliert Auftakt-Krimi
In einem packenden ersten WM-Spiel knüpft das DEB-Team gegen Gastgeber Dänemark an seine Olympiaform an. Nur im Penaltyschießen geht nichts.
Viele können nicht, einige wollen nicht: Die Rücktrittswelle unter den deutschen Eishockey-Nationalspielern nach den Olympischen Spielen ist schon so eine kuriose Geschichte. In jedem Fall ist es nicht einfach für den Bundestrainer, 15 Spieler einer erfolgreichen Nationalmannschaft zu ersetzen.
Vor zwei Monaten hatte das Team von Marco Sturm Silber in Pyeongchang gewonnen, am Freitag nun musste er im ersten Spiel der Weltmeisterschaft in Dänemark eine Mannschaft auf das Eis schicken, die nur noch das Etikett Silbermedaillengewinner mit sich herumtrug. So gesehen war das 2:3 (0:0, 1:2, 1:0/0:1) nach Penaltyschießen gegen die Dänen keine Schande, denn so gab es immerhin einen Punkt für Sturms Team.
Die Ansetzung hätte auch Stadtauswahl Herning gegen Deutschland lauten können. Immerhin neun Spieler auf dem Eis kamen am Freitag aus der dänischen Kleinstadt im mittleren Jütland, die vor allem wegen ihrer Textilindustrie, aber auch ein wenig für ihre guten Eishockeyspieler bekannt ist. Fünf Männer aus Herning haben es bis in die National Hockey-League (NHL) geschafft.
Bei 50 000 Herningern spielt also einer von 10 000 Einwohnern in der besten Eishockey-Liga der Welt. So eine starke Quote kann keine andere Stadt ab 50 000 Einwohnern aufwärts bieten. Und mit Frederik Andersen von den Anaheim Ducks stand am Freitag auch ein gebürtiger Herninger im Tor, der es dem Gegner schwermachte.
Denn die Deutschen waren zunächst die bessere Mannschaft, wackelten aber defensiv, weil der Ingolstädter Timo Pielmeier unsicher wirkte. Hier wäre es sicher günstig für das deutsche Team, wenn Philipp Grubauer aus der NHL noch nach Dänemark kommt, wenn denn seine Washington Capitals ausscheiden sollten.
Nächste Aufgabe gegen Norwegen
Kronprinz Frederic hatte die WM mit einer anscheinend schönen Rede eröffnet, wobei die des Dänischen mächtigen Zuschauer beim Zuhören klar im Vorteil waren. Jedenfalls war die Stimmung prächtig unter den knapp 10 000 Zuschauern in der „Boxen Arena“, auch die rund 500 deutschen Fans hatten gute Laune und wohl auch viel Geld mitgebracht, gemessen an den Preisen für alkoholische Getränke in Dänemark. „Sauft so, wie wir spielen“, lautete eine per Transparent vorgetragene Forderung an das deutsche Team.
Die junge Mannschaft um Jungstar Leon Draisaitl (Edmonton) ging das aber nüchtern an und konnte bis Mitte des Spiels auch ein 0:0 halten, dann aber nutzten die Dänen eine Strafzeit zur Führung durch den gebürtigen Schweden Jesper Jensen. Draisaitl hatte danach einen starken Moment und glich zum 1:1 aus. Dann hatte Draisaitl einen schwachen Moment und Frederik Storm traf im zweiten Powerplay zum 2:1 für die WM-Gastgeber. Doch die Deutschen gaben nicht auf, Yasin Ehliz traf im letzten Drittel zum 2:2. Danach war Sturms Team dem 3:2 näher als der Gegner, es ging aber trotzdem in die Verlängerung und schließlich ins Penaltyschießen. Dort traf kein Deutscher, aber Franz Nielsen für Dänemark – ein Mann aus Herning.
Was der Punkt für die deutsche Mannschaft bedeutet, lässt sich bei sieben Vorrundenspielen im Turnier wohl erst frühestens am Sonntag nach dem zweiten WM-Spiel der Deutschen gegen Norwegen sagen.