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Exorbitante Gehälter wie das von Lionel Messi kann nur von reichen Vereinen gestemmt werden - so wird die Ungleichheit zementiert. 
© Nick Pott/imago

Gutachten zur Gehaltsobergrenze im Fußball: Wo ein Wille ist, kann auch ein Salary Cap möglich sein

Bisher galt ein Salary Cap im Fußball für rechtlich nicht durchsetzbar. Doch neue Gutachten zeigen, dass dies durchaus machbar wäre. Nun ist der Fußball am Zug.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Salary Cap möglich. Sogar im Fußball. Das ist das Ergebnis zweier Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags. Die konkrete Ausgestaltung sei entscheidend, dann wäre dies auch rechtlich zulässig. Und: Eine Gehaltsobergrenze müsste von Verbandsseite eingeführt werden. Da es um eine europäische Rechtsfrage geht, also von der Uefa.

Seit Jahren geistert das Konstrukt eines Salary Caps durch den Fußball. Bisher wurde es von den Klubs stets mit der Begründung abgelehnt, dass es nicht mit EU-Recht vereinbar sei – von wegen: „Kartellrecht“, „freie Arbeitsplatzwahl“ und „Selbstbestimmungsrecht“. Nun könnte sich etwas tun, die Deutsche Fußball-Liga (DFL) will die Gutachten den Klubs schon am Dienstag auf der Mitgliederversammlung vorstellen.

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Und dann? Müssen die großen Vereine zeigen, ob es ihnen wirklich wichtig ist, dass es so etwas wie einen fairen Wettbewerb auf nationaler und internationaler Ebene geben soll. Denn die exorbitanten Gehälter und Ablösesummen sind nur noch von den reichen Teams zu stemmen. Ob die wirklich daran interessiert sind, ihre Vormachtstellung so einfach in Frage zu stellen?

Im Moment läuft es so: Erfolge in der Champions League werden mit viel Geld belohnt. Das wiederum wird eingesetzt, damit die eigene Mannschaft immer besser wird und es noch mehr Erfolge gibt. Am Ende geht dies zu Lasten der Konkurrenz vor allem in den nationalen Ligen – siehe Bayern München, Juventus Turin oder Paris St. Germain.

Ein Salary Cap würde die Chancengleichheit vergrößern

Ein Salary Cap könnte dafür sorgen, dass die sportliche Chancengleichheit wieder größer wird. Doch das ist nicht der einzige Fakt, der dafür spricht. Viel mehr geht es darum, den Fußball wieder greifbarer zu machen. Die Gehälter, die für Profis gezahlt werden, haben längst ein Niveau erreicht, das für Normalsterbliche nicht mehr fassbar ist. So mancher Klub kommt da an seine wirtschaftlichen Grenzen – siehe Schalke 04, wo zuletzt schon über einen freiwilligen Salary Cap nachgedacht wurde.

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Dem Fußball könnte ein bisschen mehr Vernunft nicht schaden, auch weil seine gesellschaftliche Akzeptanz während der Coronavirus-Krise arg gelitten hat. Deshalb täten die Vereine gut daran, das Thema einer Gehaltsobergrenze nicht gleich abzumoderieren. Denn geredet wurde in der Vergangenheit viel, getan hat sich wenig: Der Fußball hat sich zunehmend von den Fans entfernt, weil längst das Geld im Mittelpunkt zu stehen scheint und nicht mehr das schnöde Resultat.

Wenn ein Salary Cap möglich ist, sollte ergebnisoffen darüber diskutiert werden. Dafür müssten womöglich einige verzichten lernen, die zuletzt immer nur noch mehr wollten. Dies wäre allerdings durchaus im Interesse des eigenen Daseins. Der richtige Zeitpunkt könnte dafür nun gekommen sein. Die Frage ist: Wie ernsthaft will sich der Fußball tatsächlich mit dem Thema beschäftigen?

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