Gehälter im Profifußball: Nur in den europäischen Grenzen
Der deutsche Fußball diskutiert darüber, die Spielergehälter zu beschränken – einfach ist das aber nicht. Eine nationale Lösung bringt nichts, nur eine europaweite Regelung würde funktionieren. Sonst würden gut verdienende Stars die Bundesliga verlassen.
Berlin - Das Thema hat keinen Anfang, und – so scheint es – es hat auch kein Ende. „Das ist ein Karussell, das sich einmal im Jahr dreht“, sagt Wolfgang Holzhäuser, der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen. Inzwischen aber hat das Karussell beträchtlich an Fahrt aufgenommen. Auch angesichts der Finanzkrise ist die Frage, ob der Profifußball eine Gehaltsobergrenze einführen soll, wieder aktuell. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat sich des Themas angenommen, bei vielen Bundesligisten stößt sie damit auf Wohlwollen.
„Ein Weg wäre, die Ausgaben für den Personalbereich zu begrenzen“, hat DFL- Präsident Reinhard Rauball angeregt. Wie das gehen könnte? „Indem man zum Beispiel festschreibt, dass maximal nur 50 Prozent des Budgets dafür ausgegeben werden dürfen.“ Allerdings weiß auch Rauball, dass eine solche Initiative nur europaweit funktioniert. Sonst würden gut verdienende Stars wie Franck Ribéry ihr Geld einfach in anderen Ligen verdienen.
Der DFB plant eine Initiative bei der Uefa
National trifft die Initiative auf Zustimmung. Schalke und Hannover haben sich der Forderung angeschlossen, und auch Wolfgang Holzhäuser findet es „grundsätzlich richtig, regulierend einzugreifen“. Selbst Bayerns Aufsichtsratschef Franz Beckenbauer hält Gehaltsobergrenzen für „sinnvoll, aber schwer durchzusetzen“. Auch er weiß: Eine nationale Lösung bringt nichts.
DFB-Präsident Theo Zwanziger hat nun eine Initiative des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) beim europäischen Verband Uefa angekündigt. Wie wichtig eine europäische Lösung ist, lässt sich schon daran ermessen, dass die Bundesliga die einzige der großen Ligen Europas ist, in der der Anteil der Gehälter am Umsatz unter 50 Prozent liegt. In England, Frankreich, Spanien und Italien wird die 60-Prozent-Marke überschritten.
Hertha wird seinen Gehaltsetat senken
Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef der Bayern, glaubt, dass ein sogenannter Salary Cap den Fußball wieder gesünder machen würde. Ilja Kaenzig, der frühere Manager von Hannover 96, hält die ganze Diskussion dagegen für überkommen. „Im ersten Satz stellt man fest, dass eine Begrenzung sinnvoll ist, im zweiten, dass es nicht geht“, sagt Kaenzig, der inzwischen ein Consulting-Unternehmen betreibt. Die Frage ist, ob die Finanzkrise nicht ohnehin zu einer Genesung führt. In England spüren einige Vereine bereits die Auswirkungen. Es ist gut möglich, dass der überhitzte Markt sich wieder beruhigt. „Die Krise korrigiert gewisse Auswüchse“, sagt Kaenzig. Hertha BSC zum Beispiel wird seinen Gehaltsetat in der kommenden Saison wieder unter 30 Millionen Euro reduzieren.
Mit Tricks ist die Obergrenze zu umgehen
Ein weiteres Problem einer Gehaltsobergrenze wäre ihre praktische Umsetzung. Das zeigt auch der Blick in die USA, wo es bereits einen Salary Cap gibt. In den großen Ligen im Eishockey, Basketball und American Football, aber auch im Fußball schließen die Klubs mit Spielergewerkschaften vor jeder Saison Verträge, die Höchst- und zum Teil Untergrenzen für die Gehaltszahlungen der Teams festlegen. Die Grenze für die aktuelle Basketballsaison liegt bei 59 Millionen Dollar pro Team. Für Spieler selbst gibt es ebenfalls Grenzen. So verdient Dirk Nowitzki derzeit umgerechnet zehn Millionen Euro pro Spielzeit, den Höchstwert. Die Ausführungsbestimmungen beim Salary Cup umfassen allerdings mitunter 500 Seiten, in denen alle Regelungen und Ausnahmen festgeschrieben sind. Getrickst wird trotzdem. So bekommen Spieler immer mal wieder Verträge über das Saisonende hinaus und werden somit länger entlohnt als nötig.
Aus einem Vertrag werden fünf Einzelverträge
Die Frage, wie man solche Missbräuche bestrafen soll, beschäftigt auch die Juristen bei der DFL und beim DFB. „Das Wichtigste ist, dass man eine Umgehung der Grenzen ausschließen kann und, so sie denn vorkommt, auch sanktioniert“, sagt DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Im unterklassigen Fußball gibt es solche Erfahrungen bereits. So müssen Vertragsamateure eigentlich so viel Geld verdienen, dass sie als sozialversicherungspflichtig gemeldet werden. Mancher Klub versucht deshalb, einen 1500-Euro-Vertrag in fünf Einzelverträge zu stückeln. Und es sei auch schon mal vorgekommen, dass Familienmitglieder eines Spielers plötzlich angebliche Arbeiten für den Verein in Rechnung stellen, erzählt man sich in Funktionärskreisen. Die Ahndung solcher Schummeleien übernimmt der Staat. Sie sind strafbar.
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