Reform der Sportförderung: Wo bleibt die Vielfalt im deutschen Spitzensport?
Die Reform der Spitzensportförderung setzt auf Erfolgspotenziale der Sportarten. Das birgt auch Risiken für die Vielfalt des Sports. Ein Kommentar.
Neidisch schauten deutsche Sportfunktionäre während der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro auf Großbritannien. Denn die Briten überboten im Medaillenspiegel ihr Ergebnis von London 2012 sogar. Vor vier Jahren holten sie 65 Medaillen, dieses Mal 67. Das bedeutete Platz zwei im Medaillenspiegel hinter den USA.
Von solchen Zahlen sind die Deutschen weit entfernt, Steigerungen schafften sie zuletzt überhaupt nicht. 42 Medaillen waren es in Rio, zuvor in London 44 – seit Barcelona 1992 werden es stetig weniger. Um den Abwärtstrend zu stoppen, arbeitet das Innenministerium gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund seit fast zwei Jahren an einer Reform der Spitzensportförderung. Am Mittwoch hat Innenminister Thomas de Maizière die Eckpunkte im Sportausschuss des Bundestages vorgestellt. Es soll dabei mehr um die zukünftigen Erfolgschancen einer Sportart gehen, statt um vergangene Erfolge. Zudem sollen nicht mehr der Wahlkreis oder Verbandsinteressen entscheiden, ob und wie gefördert wird.
Das klingt sehr gut und vernünftig. Damit sind aber auch Risiken verbunden. Denn die Briten, die das große Vorbild sind, gehen bei ihrer Förderung radikal vor. Sportarten ohne Medaillenaussichten bekommen nichts. Sportarten, bei denen viele Medaillen zu holen sind, werden mit Geld überschüttet. Das ist zwar schön für den Medaillenspiegel, aber schlecht für die Vielfalt.
In Rio begeisterten auch deutsche Athleten, die keine Medaille holten, wie der Turner Andreas Toba. Sie stehen für die Vielfalt im deutschen Sport - und die ist doch schöner anzuschauen als eine Rangliste.