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Am Boden. Franck Ribéry musste mit einer schweren Knieverletzung ausgewechselt werden.
© Michael Kappeler/dpa

FC Bayern München in der Krise: „Wir sind nicht mehr die stärkste Mannschaft in Deutschland“

Die Probleme des FC Bayern sind mit dem Trainerwechsel noch längst nicht gelöst. Beim 2:2 gegen Hertha BSC wirken die Münchner erneut verunsichert.

Kurz vor Feierabend gelang Robert Lewandowski doch noch eine perfekte Finte. Er täuschte links an und ging rechts vorbei. Der Stürmer des FC Bayern München war in die Zone für die TV-Interviews geführt worden. Doch als sich Reporter und Kameraleute bereit machten, bog Lewandowski unvermittelt nach rechts ab und verschwand wortlos in jenem Teil der Katakomben, der ausschließlich Spielern und Offiziellen vorbehalten ist. So wie der Pole hielten es auch die meisten anderen Profis des Rekordmeisters. Ihnen stand nach dem 2:2 bei Hertha BSC nicht der Sinn nach ausführlichen Erklärungen.

Als Lewandowski in der 49. Minute das 2:0 für die Münchner erzielte, hätte sich ein solches Szenario wohl kaum jemand vorstellen können. Aber wie schon eine Woche zuvor, im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg, so verspielten die Bayern auch im Berliner Olympiastadion einen Zwei-Tore-Vorsprung. Nur sieben Minuten nach dem 2:0 hieß es 2:2. „Das darf so einer Mannschaft, wie wir es sind, nicht passieren“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Doch es passierte. Und es passte zu diesem gebrauchten Nachmittag, dass und wie sich Franck Ribéry Mitte der zweiten Hälfte verletzte. Der Franzose trat mit der Sohle auf den Ball und verdrehte sich dabei das Knie. Die erste Diagnose deutet auf einen Außenbandriss hin.

Die Hoffnung der Bayern, dass der Wechsel auf der Trainerposition schnelle Besserung zur Folge haben würde, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil. Nach dem Auftritt in Berlin muss man sich eher die Frage stellen: Ist das mit der Krise schon was Ernstes? „Wir sind nicht mehr die stärkste Mannschaft in Deutschland“, sagte Willy Sagnol, der unter der Woche vom Co- zum Interimstrainer befördert worden war. Diese Aussage ist durch die Tabelle der Fußball-Bundesliga belegt. Dort werden die Bayern nach sieben Spieltagen nur noch als Zweiter geführt – mit fünf Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund.

"Die Bayern sind auch nur Menschen"

Auch die weichen Faktoren sprechen nicht für die Münchner: Ihr Auftreten wirkt lange nicht mehr so unwiderstehlich wie unter Pep Guardiola; eher scheint es, als würden sich die Spieler nun wieder ausschließlich auf ihre individuelle Stärke verlassen. Ein tieferer Plan ist nicht mehr erkennbar. Die starke Anfangsphase der Bayern in Berlin spricht nur bedingt gegen diese These. Nach dem 0:3 gegen Paris St. Germain und der Entlassung von Carlo Ancelotti hatte Herthas Trainer Pal Dardai von den Münchnern eine Trotzreaktion erwartet. Die zeigten sie.

Aber als die Berliner anfingen, sich zu wehren, zeigte sich eben auch, dass den Bayern derzeit die alte Selbstverständlichkeit fehlt. „Man hat gesehen: Wenn wir ein bisschen pressen, kriegen sie Probleme“, sagte Herthas Innenverteidiger Karim Rekik. „Die Bayern sind auch nur Menschen.“

Für den Geschmack der Vereinsführung kommt die Mannschaft in diesen Wochen ein bisschen sehr menschlich daher. Innerhalb einer Woche hat sie in drei Spielen sieben Gegentore kassiert – das war unter Guardiola die Bilanz einer kompletten Halbserie. „Wir müssen mit ein bisschen mehr Disziplin spielen“, mahnte Sagnol. Zu Recht. Manche Spieler machten den Eindruck, als sei Defensive unter ihrer Würde. David Alaba und Franck Ribéry etwa überließen die linke Abwehrseite weitgehend sich selbst, was Hertha schon in der ersten Halbzeit zu einigen guten Angriffen nutzte.

Willy Sagnol wurde nach dem Spiel gefragt, ob er hoffe oder wünsche, die Mannschaft länger als nur dieses eine Spiel betreuen zu dürfen. „Es ist nicht die Frage, ob ich die Hoffnung oder den Wunsch habe“, antwortete der Franzose. „Die entscheidende Frage ist, was der Vorstand will.“ Dass er Willy Sagnol will, ist eher nicht zu erwarten.

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