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Erste Reihe. Willy Sagnol (links) war als Aufpasser für Carlo Ancelotti geholt worden, nun steht er selbst im Fokus.
© dpa

Trainer-Entlassung beim FC Bayern München: Willy Sagnol ist der Schattenmann

Wenn der FC Bayern am Sonntag in Berlin zu Gast ist, sitzt Willy Sagnol auf der Bank. Viel länger als für dieses eine Spiele wird er aber wohl nicht Trainer bleiben.

Wenn einiges kaputt gegangen ist, wie in diesen Tagen beim FC Bayern, muss erst einmal ein bisschen improvisiert werden. Im Fall des deutschen Rekordmeisters ist dabei allerdings nicht die Aufrechterhaltung des Betriebes gefährdet, denn die Mannschaft mag zwar vielleicht nicht ganz intakt sein, aber sie ist auf jeden Fall handlungsfähig – und offenbar von einer schweren Last befreit. Sportdirektor Hasan Salihamidzic erwartet nach der Entlassung von Cheftrainer Carlo Ancelotti im Bundesligaspiel bei Hertha BSC deshalb am Sonntag „eine Reaktion.“ Nicht nur Interimscoach Willy Sagnol sei gefragt sondern die Mannschaft, „alle Spieler, die auf dem Platz und nicht auf dem Platz stehen“, müssten eine geschlossene Leistung zeigen.

Salihamidzic übernimmt in diesen ereignisreichen Tagen die Moderation der Aufräumarbeiten, er ist allerdings nicht sehr auskunftsfreudig und erst recht nicht pointiert. Vor allem Fragen nach dem Anforderungsprofil des neuen Trainers beantwortete er vage und ausweichend. „Wir brauchen einen Trainer, der alle Probleme, die wir haben, anpackt und gute Lösungen für den FC Bayern findet“, sagte er am Freitag. Der neue Mann soll in der bevorstehenden Länderspielpause verpflichtet werden, eine Entscheidung ist wohl noch nicht gefallen.

Es kursieren mehrere Namen. Die am nächsten liegende Lösung heißt wohl Thomas Tuchel. Zwar sehen die Münchner im ehemaligen Dortmunder Trainer vermutlich nicht als Idealbesetzung, aber zum einen ist er – im Gegensatz zum Hoffenheimer Julian Nagelsmann – frei und zum anderen könnte er die Mannschaft rein sportlich weiterbringen. Oder besser: zurück auf den Pep-Guardiola-Kurs. Tuchel präferiert einen ähnlichen Stil wie der frühere Bayern-Trainer. Womöglich ist er derzeit der einzige Coach ohne Arbeitsverhältnis, der den hohen Ansprüchen des Rekordmeisters genügt, auf jeden Fall der einzige deutschsprachige, und deshalb Topfavorit.

Die andere Möglichkeit wäre, Sagnol bis zum Saisonende als Cheftrainer zu beschäftigen, als Statthalter für Nagelsmann. Der 40-Jährige hätte den Rückhalt der Fans. Salihamdzic schloss diese Möglichkeit nicht explizit aus. „Willy Sagnol ist die Lösung bis auf Weiteres“, sagte er. Aber vermutlich trauen den Verantwortlichen des FC Bayern dem ehemaligen Profi die Aufgabe nicht zu. Er war im Sommer auch als eine Art Aufpasser für Ancelotti und dessen italienisches Betreuerteam verpflichtet worden. Schon in der vergangenen Saison, so war zu hören, hatte man bei Bayern die Trainingseinheiten des Cheftrainers als sehr lasch empfunden.

Die Verantwortlichen hatten gehofft, der als kritisch und meinungsstark bekannte Sagnol würde seine Vorstellungen einbringen. Von Auseinandersetzungen zwischen dem Assistenten und dem Cheftrainer war aber nichts zu hören, im Gegenteil. Deshalb wird Sagnols erstes Pflichtspiel als Bayern-Cheftrainer wohl auch erst einmal wieder das letzte sein.

Salihamidzic gab zu den anstehenden Personalien keine näheren Auskünfte. Die Gründe für Ancelottis Entlassung nach der schmachvollen 0:3-Niederlage bei Paris St. Germain hatte bereits Uli Hoeneß in einem Interview mit dem Radiosender FFH erläutert. In den vergangenen Tagen habe der Trainer „noch einmal fünf wichtige Spieler auf einen Schlag gegen sich gebracht. Das hätte er nie durchgehalten“, sagte der Bayern-Präsident. „Ich habe in meinem Leben einen Spruch gelernt: Der Feind in deinem Bett ist der gefährlichste, deshalb mussten wir handeln.“ Salihamidzic hat die Aussagen von Hoeneß bestätigt und vor allem die Aufstellung gegen Paris als ausschlaggebend für die Entscheidung bezeichnet.

Er habe sich den Unmut langgedienter Profis zugezogen, „weil er sie in diesem Spiel nicht gebracht hat“. Offensichtlich war dies nur der letzte berühmte Tropfen, denn die Entwicklung und die spielerische Leistung habe man in der Chefetage, sagt der Sportdirektor „mit Sorge beobachtet. Wir haben gesehen, es wird nicht besser.“

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