Michael Preetz im Hertha-Trainingslager: "Wir haben noch ein bisschen was vor"
Manager Michael Preetz kann sich nicht vorstellen, dass Pal Dardai jemals einen anderen Verein in der Bundesliga trainieren wird als Hertha BSC.
Michael Preetz machte ein ziemlich grimmiges Gesicht, als er den Trainingsplatz betrat. Vielleicht lag es an seinem schlechten Timing. Die Spieler, die am Nachmittag gegen den spanischen Zweitligisten RCD Mallorca auf dem Platz stehen würden, kamen ihm bereits entgegen und trugen die Trainingsutensilien vom Rasen. Allein die vermeintliche B-Elf blieb noch auf dem Feld. Allzu viel bekam der Manager von Hertha BSC am Mittwochvormittag nicht mehr zu sehen. Aber das ist für Michael Preetz im Trainingslager auf Mallorca auch nicht das Wichtigste.
Reden statt zugucken – darum geht es für den 49-Jährigen. Die sieben Tage fern der Heimat geben ihm die Möglichkeit, einen intensiveren Austausch mit allen Beteiligten zu pflegen als im Alltag in Berlin. Und davon mache er auch regen Gebrauch, sagt Preetz. „Es gibt ja durchaus Gesprächsbedarf.“ Für die Spieler und die Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten geht es auf der Mittelmeerinsel um die Vorbereitung für die Rückrunde; der Manager hat eher den mittel- und langfristigen Erfolg im Blick. Das betrifft auch die künftige Spielstätte des Vereins. Ende Februar soll die Machbarkeitsstudie eines Architekturbüros vorliegen, das nach möglichen Standorten für ein neues Stadion sucht. Erst dann wird sich der Verein in dieser Angelegenheit wieder öffentlich äußern.
In erster Linie will Preetz die Mannschaft und den Trainerstab zusammenhalten. Etliche Verträge – unter anderen mit Vedad Ibisevic, Mitchell Weiser und Sebastian Langkamp – sind schon verlängert worden. Trotzdem gibt es weiterhin Handlungsbedarf. Nicht unbedingt bei Trainer Pal Dardai, der einen unbefristeten Vertrag zumindest für die Nachwuchsabteilung besitzt. Preetz aber will, dass der Ungar möglichst lange für die Profis verantwortlich bleibt. „Für uns ist völlig klar, dass Pal auch in der nächsten Saison unser Cheftrainer ist“, sagt er. Und überhaupt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er jemals einen anderen Verein in der Bundesliga trainieren wird als Hertha BSC. Wir haben noch ein bisschen was vor.“
Mit Dardais Assistent Rainer Widmayer und Torwarttrainer Zsolt Petry hat Preetz auf Mallorca ebenfalls erste Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt; er ist zuversichtlich, dass sie recht schnell nach der Rückkehr nach Berlin zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden können.
Hertha ist an Hiroshi Kiyotake interessiert, Preetz bevorzugt aber ein Leihgeschäft
Das gilt auch für Salomon Kalou, der in Palma nicht dabei ist, weil er mit der Elfenbeinküste beim Afrika-Cup antritt. Sein Vertrag läuft aus, doch Preetz hat den klaren Wunsch, „dass Salomon weiter für uns spielt“. Kalou ist mit 31 Jahren zwar nicht mehr der Jüngste, aber er besitze weiterhin einen enormen Wert, was er nicht zuletzt mit seinen fünf Saisontoren bei lediglich neun Einsätzen in der Hinrunde bewiesen hat. Im Herbst war spekuliert worden, dass Hertha sich aus finanziellen Gründen nur die Weiterbeschäftigung von entweder Ibisevic oder Kalou leisten könne. Kalou sei ein Spieler, „der einen Namen und einen Markt hat und auch andere Möglichkeiten besitzt“, Hertha wolle ihn gerne weiter in Berlin behalten. „Leisten können wir uns das schon.“
Anders als eine Verpflichtung des Japaners Hiroshi Kiyotake, der früher für den 1. FC Nürnberg und Hannover 96 gespielt hat. Der offensive Mittelfeldspieler steht seit dieser Saison beim Champions-League-Teilnehmer FC Sevilla unter Vertrag, kommt dort aber kaum zum Einsatz und will den Klub deshalb verlassen. Sevilla strebt einen Verkauf an; Hertha möchte Kiyotake aus finanziellen Gründen erst einmal leihen. Andere Verpflichtungen sind bei Hertha für diesen Winter nicht geplant. Kiyotake oder nix – doch die Sache kann sich noch ein bisschen hinziehen, bis am 31. Januar das Transferfenster schließt.
Das gilt auch für Alexander Baumjohann. Derzeit gibt es kein verlässliches Interesse an dem bald 30 Jahre alten Mittefeldspieler. Preetz fände es sinnvoll für beide Seiten, „dass wir im Winter eine Lösung finden“, dass also Baumjohann, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, den Verein wechselt. Bei Trainer Pal Dardai spielt er schon lange keine Rolle mehr. Daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.
Insgesamt sieht Preetz den Kader gut aufgestellt. Viele Spieler hätten noch einmal einen Sprung gemacht, der Konkurrenzkampf sei größer als in der Vorsaison, als Hertha am Ende aus den Europapokalplätzen purzelte. In der Hinrunde habe sich gezeigt, dass die Mannschaft auch das Fehlen wichtiger Spieler habe kompensieren könne. Herthas Manager setzt auch auf die Jungs aus dem eigenen Nachwuchs, von denen sechs in Mallorca im Trainingslager der Profis dabei sind. „Ich traue dem einen oder anderen zu, schon in der Rückrunde eine Rolle zu spielen“, sagt er.
Jordan Torunarigha, 19, hat bereits kurz vor Weihnachten einen Profivertrag unterschrieben. Er spielte am Mittwoch, im Test gegen RCD Mallorca, neben Sebastian Langkamp in der Innenverteidigung. „Ich war hochzufrieden mit ihm. Er hat es überragend gemacht“, sagte Pal Dardai nach dem 1:1. „Wenn in der Rückrunde etwas passiert, kann ich ihn bedenkenlos reinwerfen.“ Torunarigha wird ab sofort mit den Profis trainieren, genau wie Arne Maier, 18, und Florian Baak, 17, bei denen Hertha die Lizenzspieleroption gezogen hat.
„Wir haben aktuell eine tolle Truppe mit guten Typen zusammen“, sagt Preetz. Die Konstellation mit der Mannschaft und dem Trainerteam um sie herum sei etwas, „was einem Ideal nahe kommt“. Der frühere Stürmer hat inzwischen auch in seiner Funktion als Manager einige Trainingslager miterlebt. Dass es noch nie so entspannt war wie jetzt auf Mallorca, das will er trotzdem nicht behaupten. „Vor einem Jahr war es auch entspannt“, sagt Michael Preetz. „Vielleicht war's zu entspannt.“
Aufstellung: Kraft – Pekarik, Langkamp, Torunarigha, Plattenhardt – Lustenberger, Skjelbred – Esswein, Darida, Stocker – Ibisevic.
Tore: 1:0 Cano (48.), 1:1 Stocker (60.).