Vor dem Spiel gegen Hoffenheim: Wie Union nach dem Klassenerhalt in die letzten Spiele geht
Union feiert, verabschiedet sich von beliebten Spielern - und geht trotzdem konzentriert in die letzten Partien. Es gibt ja auch noch eine Stadtmeisterschaft zu verteilen.
Der Kater nach der Klassenerhalts-Party war kaum verflogen, da hatte die Petition schon ein paar Dutzend Unterschriften. An den SC Freiburg war sie gerichtet - und zwar mit der Bitte, den von dort ausgeliehenen Keven Schlotterbeck doch gefälligst in Köpenick bleiben zu lassen. Der in Weinstadt geborene Innenverteidiger gehöre mittlerweile zum 1. FC Union Berlin “wie der Wein zum Breisgau”, erklärten die Unterzeichner, und lieferten als Nachweis ein Bild vom 23-Jährigen, wie er mit frisch rasiertem Kopf und ausgestreckter Zunge den Klassenerhalt feierte.
Schlotterbeck wird aber nicht bleiben, wie Union-Manager Oliver Ruhnert am Mittwoch noch einmal bestätigte. Der Verteidiger werde zwar mit einem “weinenden Auge” zurück in den Südwesten wechseln, aber das sei eben auch Teil der Vereinbarung gewesen, sagte Ruhnert. Die Leihe war insofern für eine “Win-Win-Situation” für alle Beteiligten.
Nur noch zwei Spiele wird Schlotterbeck also für den 1. FC Union bestreiten, das erste an diesem Samstag gegen Hoffenheim (15.30 Uhr/Sky) - also nicht weit entfernt von seinem Geburtsort. Und er wird nicht der einzige sein, der sich mit einem weinendem Auge verabschiedet. Mit Rafal Gikiewicz und Sebastian Polter verlassen auch zwei weitere Fan-Lieblinge am Saisonende den Verein. Während Polter nach dem Streit um eine solidarische Gehaltsstundung aber intern suspendiert bleibt, können die Defensiv-Stars Gikiewicz und Schlotterbeck auf einen sicheren Platz in der Startelf freuen.
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Es mag nun für Union um nichts mehr gehen, aber wie Trainer Urs Fischer am Donnerstag verkündete, wolle er “die bestmögliche Mannschaft” aufs Feld schicken. “Wir haben unser Ziel erreicht. Aber diese letzten Spiele nimmst du mit in die Ferien und in die Vorbereitung, also werden wir alles investieren,” sagte Fischer. Man sei auch nach wie vor im Wettbewerbsmodus, weil Hoffenheim noch um die Europa-League-Plätze spielt und der nächste Gegner, Fortuna Düsseldorf, weiterhin akut im Abstiegskampf gefährdet ist. “Es gilt also, noch einmal eine entsprechende Leistung zu zeigen.”
Union hat noch ein paar kleine Saisonziele
Ein paar kleine Saisonziele dürfte Union auch noch haben. Ruhnert hatte zuletzt den Meilenstein von vierzig Punkten erwähnt, und auch mit Blick auf die Tabelle könnte es noch Gründe zu feiern geben. Seit Dienstag sind die Köpenicker wieder punktgleich mit Hertha BSC und könnten die viel beschworene Stadtmeisterschaft zumindest tabellarisch wieder von ihrem größeren Nachbarn erobern. Auch Schalke 04 wäre theoretisch noch zu überholen. Das sei “Anreiz genug,” sagte Fischer am Donnnerstag.
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Der große Druck ist nach dem Klassenerhalt aber nicht mehr vorhanden. Sorgen musste man sich diese Woche nur über mögliche Geldstrafen für Christopher Trimmel und Sheraldo Becker machen, die bei den Feierlichkeiten am Dienstag den Fans zu nah gekommen waren und damit gegen die Hygieneregeln der DFL verstoßen hatten. Darüber hinaus geht der Blick eher nach vorne.
Für nächste Saison ist eine Verkleinerung des Kaders geplant
Dazu gehört auch die Kaderplanung. Ruhnert hat schon eine Verkleinerung des Kaders in Aussicht gestellt. Manager, Trainer und Präsidium werden sich in den nächsten Wochen zusammensetzen, um zu entscheiden, wer neben Gikiewicz, Polter und Schlotterbeck den Verein verlassen könnte. Davor habe man aber eben noch zwei Spiele vor der Brust, warnte Fischer am Donnerstag. Zwar bestehe auch die Möglichkeit, dass ein paar Spieler nun eine Chance bekommen, die zuletzt nicht mehr so viel gespielt haben. “Sie haben doch auch das ganze Jahr ihren Teil dazu beigetragen, dass jetzt alles so aufgegangen ist, wie es dann kam,” sagte der Trainer.
Andererseits werden die scheidenden Spieler ihren Platz in der Startelf auch nicht so einfach abgeben. “Jeder ist noch heiß und will bis zum Schluss spielen,” sagte Fischer. Und warum nicht? Schließlich gibt es für Spieler wie Gikiewicz und Schlotterbeck zum ersten Mal überhaupt keinen Druck mehr, wenn sie Union ein vorletztes und letztes Mal vertreten. Die finalen zwei Wochen als eingebürgerte Köpenicker können sie einfach genießen.